Der nette Herr Krupp ist jetzt in Rente. Über vierzig Jahre stand er jeden Tag in seinem kleinen Tabak- und Zeitschriftenladen und hat zwischen zwei Kunden sehr erfolgreich viel Zeit totgeschlagen. Viel los ist hier nicht. Gegenüber hat der Herder-Verlag seine Produktion eingestellt, dafür sind die universitären Förster eingezogen. Die Lesen nicht, die machen nur Klötzle- und Zweiglescheine. Und Rauchen? Zu viel Ökogewissen - und die Waldbrandgefahr...
Keine Kundenströme wälzen sich die... weiterlesen
verschlafene Tennenbacher Straße entlang. Einzige Ziele sind das Finanzamt oder der Knast. Bei letzterem fallen vielleicht gelegentlich ein paar Schachteln Zigaretten ab, ist aber auch kein solventer Kundenkreis.
Die letzte Neuerung von Herrn Krupp war in den Siebzigern der Lotto-Automat. Pflege der Auslage? Im schönen großen Schaufenster langweilen sich ein fetter Aschenbecher und ein Zippo - auch beides Relikte einer anderen Epoche. Der nette Herr Krupp hat Zeit und nickt jedem Passanten freundlich zu - könnte ja ein Raucher sein...
Jetzt kehrt ein neuer Besen. Als erstes war der Aschenbecher weg. Dann das Zippo. Dafür lag der neue Asterix im Schaufenster. Aber nur kurz, denn ich habe ihn gleich gekauft und es war das einzige Exemplar. Jetzt locken immerhin die branchenüblichen Blätter in der Auslage zum Kauf. Dann eine Fahne - DPD-Shop. Der Hipe um die Shishas ist endlich auch in Herdern angekommen, mehrere Sorten im Angebot. Eine Flasche Cremant weist verschämt auf eine Sortimentserweiterung ins zweite legale Drogengeschäft hin.
Eine kleine Bierbank vor dem Laden lädt jetzt entkräftete Raucher und sonstige Passanten zum Verweilen ein. Der neue Chef genießt die Sonne und raucht werbewirksam eine.
Nur das alte abblätternde Namensschild über dem Eingang erinnert noch an den netten Herrn Krupp...[verkleinern]