Straußwirtschaften sind historisches Kulturgut. Von Kaiser Karl dem Großen 812 eingeführt, gewährt das Straußenrecht zweimal jährlich steuerfreien Betrieb einer Gastwirtschaft mit eigenen landwirtschaftlichen Produkten. Überall, wo der geschmückte Besen an der Straße aushängt, kann man für oft kleines Geld frische regionale Produkte erwerben und verzehren. So hat Opfingen, der Ortsteil von Green City am Tuniberg gleich drei Straußen, die natürlich in der Spargelzeit großen Andrang erfahren.... weiterlesen
Immerhin hat der Opfinger Spargel in der Region den besten Ruf.
So zog es ubiers spontan in die Sonnenbergstrauße. Eine eigene homepage wirbt mit bunten Bildern für die eigenen Weine, Flammkuchen, Maultaschen und natürlich Spargel. Außerdem im Angebot: Planwagenfahrten mit Weinprobe. Da gehören ubiers nun weniger zur Zielgruppe.
Ungewöhnlich für eine Strauße: Tische können telefonisch reserviert werden. Gelesen, getan, im Anschluss an ubiers Maiwanderung wartet also die festlich gedeckte Tafel bereits!
Bei unserer zeitigen Ankunft war allerdings kein Tisch frei. Für Gäste mit Sitzfleisch kann der Straußenwirt nur bedingt was, in anderen Kulturen wird aber zumindest unmißverständlich abgeräumt und abkassiert. Hier wurde dagegen noch eine Bestellung angenommen…
Es wurde dann eine Biergarnitur für uns.
Egal, so geht halt Strauße! Die schön gestalteten Karten lagen nebst ein paar Speiseresten vom letzten Gast noch rum, so konnte die Vorfreude schon mal angeheizt werden.
Beachtliche Auswahl der gutseigenen Weine, mehrere PiWi-Sorten und im roten Segment überwiegend Barriqueausbau. So kann sogar Tuniberger Spätburgunder schmecken!
Bei den Speisen stach ein badischer Tapasteller ins Auge - kleine regionale Spezialitäten sind immer ein guter gemeinsamer Auftakt. Und die Maultaschen mit Kartoffelsalat vegan und mit Fleischfüllung sahen ja schon im Netz mehr als gut aus - Haken dran!
“Ähhh - die sind leider aus…” Hmm, Spargel mit Schinken? “Ähhh - grad nicht…”
Die dritte Option gabs dann noch, stirnrunzelnd bestellt.
Wartezeit mit Prüfung der Bausubstanz verbracht, gefreut, daß unser Tisch nicht unter der maroden Pergola steht und gehofft, dass das Haus im Fall des jederzeit erwartbaren Kollapses zur anderen Seite umfallen möge. Das ganze begleitet von Aromen von austretendem Hydrauliköl der Zugmaschine für den Mich-kann-man-mieten-Planwagen, der als zusätzliche Sitzgelegenheit werbewirksam im Hof abgestellt war.
Die kredenzten Weine waren Bio, und das schmeckt man leider auch. Nach vier Sorten haben wir die Verkostung eingestellt. Das Mineralwasser war besser.
Ach, Nachfragen zu den badischen Tapas? Schinken war gut, Kartoffelpralinen eßbar, der Rest uninspiriert und inhomogen. Daheim wäre er als Resteteller ohne Chance.
Nächstes Mal eben eine andere Strauße. Nur von “bio” und “vegan” wird das Kulturgut Straußwirtschaft nicht getragen.[verkleinern]