Man muß auf diesen Gedenkstein schon förmlich mit der Nase drauf gestoßen werden. In meinem Fall hieß das, daß ich bei der Recherche zu Sehenswürdigkeiten in Großbeeren (südlich von Berlin) unter der Rubrik „Denkmäler“ auf den Gedenkstein aufmerksam geworden bin.
Der Gedenkstein, ein Findling mit einer Inschriftentafel, steht an der Einfahrt zum heutigen Gut Osdorf und erinnert an das Dorf Osdorf, das hier einmal stand.
Das Dorf Osdorf, nördlich von Großbeeren und damals noch eine halbe... weiterlesen
Tagesreise von Berlin entfernt, wurde vermutlich um 1250 gegründet und erstmals 1369 urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Ort ein Rittergut, welches 1875 von Berlin erworben und in ein sogenanntes Stadtgut umgewandelt wurde. Als Berliner Stadtgüter werden, meist land- oder forstwirtschaftliche Flächen außerhalb von Berlin genannt, die von Berlin zur Bewirtschaftung erworben wurden.
Berlin nutze die Osdorfer Felder zur Anlage erster sogenannter Rieselfelder, auf denen die Abwässer der Stadt entsorgt wurden.
Mit Gründung der DDR und der Aufteilung Berlins in die 4 Sektoren lag das nur ca. 200 m von der Stadtgrenze entfernte Osdorf plötzlich im Grenzgebiet zwischen Ost und West, da der angrenzende Berliner Stadtteil Lichterfelde ja zu West-Berlin gehörte.
Mit der Verschärfung des Grenzregimes der DDR zu West-Berlin verschlechterte sich auch die Lage des grenznahen Osdorf. Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13.8.1961 lag der Ort endgültig im Sperrgebiet und war den Grenztruppen und dem MfS ein Dorn im Auge.
1968 beschloß die DDR schließlich, das Dorf im Zuge weiterer Grenzsicherungsmaßnahmen zu räumen und abzureißen. Die Bewohner wurden umgesiedelt, größtenteils ins benachbarte Heinersdorf und der Ort Osdorf wurde mit Ausnahme einer Scheune abgerissen. Der Gemeindename „Osdorf“, zu dem auch Heinersdorf gehörte, blieb allerdings bestehen. Erst nach der Wende wurde die Gemeinde Osdorf 1999 zu Großbeeren eingemeindet und führt seit 2000 den Namen „Ortsteil Heinersdorf“
Rund um die alte Osdorfer Scheune entstand nach der Wende der Landwirtschaftsbetrieb „Gut Osdorf“.
Fazit: Wer nun nicht zu Sammlern von Gedenkorten mit DDR-Vergangenheit gehört, braucht sich den Weg nicht extra zu machen. Wenn man aber das Gut Osdorf mit dem Hofladen besucht, sollte man dem Gedenkstein schon einen Augenblick der Aufmerksamkeit widmen! 3 Sterne für die tragische Geschichte eines märkischen Dorfes.[verkleinern]