Etwa 7 km südlich von Berlin befindet sich die „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus (OdF)“ Großbeeren in der Ruhlsdorfer Str. gegenüber dem Neuen Gemeindefriedhof Großbeeren.
Das Denkmal bzw. die Gedenkstätte erinnert an ein Zwangslager der Nazi‘s. In Zusammenhang mit dem III. Reich denkt man bei dem Begriff „Lager“ meist an Konzentrationslager (KL / KZ), deren Außen- und Nebenlager, Vernichtungslager und vielleicht noch an Kriegsgefangenenlager (Stalag – Stammlager). Das Nazi-Regime... weiterlesen
hielt aber noch eine weitere, nicht weniger grausame Variante bereit: die sogenannten Arbeitserziehungslager (AEL), die von der Gestapo eingerichtet und beaufsichtigt wurden.
Das Lager Großbeeren wurde allerdings nicht als Straflager erbaut. Als das NS-Regime seine Pläne zum Umbau von Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ in die Tat umzusetzen begann, wollte man in Berlin zahlreiche Güter- und Verschiebebahnhöfe in der Stadt schließen und durch Neubauten im Berliner Umland ersetzen. Für Großbeeren war die Errichtung eines großen Verschiebebahnhofs geplant. Für die Unterbringung der Arbeitskräfte wurde 1938/39 in der Nähe des Großbeerener Bahngeländes ein Barackenlager für Bahnarbeiter errichtet. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde der Aufbau von „Germania“ im Prinzip gestoppt und auch die Baumaßnahmen im Berliner Umland eingestellt bzw. bei kriegswichtigen Projekten in verkleinerter Form fortgeführt. Auch die Arbeiten in Großbeeren wurden eingestellt und das Bahnarbeiterlager geräumt.
Nach Kriegsbeginn gegen die UdSSR wurde das Barackenlager Ende 1941 für etwa 1 Jahr als Kriegsgefangenenlager (Stalag) für tausende sowjetische Kriegsgefangene genutzt. 1200 sowjetische Soldaten überlebten die Gefangenschaft im Lager Großbeeren nicht. Nach der Auflösung des Stalag übernahm die Gestapo das Lager Großbeeren, das nun als Zweiglager des „AEL Berlin-Wuhlheide“ genutzt wurde. Die Gestapo nutzte das „AEL Großbeeren“ als Erziehungslager sowie als Durchgangslager für Häftlinge auf ihrem Transport in Konzentrationslager.
Die Gestapo versuchte Deutsche sowie auffällig gewordene Fremd- und Zwangsarbeiter durch Zwangsarbeit zu disziplinieren bzw. zu gewünschter Arbeitsdisziplin „zu erziehen“. Die Haftbedingungen waren ähnlich unmenschlich wie im Konzentrationslager. Von 1942 bis 1945 starben ca. 1300 Häftlinge aus 24 Ländern im AEL Großbeeren.
1942 hatte man 200 verstorbene Häftlinge noch anonym an der Mauer des gegenüberliegenden Gemeindefriedhofs beigesetzt. Anschließend nutzte man eine ehemalige Kiesgrube gegenüber des Friedhofs für die Beerdigungen. Hier fanden 1197 tote Häftlinge in Massengräbern ihre letzte Ruhe.
Bereits 1947/48 wurde von den Behörden in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone die Gedenkstätte in der Kiesgrube, die nun ein Friedhof war, errichtet. Die DDR-typische Bezeichnung „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ wurde auch nach 1990 beibehalten.
Am Eingang zur Gedenkstätte erinnert eine schlichte Tafel an die Opfer: „Zum Gedenken an die im faschistischen Arbeitserziehungs- und Gestapodurchgangslager Großbeeren umgekommenen und hier in einer Kiesgrube in Massengräbern bestatteten 1197 Häftlinge“.
Die eigentliche Gedenkstätte befindet sich in der ehemaligen Kiesgrube, in die man über eine Treppe gelangt. Gegenüber der Treppe, am Ende eines Kieswegs, steht das Denkmal von 1947 mit den Inschriften der damaligen Zeit. Der Spruch „Die Bevölkerung des Kreises Zossen ….“ resultiert aus der damaligen Verwaltungsgliederung. Großbeeren gehörte damals noch zum Landkreis Zossen. Auf flankierenden Tafeln sind die Opferzahlen nach Nationen aufgelistet. Eine später zusätzlich angebrachte Granittafel mit deutscher und französischer Inschrift erinnert an die hier ums Leben gekommenen französischen Zwangsarbeiter. Neben dem Denkmal steht ein kleiner Gedenkstein, mit dem die Republik Italien ihrer hier ums Leben gekommenen Bürger gedenkt.
Von 2001 bis 2002 wurde die Gedenkstätte umfassend rekonstruiert, saniert und erweitert. Auf dem alten Denkmal sind die Opfer nach Staat und Opferzahl aufgeführt. Bei der Erweiterung hat man den Toten nun ein Stück ihrer Identität wieder gegeben. Auf 10 liegenden Metalltafeln sind, getrennt nach Nationen, die Toten namentlich mit Geburts- und Todestag (soweit bekannt) aufgeführt.
Fazit: Das Grauen der Nazi-Zeit beschränkt sich nicht bloß auf die großen Konzentrations- und Vernichtungslager. In vielen kleineren Lagern gab es ähnliches Leid mit vielen gequälten und getöteten Menschen. Das Lager Großbeeren ist eines dieser kleineren und unbekannteren Lager. Ich muß zugeben, daß mir das Lager Großbeeren bis zu meiner Internetrecherche über Großbeeren kein Begriff war.
Ein Ort der Besinnung und des Nachdenkens.[verkleinern]