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Würde der alte, historische Friedhof von Großbeeren (etwa 7 km südlich von Berlin) etwas einsamer und abgelegener liegen, wäre es ein verwunschener Ort. So liegt der recht kleine, heute parkähnliche Friedhof/Kirchof mitten im Ort, tangiert von einer Hauptverkehrsstraße, wodurch das Caspar-David-Friedrich-Flair ein wenig leidet.
Der Friedhof gehört zu den Sehenswürdigkeiten von Großbeeren. Im Zentrum steht die Schinkel-Kirche und 3 Denkmäler für die Schlacht bei Großbeeren vom 23.8.1813, in... weiterlesen der preußische Truppen mit ihrem Sieg über Franzosen und Sachsen eine erneute Besetzung Berlins durch Napoleon verhinderten.
Der Friedhof hat eine jahrhundertelange Geschichte. Am 23.8.1813 wurde der Kirchhof zum Schlachtfeld. Preußische und französische Truppen kämpften während der Schlacht bei Großbeeren erbittert um die paar Quadratmeter. Die Preußen unter General Friedrich Wilhelm v. Bülow gewannen das blutige Ringen und vertrieben die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Sachsen unter Marschall Oudinot und General Reynier aus Großbeeren. 1817 wurde ein erstes preußisches Siegesdenkmal auf den Friedhof errichtet und 1830 schenkte der Kirche der Gemeinde als Dank die heutige „Schinkel-Kirche“. Die ursprünglich hier stehende Dorfkirche war im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zerstört worden.
Auf dem Friedhof selbst finden vermutlich seit dem Ende des des 19. Jahrhunderts keine Beisetzungen mehr statt. Das jüngste Grab ist das des Pfarrers Nithark von 1891. Der heutige Gemeindefriedhof befindet sich einige 100 m entfernt in der Ruhlsdorfer Straße. Die meisten Gräber, vor allem im südlichen Teil sind eingeebnet. Lediglich östlich und nördlich der Schinkel-Kirche findet man noch alte Grabstellen. Die meisten Grabmale und Grabsteine sind verloren gegangen oder liegen umgestürzt neben den Gräbern. Die Inschriften sind verwittert und unleserlich.
Die Ausnahmen bilden das oben schon erwähnte Pfarrersgrab und die Grabstelle des Steinmetz Schlicht, der 1853 bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. Daneben erinnern 3 Denkmäler auf dem Friedhof an die Schlacht bei Großbeeren vom 23.8.1813.
Das älteste Denkmal für die Schlacht ist der sogenannte Obelisk nördlich der Kirche. Bereits 1817 ließ König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen von dem berühmten Berliner Baumeister Karl-Friedrich Schinkel das Denkmal entwerfen und errichten. Der Obelisk ist ein typisches Schinkel’sches Bauwerk. Auf einem steinernen Fundament steht ein grün gestrichener 5,50 m hoher gußeiserner Obelisk in Form einer gotischen Fiale (spitz auslaufendes Türmchen), wie man sie ähnlich auch an gotisches Kirchen und Domen findet. Ein Denkmal ganz im neogotischen damaligen Zeitgeschmack. Bekrönt wird der Obelisk von einem Eisernen Kreuz, daß die Initialen „FW“ (für Friedrich Wilhelm v. Preußen) und die Jahreszahl 1813 trägt.
Die Nordseite trägt unter einem Kranz die vergoldete Inschrift „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhn in Frieden. Gr. Beeren den 23. August 1813“. Anläßlich des 4. Jahrestages der Schlacht wurde das Denkmal im August 1817 festlich eingeweiht. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Obelisk restauriert.
Das zweite Denkmal, direkt an der Nordseite der Kirche, ist ein 1906 errichteter Gedenkstein für das preußische Grenadierregiment (2. Pommersches) Nr. 9, das in der Schlacht auf dem Kirchhof gegen die Franzosen gekämpft hatte. Der große Gedenkstein aus poliertem braunen schwedischen Granit trägt unter einem Eisernen Kreuz die vergoldete Inschrift „Den Tapferen des Colbergischen Regiments, die am 23. August 1813 diesen Kirchhof mit stürmender Hand nahmen, gewidmet vom Offizierskorps des Colbergischen Grenadier-Regiments Graf Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9. -1906“.
Direkt daneben steht das jüngste Denkmal. 2013 errichtete der sächsische Traditionsverein „Grenadier-Bataillon v. Spiegel e.V.“ (Traditionsverein des ehemaligen Sächsischen Infanterieregiments Prinz Maximilian) den Gedenkstein für die in Schlacht gefallenen Sachsen, die an der Seite der mit ihnen verbündeten Franzosen kämpften. Der schlichte Findling trägt eine Tafel mit der Inschrift: „Zum Gedenken an die in der Schlacht bei Grossbeeren am 23. Aug. 1813 gefallenen Sachsen - Gestiftet vom Gren. Bat. v. Spiegel“.
Heute sollte man die Denkmäler vielleicht nicht mehr so als Siegesmonumente sehen, sondern als Mahnmal für die über 4000 Toten, Verwundeten und Vermissten beider Seiten.
Fazit: Kirchhof/Friedhof mit den Denkmälern und Schinkel-Kirche sind sehenswert. 4 Sterne
Ergänzender Artikel siehe:
http://www.golocal.de/grossbeeren/freizeitanlagen/buelow-pyramide-YURsP/[verkleinern]
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