Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation

Neueste Bewertungen für Großbeeren im Bereich Kunst & Unterhaltung

  1. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Zu übersehen ist der Gedenkturm im Ort Großbeeren wahrlich nicht, überragt er doch alle Bauten des Ortes (ca. 7 km südlich von Berlin) um viele Meter.

    Der Turm ist mit Abstand das größte Denkmal, daß an die Schlacht von Großbeeren vom 23.8.1813 erinnert. Genügte König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen wenige Jahre nach der Schlacht noch ein recht schlichter 6 m hoher gußeiserner Gedenkobelisk nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel (steht einige Meter entfernt auf dem Alten Friedhof hinter der Schinkel-Kirche), mußte es anläßlich der 100-Jahr-Feier der Schlacht im Jahr 1913 etwas größeres sein. Und so wurde unter Wilhelm II., seines Zeichens König von Preußen und Deutscher Kaiser, der Gedenkturm im bombastischen Stil der damaligen Zeit erbaut. Schließlich mußte man dem französischen Erbfeind ja zeigen, wo der preußische, bzw. deutsche Hammer hängt.

    100 Jahre zuvor scheiterte in Großbeeren Napoleon Bonapartes Versuch, die preußische Hauptstadt erneut zu besetzen. Am 23.8.1813 besiegte während des Befreiungskriegs gegen Napoleon ein preußisches Heer die auf Berlin vorrückenden französischen und sächsischen Truppen in der Schlacht bei Großbeeren. Nach dem Ende des Waffenstillstands von Pläswitz plante Napoleon die Wiedereinnahme Berlins durch die „Armée de Berlin“ genannte Streitmacht unter Marschall Oudinot. Am 21.8.1813 standen 75.000 Franzosen und mit ihnen verbündeten Sachsen nur noch 22 km südlich vor Berlin.

    Ihnen stellte sich ein Heer aus Preußen (unter den Generälen Friedrich Wilhelm v. Bülow und Graf v. Tauentzien), Russen (unter den Generälen Woronzow, v. Wintzingerode und Tschernyschow) und Schweden (unter Kronprinz Karl Johann Bernadotte) mit insgesamt 100.000 Mann entgegen. Bereits im Vorfeld der Schlacht kam es im Laufe des 23.8. zu Gefechten zwischen französischen und alliierten Truppen. Am späten Nachmittag traf das französische Corps Reynier auf die Preußen unter v. Bülow und vertrieb sie zunächst aus Großbeeren.

    Da v. Bülow der Meinung war, nur Teile der französischen Streitkraft vor sich zu haben, entschloß er sich zum Gegenangriff. Nach Artillerievorbereitung und wegen einsetzendem Regen (das Pulver wurde naß) griffen 35.000 Preußen die französischen und sächsischen Truppen im Bajonettangriff an und vertrieben sie aus ihren Stellungen. Ein nächtlicher französischer Kavallerieangriff mit 2.000 Reitern wurde von den Preußen zurück geschlagen. Oudinot und Reynier zogen sich nach Wittenberg zurück, der Angriff auf Berlin war gescheitert. Die französisch-sächsischen Verluste betrugen 1.500 Tote, Verwundete und Vermißte. Noch einmal 1.500 Mann gerieten in Gefangenschaft. Die Preußen hatten 1.100 Tote, Verwundete und Vermisste zu beklagen.

    Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 1912 der Bau eines monumentalen Denkmals in Form eines Turms beschlossen. Anfang 1913 begannen die Bauarbeiten an dem 32 m hohen Turm, einem der ersten Gebäude aus Stahlbeton am Anfang des 20. Jahrhunderts im Deutschen Reich. Im rechteckigen Sockel befindet sich eine kleine Halle. Über dem Sockelgeschoß verjüngt sich der Turm bis ersten, säulengetragenen Plattform. Über der ersten Plattform setzt sich der Turm achteckig bis zur Aussichtsplattform fort. Den Abschluß bildet das kupferne Kuppeldach.

    In den Turm sind zahlreiche Fenster eingelassen. Schmuckelemente sind eher sparsam vorhanden. Überhaupt erinnern die Gestaltungselemente ein wenig an das Völkerschlachtdenkmal, das ja aus der gleichen Epoche datiert.

    Über dem Eingang ist der Schlußstein der Tür als Kopf eines preußischen Landwehrmanns gestaltet, bestanden die preußischen Truppen in Großbeeren doch meist aus Landwehrregimentern. Darüber ist ein Pferd, flankiert von Fahnen und Kanonen zu sehen. Die Inschrift lautet: „Hier wurde am 23. August 1813 die französische Armee von den preußischen Truppen unter General von Bülow geschlagen. Der Sieg bewahrte Berlin vor drohender französischer Besetzung.“. Unter der Aussichtsplattform sind an der Nordseite ein großes Eisernes Kreuz und Jahreszahlen „1813“ und „1913“ angebracht. Die Inschrift „Erbaut von dem Kreis Teltow“ an der Westseite des Sockels verweist auf den Auftraggeber.

    Eingeweiht wurde der Gedenkturm am 100. Jahrestag der Schlacht am 23.8.1913 in Anwesenheit des Prinzen Eitel Friedrich v. Preußen (2. Sohn von Kaiser Wilhelm II.) und des Landrats des Kreises Teltow, zu dem Großbeeren damals gehörte.

    Die folgenden Jahrzehnte überstand der Turm mehr oder weniger unbeschadet. Auch die Kämpfe am Ende des 2. Weltkrieges sowie die Zeit der DDR überstand der Turm. Nach der Wende wurde eine Generalsanierung für eine knapp Million €uro nötig. Die vielen Jahre und der um den Turm jahrzehntelang herumgeführte Verkehr der Reichsstraße/Fernstraße/Bundesstraße 101 hatten dem Bauwerk zugesetzt. Zur Stabilisierung wurde innen ein Stahlskelett eingebaut. Risse in den Mauern wurden beseitigt, die kleine Sockelhalle wurde zur Museumshalle umgebaut und eine Wendeltreppe mit 137 Stufen zur Aussichtsplattform eingebaut. Mit dem Bau der Ortsumfahrung Großbeeren und der Entwidmung der durch den Ort führenden Bundesstraße ist die Verkehrsbelastung für den Turm deutlich zurück gegangen. Seit 2001 ist der Turm nun Sonnabends im Sommerhalbjahr für Besucher geöffnet. Der Eintritt beträgt 2 €uro.

    In der kleinen Ausstellung findet man ein großes Diorama der Schlacht bei Großbeeren, genauer von den Kämpfen um den alten Kirchhof , bestehend aus hunderten Zinnfiguren. Weiterhin sind Uniformen (z.T. Repliken), Waffen, Fahnen und erklärende Texte zu sehen. Wer den Aufstieg nicht scheut bzw. körperlich dazu in der Lage ist, wird von der Aussichtsplattform mit einem grandiosen Blick auf das Umland und auf das benachbarte Berlin belohnt. Bei klarem Wetter geht der Blick bis 30 km weit. Man sieht ua. den Funkturm und die Fernsehtürme am Alex und im Grunewald.

    Fazit: Sehr empfehlenswert, vor allem für Besucher, die sich nicht scheuen, 137 Stufen zu bezwingen! 1 Stern für die dürftigen Öffnungszeiten.

    Verkehrsanbindung Großbeeren:
    Bus: 600 / 703 / 704 / 710 / 711 / 720
    Bahn: RE 4 / RE 5
    PKW

    geschrieben für:

    Museen / Freizeitanlagen in Großbeeren

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    Schroeder Vielleicht hätte den Berlinern eine zweite französische Invasion ja ganz gut getan....;-)
    Ausgeblendete 43 Kommentare anzeigen
    ubier Gelebte Geschichte - toller Beitrag!

    @Schroeder: wann war Napoleon nochmal in Tübingen?
    Schroeder Nie.
    Württemberg ergab sich schon1800 und wurde dann Königreich durch Napoleon zum 1.1.1806.
    Schroeder Sehr richtig.
    Lockere Lebensart, savoir vivre oder besser l'art de vivre, sind den Schwaben seither innewohnend.... ;-)))
    eknarf49 Und ich dachte Ihr wäret strebsam, fleißig, zuverlässig und natürlich treu, lieber Schroeder! ;-)

    @Grubmard - ich habe den Beitrag gerade noch einmal richtig gelesen und habe wieder einmal gemerkt, dass ich was Geschichte angeht viel Lücken aufzufüllen habe. Danke für den
    interessanten Bericht.
    Schroeder Beim Treffen von Herzog Friedrich (2,11 Meter groß und 200 Kilogramm schwer) von Württemberg und Napoleon soll sich folgender Wortwechsel ergeben haben:
    "Ich wußte gar nicht, dass Haut sich überhaupt soweit dehnen kann.
    Und ich bin erstaunt, dass in einem so kleinen Kopf soviel Gift stecken kann."
    bearbeitet
    ubier ...nur gut, dass die Schwaben sich nur bzgl. Körpergröße ihrem Vorbild angepasst haben, im Kopf haben sie immer noch .... ..... .....
    ubier Dachte, da liest jetzt jeder das für ihn passende rein ;-P
    grubmard Wie lange hielten die Württemberger als Dank fürs Krönchen dem kleinen Korsen doch gleich die Nibelungentreue - achja - bis zur Völkerschlacht bei Leipzig!!
    Schroeder "Furchtlos und treu" heißt es wohl deshalb im Württembergischen Wappen... :-(
    grubmard Ja, ja - wenn man Umgang mit den falschen Leuten hat ... und nichts dazu gelernt - siehe 1866. Habt ihr aber Schwein gehabt, daß es Euch nicht ergangen ist wie den Hannoveranern!
    Schroeder ... Glück zuerst und dann noch die Badenser gefressen.... so sehen Sieger aus!!!!
    grubmard Also an mangelnderm Selbstbewußtsein leidet ihr da unten wirklich nicht!!

    Sollte ich im Juli tatsächlich den Weg nach T finden, werde ich vorher meinen Wagen mal in dezentes preußisches "Schwarz-Weiß" umlackieren lassen
    grubmard @erknarf: Manchmal staune ich selbst, was ich so alles ausbuddele, was ich zwar vorher schon mal gehört hatte, aber erst für hier vertieft habe. Ich vermute, daß eine oder andere historisch Unbekannte werde ich hier noch unter die Leute bringen!
    opavati® Glückwunsch zum Heimatkunde-Daumen, nun hast du noch mehr Eisen im Feuer und kannst noch was gewinnen ...
    grubmard Die Gewinne sind mir recht schnuppe. Likes und anerkennende Kommentare der Mituser finde ich viel schöner!
    Exlenker Sehe ich genauso - grubmard. Aussagekräftiges und Geschichtliches gefällt mir immer recht gut.
    ubier @Schroeder: "Furchtlos und treu"? Das hast Du falsch in Erinnerung: "Fürchterlich treulos" steht da...
    Schroeder @ Baden: Zu euch halten wir ja jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit... damit ihr nicht verhungert... ;-)) bearbeitet
    grubmard Der südwestliche Bruderzwist scheint ja noch interessant zu werden. Schade das ich mich ausklinken muß - Sommerliche Geburtstags-Garten-Feier, also nicht meine, vielmehr als Gast!
    ubier Wer wen alimentiert muß mal noch geklärt werden, es heißt zwar Würstchenberg, ihre einzige kulinarische Errungenschaft sind aber bäppige Spätzle...

    Eine Schlacht würde sicher nicht auf dem Schauinsland stattfinden - da gibt es eine Visumspflicht für Schwobbe. Der Killesberg ist da geographisch und auch vom Namen her geeigneter!
    Schroeder Wie wäre es mit 72393 Killer zum Duell?!
    Spätzle, Maultaschen, Rostbraten, Bubespitzle, Kartoffelsalat (Legende), Brezeln.....soll ich weiter machen?!
    Was fällt uns von der anderen Seite ein................................
    Schäufele, verkochtes Schweinefleischteil.....
    ubier ... Bin mit meinen Gelbfüßlern auf dem Weg nach Killer. Klar, dass hinter der schwäbischen Spätzlegrenze das Funkloch beginnt...
    ubier mir ist jetz auch grad die Streitaxt aus der Hand gefallen.
    Sir Thomas eine richtig spannende Lektüre, lieber grubmard. Natürlich mit Siegerkranz. Die Rheinprovinz grüßt zum 200 - jährigen Gedenken.
    FalkdS Klasse Bericht und Informationsgehalt, Geschichtsunterricht vom Feinsten, Danke!
    Glückwunsch zum Daumen!
    bearbeitet
    Eberhard W. Ein hochinteressanter Beitrag für alle Geschichts-
    freaks! Glückwünsche zum Däumchen !
    Der Beitrag von Nike
    wurde vom Verfasser der Bewertung bzw. des Forenbeitrags ausgeblendet.

    bestätigt durch Community

    1.
  2. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Saisonale Öffnungszeit: von Ostern bis Erntedank nur Sonn- und Feiertags von 14 – 17 Uhr!

    Verkehrsanbindung Großbeeren:
    Bahn: RE 4 / RE 5
    Bus: 600 / 703 / 704 / 710 / 711 / 720
    PKW

    Es war einmal ein König, der wollte seinen in einer furchtbaren Schlacht genauso heldenhaft wie sinnlos gefallenen Soldaten vor der Kirche im Ort des Geschehens ein Denkmal setzen. Allein, daß Dorf hatte keine Kirche mehr und so griff der König tief in sein Geldsäckel und spendierte dem Dorf eine neue Kirche.

    Der kleine Geschichte ist real. Der König war Friedrich Wilhelm III. v. Preußen, die Schlacht war die von Großbeeren vom 23.8.1813, in der preußische Truppen den Vormarsch der Franzosen auf Berlin stoppten. Der Ort ist Großbeeren, ca. 6 km südlich von Berlin.

    In der Nacht zum 10.10.1760 war die alte Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) von russischen und österreichischen Truppen niedergebrannt worden. Geldmangel verhinderte den Wiederaufbau. Der alte Kirchhof wurde weiter als Friedhof genutzt. Während der Schlacht bei Großbeeren fanden hier heftige Kämpfe statt.

    Nach dem Ende der Befreiungskriege ordnete der preußische König 1816 an, daß an den Orten der wichtigsten Schlachten Denkmäler zu errichten sind. Zwei dieser identischen Denkmäler nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel befinden sich in Großbeeren und Niedergörsdorf (für die Schlacht bei Dennewitz vom 6.9.1813).

    In Großbeeren sollte das Denkmal an der Kirche aufgestellt werden. Als der König erfuhr, daß die Großbeerener Kirche seit fast einem halben Jahrhundert zerstört war, befahl er den Wiederaufbau der Kirche. Bereits in den Jahren zuvor hatten Berliner Bürger bei Siegesfeiern Geld für den Wiederaufbau gesammelt. Der Regierungspräsident der Provinz Brandenburg, M.F. v. Bassewitz beauftragte im gleichen Jahr Schinkel mit dem Entwurf für eine Denkmalkirche.

    Anders als heute spielte damals Geld bei Bauvorhaben wohl doch eine Rolle. Der Schinkelsche Entwurf wurde von der brandenburgischen Provinzregierung aus Kostengründen abgelehnt. Sie ließ den Entwurf überarbeiten, womit Schinkel aber nicht einverstanden war. Er wollte „seine“ Kirche gebaut haben, der Regierungspräsident stimmt schließlich dafür, der König aber dagegen.

    Bei anderen Baumeistern wurde ein völlig neuer Entwurf in Auftrag gegeben. Die so geplante Kirche sollte nur noch mit einen Bruchteil der Schinkelschen Baukosten zu Buche schlagen. Diese nun sehr einfache Kirche fand die Provinzregierung aber zu mickrig für das zu würdigende Ereignis und auch dieser Entwurf wurde gekippt. Nach wochenlangen Debatten reichte es dem König schließlich. Er entzog der Provinzregierung die Planung und beauftragte Schinkel erneut mit dem Entwurf für die Kirche unter der Maßgabe, eine deutlich abgespeckte und kostenreduzierte Variante zu Papier zu bringen. Der dann vorgelegte Entwurf fand Gnade in den königliche Augen und Friedrich Wilhelm III. genehmigte 1818 den Bau der Kirche.

    Im gleichen Jahr riß man die alte Kirchenruine ab. Am 5. Jahrestag der Schlacht erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Kirche, 1819 war Richtfest und am 8.10.1820 erfolgte im Beisein des Königs die Kirchweihe. In den folgenden Jahrzehnten war die Kirche immer wieder Baustelle. Bereits 1827 war die Kirche vom Schwamm befallen. Eine erste Reparatur erfolgte 1838. Das mit Zinkblech gedeckte Dach und der Turm mußten 1860 instandgesetzt sowie die Wände 1865 neu verputzt werden. 1890 wurden ein neues Glockengeläut eingebaut. Die aus dem Metall der Glocke der 1760 zerstörten Dorfkirche gegossene Glocke war gesprungenen (heute im Berliner Museum Nikolaikirche).

    1895 wurde die Kirche generalsaniert: Dächer mußten neugedeckt und die Außenwände wieder neu verputzt werden. Im Innern wurden Umbauten vorgenommen. Die Kanzel bekam einen neuen Platz und das Kirchenschiff wurde farblich neu gestaltet. Ein neues Turmuhrwerk wurde eingebaut, daß bis heute seinen Dienst verrichtet. 1896 fand die Wiedereinweihung statt. 1898 veränderte man das Altarfenster und versah es mit einem Glasgemälde. Als Blendschutz gegen die Morgensonne mußte eine Altarwand vor dem Fenster aufgestellt werden. Im Jahr 1907 erfolgte die Verlegung eines neuen Fußbodens.

    1925 mußte erneut das Zinkblechdach repariert werden, bevor 1961 die Bleche durch Schieferdachziegel ersetzt wurden. 1980 begann die denkmalgerechte Sanierung, die 1984 unterbrochen werden mußte, da die schweren Schäden an der hölzernen Dach- und Gewölbekonstruktion wegen fehlender finanzieller Mittel, Fachkräfte- und Materialmangel in der DDR nicht zu beheben waren. Erst im Laufe der kommenden Jahre gelang es der Kirchengemeinde die Arbeiten weiter zuführen und die Kirche zu erhalten.

    Die Kirche:
    Schinkel wählte für die Kirche einen Grundriß in Form eines griechischen Kreuzes und für die Fassade die damals modernen Stilelemente der Neogotik und des Klassizismus. Der mit einer pyramidenförmigen, kreuztragenden Spitze abgeschlossene Turm steht im Norden. Somit bilden Turm und das Denkmal für Schlacht bei Großbeeren (Schinkel-Obelisk) eine Achse.

    Die Kirche ist ein verputzter, gelb-ocker gestrichener Backsteinbau auf einem Fundament aus den Feldsteinen der alten Dorfkirche. Das Kirchenschiff besteht aus einem zentralen Raum mit den Kreuzarmen. Im östlichen Kreuzarm befindet sich der Altar. In die anderen Kreuzarme sind hölzerne Emporen eingebaut.

    Der Altar in der heutigen Form stammt aus dem Jahr 1930, der gemauerte Altartisch wurde 1961 eingebaut. Das ursprüngliche Altarbild von 1460 (Pietà mit dem Evangelisten Johannes und der Heiligen Barbara) wurde 1977 gestohlen und 2006 durch eine naive Kopie ersetzt. Geschmückt ist der Altar mit einem großen Kruzifix und den Darstellungen der 4 Evangelisten.

    Das Taufbecken wurde von Schinkel entworfen. Das vom König 1820 gestiftete Becken hat einen Corpus aus Eichenholz, der von 4 Engeln aus Zinkguß flankiert wird. Das Leuchterpaar neben dem Altar stammt aus dem Jahr 1900.

    Die ursprüngliche Orgel von 1820 wurde mehrmals repariert und umgebaut nachdem sie bereits 1835 wegen Feuchteschäden erstmals unbespielbar war. Die heutige Orgel im nördlichen Kreuzarm stammt aus dem Jahr 1912 vom Potsdamer Orgelbauer Alexander Schuke und wurde 1991 von der Firma Schuke generalüberholt.

    Ein besonderer Hingucker wäre das Altarfenster, wenn es nicht durch den Altar verstellt wäre. Das Glasgemälde wurde von Carl Busch entworfen und im Königlichen Institut für Glasmalerei Berlin-Charlottenburg hergestellt. Die Fensterrose zeigt den thronenden Christus mit dem geöffneten Buch des Lebens, umgeben von Symbolen für die 4 Evangelisten. Das große Fenster darunter zeigt im Mittelteil zeigt den Erzengel Michael, Schutzpatron der Deutschen, als Sieger über einen Drachen in Menschengestalt. Das Bild ist eine Allegorie auf den preußischen (deutschen) Sieg über die Franzosen in der Schlacht bei Großbeeren vom 23.8.1813, worauf auch das Eiserne Kreuz mit preußischem Wappen verweist. Damit hat sich auch der preußische Staat als Kirchenstifter verewigt. Flankiert wird der Erzengel von den Allegorien der Tugend, Klugheit, Gerechtigkeit , Tapferkeit und Mäßigung.

    Fazit: Die von der Gemeinde für Gottesdienste und Kulturveranstaltungen genutzte Kirche ist sehr sehenswert. Einen Stern Abzug gibt es für die Öffnungszeiten, aber mehr ist durch die ehrenamtlichen Gemeindemitglieder nicht drin. In der Kirche kann man Postkarten und Informationsbroschüren zur Kirche käuflich erwerben. Für das nötige Hintergrundwissen zur Kirche gibt es ein Informationsblatt und die Gemeindemitglieder vor Ort stehen auch gerne Rede und Antwort.
    Eintritt wird nicht erhoben, Spenden werden aber dankbar angenommen!

    geschrieben für:

    evangelische Kirche / Kultur in Großbeeren

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    Kati M Wooohooooooooo.....300 Bewertungen! Herzlichen Glückwunsch zum Daumen und natürlich auch zur gelungenen Bewertung! :) Wir freuen uns schon auf die nächsten 300!
    Ausgeblendete 37 Kommentare anzeigen
    grubmard Das war ja mal 'ne blitzartige Reaktion - Danke. Die nächsten 300 sind schon angedacht bzw. in Arbeit. Da ich keine Death-Line habe, wann ich aufhöre kommt da bestimmt noch einiges.

    Zur Kirche kommen später noch ein paar Bilder mehr.
    opavati® Glückwunsch und weiter so .... Kati, darfst Du die CM vertreten oder ist Dein Zuspruch privat? ;-)
    ubier Toller und anlaßwürdiger Beitrag. Der arme Schinkel kann einem posthum fast Leid tun! Die "Sparkirche" ist dann durch eine hohe Reparaturanfälligkeit wahrscheinlich so teuer geworden wie der ursprüngliche Entwurf gekommen wäre...
    eknarf49 Herzlichen Glückwunsch zur 300sten Bewertung und dem verdienten GD, lieber Grubmard. Der Neid auf Sermerjungs Geschenk könnte mich fast dazu bringen, auch meinen Geburtstag hier zu veröffentlichen.
    Schroeder Tu es nicht.
    Es würde eine vernichtende Replik auf das Königreich Westfalen zur Folge haben.....
    bearbeitet
    Tikae Ich fasse es ja nicht : der Sermerling kriegt nicht nur Kirche xxl zum Geburtstag, sondern auch eine Löwen-Jubiläums-Bewertung??
    BOAH !!
    Sehr informativer Staub Grubmard. Jetzt ist das Kirchlein mehrfach geadelt :-)
    grubmard Das hat sich so als Überkreuzung ergeben.

    Aber nur kein Neid. Wenn im Geburtstagkalender mal Tikae aufgerufen wird, kriegste auch eine Geburtstagsbewertung. Und ich hoffe, es ist dann weder Kirche noch Schlachtendenkmal!

    @all: danke für das Interesse allerorten!
    Schroeder Grubmard, nimm dann einen der unzähligen Berliner Tümpel mit Chillzone, Cocktail- und Limoservice auf die Luftmatraze....
    Tikae Herr Schroeder.
    Wir sprachen von einem Geschenk.
    Keiner Disziplinierung :-D
    Tikae Liebster schwäbischer Mituser, ich verehre dich als Mann mit hochentwickelter Fantasie .
    Möchtest du angesichts mehrjähriger ...Bekanntschaft noch mal drüber nachdenken ??
    Berliner (!!!)Tümpel....Luftmatratze...tz tz
    sermerjung © Wow ,was für eine tolle Bewertung grubmard und dann noch für mich, 'Danke :-)
    Diese Bewertung ist einfach zu gut nur für einen GD....
    So Ausführlich durch die vergangenen Jahre beschrieben.
    Trotzdem Glückwunsch zum GD ...
    Ja den Fehler sparen beim Bauen bzw. aus Kostengründen etliches streichen hat sich seit damals nicht geändert ,es wird immer wieder draufgezahlt.
    Exlenker Und noch schnell eine Mitternächtliche Gratulation zum grünen Schinkel - Kirchen - Daumen.
    Daniel S 300! Grubmard, Du bist unser Frank Miller!
    Und was gibt es für einen besseren Show-Down als in der Kirche?!

    Für die vielen Text- und Erfahrungsschlachten und das Hollywoodreife Finale in Großbeeren ein ganz großes Dankeschön! Ein kleines Dankeschön wird Dich noch per PN erreichen!
    Exlenker Da muss ich doch auch gleich mal noch schnell zum 300. Beitrag gratulieren - Glückwunsch - und auf weitere 300 - 1000.
    grubmard Nochmal an Alle - vielen lieben Dank für Euer Interesse und die Glückwünsche zur 300sten!
    Ein golocal Nutzer Wahrscheinlich bin ich der letzte. Meine allerherzlichsten Glückwünsche zum hochverdienten Daumen und zum 300. Beitrag. Lieber grubmard mach weiter so.
    Kulturbeauftragte Manche Bewertungen kann man nicht, wie so viele hier, in 200 Worten "abhacken" und das zu Recht! Auch, wenn ich kein Fan der von dir beschriebenen Schlachten bin, umso mehr von der Kirche!

    Glückwunsch daher nicht nur zum 300. Beitrag (mögen noch X-Fach so viele folgen :-D), sondern zum Schinkel-Daumen in grün!
    Schalotte Klasse Beitrag. Lieben Dank dafür und einen dicken Glückwunsch zum grünen Daumen. Ein sehr aufwändig geschriebener Beitrag.

    bestätigt durch Community

    2.
  3. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Etwa 7 km südlich von Berlin befindet sich die „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus (OdF)“ Großbeeren in der Ruhlsdorfer Str. gegenüber dem Neuen Gemeindefriedhof Großbeeren.

    Das Denkmal bzw. die Gedenkstätte erinnert an ein Zwangslager der Nazi‘s. In Zusammenhang mit dem III. Reich denkt man bei dem Begriff „Lager“ meist an Konzentrationslager (KL / KZ), deren Außen- und Nebenlager, Vernichtungslager und vielleicht noch an Kriegsgefangenenlager (Stalag – Stammlager). Das Nazi-Regime hielt aber noch eine weitere, nicht weniger grausame Variante bereit: die sogenannten Arbeitserziehungslager (AEL), die von der Gestapo eingerichtet und beaufsichtigt wurden.

    Das Lager Großbeeren wurde allerdings nicht als Straflager erbaut. Als das NS-Regime seine Pläne zum Umbau von Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ in die Tat umzusetzen begann, wollte man in Berlin zahlreiche Güter- und Verschiebebahnhöfe in der Stadt schließen und durch Neubauten im Berliner Umland ersetzen. Für Großbeeren war die Errichtung eines großen Verschiebebahnhofs geplant. Für die Unterbringung der Arbeitskräfte wurde 1938/39 in der Nähe des Großbeerener Bahngeländes ein Barackenlager für Bahnarbeiter errichtet. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde der Aufbau von „Germania“ im Prinzip gestoppt und auch die Baumaßnahmen im Berliner Umland eingestellt bzw. bei kriegswichtigen Projekten in verkleinerter Form fortgeführt. Auch die Arbeiten in Großbeeren wurden eingestellt und das Bahnarbeiterlager geräumt.

    Nach Kriegsbeginn gegen die UdSSR wurde das Barackenlager Ende 1941 für etwa 1 Jahr als Kriegsgefangenenlager (Stalag) für tausende sowjetische Kriegsgefangene genutzt. 1200 sowjetische Soldaten überlebten die Gefangenschaft im Lager Großbeeren nicht. Nach der Auflösung des Stalag übernahm die Gestapo das Lager Großbeeren, das nun als Zweiglager des „AEL Berlin-Wuhlheide“ genutzt wurde. Die Gestapo nutzte das „AEL Großbeeren“ als Erziehungslager sowie als Durchgangslager für Häftlinge auf ihrem Transport in Konzentrationslager.

    Die Gestapo versuchte Deutsche sowie auffällig gewordene Fremd- und Zwangsarbeiter durch Zwangsarbeit zu disziplinieren bzw. zu gewünschter Arbeitsdisziplin „zu erziehen“. Die Haftbedingungen waren ähnlich unmenschlich wie im Konzentrationslager. Von 1942 bis 1945 starben ca. 1300 Häftlinge aus 24 Ländern im AEL Großbeeren.

    1942 hatte man 200 verstorbene Häftlinge noch anonym an der Mauer des gegenüberliegenden Gemeindefriedhofs beigesetzt. Anschließend nutzte man eine ehemalige Kiesgrube gegenüber des Friedhofs für die Beerdigungen. Hier fanden 1197 tote Häftlinge in Massengräbern ihre letzte Ruhe.

    Bereits 1947/48 wurde von den Behörden in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone die Gedenkstätte in der Kiesgrube, die nun ein Friedhof war, errichtet. Die DDR-typische Bezeichnung „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“ wurde auch nach 1990 beibehalten.

    Am Eingang zur Gedenkstätte erinnert eine schlichte Tafel an die Opfer: „Zum Gedenken an die im faschistischen Arbeitserziehungs- und Gestapodurchgangslager Großbeeren umgekommenen und hier in einer Kiesgrube in Massengräbern bestatteten 1197 Häftlinge“.

    Die eigentliche Gedenkstätte befindet sich in der ehemaligen Kiesgrube, in die man über eine Treppe gelangt. Gegenüber der Treppe, am Ende eines Kieswegs, steht das Denkmal von 1947 mit den Inschriften der damaligen Zeit. Der Spruch „Die Bevölkerung des Kreises Zossen ….“ resultiert aus der damaligen Verwaltungsgliederung. Großbeeren gehörte damals noch zum Landkreis Zossen. Auf flankierenden Tafeln sind die Opferzahlen nach Nationen aufgelistet. Eine später zusätzlich angebrachte Granittafel mit deutscher und französischer Inschrift erinnert an die hier ums Leben gekommenen französischen Zwangsarbeiter. Neben dem Denkmal steht ein kleiner Gedenkstein, mit dem die Republik Italien ihrer hier ums Leben gekommenen Bürger gedenkt.

    Von 2001 bis 2002 wurde die Gedenkstätte umfassend rekonstruiert, saniert und erweitert. Auf dem alten Denkmal sind die Opfer nach Staat und Opferzahl aufgeführt. Bei der Erweiterung hat man den Toten nun ein Stück ihrer Identität wieder gegeben. Auf 10 liegenden Metalltafeln sind, getrennt nach Nationen, die Toten namentlich mit Geburts- und Todestag (soweit bekannt) aufgeführt.

    Fazit: Das Grauen der Nazi-Zeit beschränkt sich nicht bloß auf die großen Konzentrations- und Vernichtungslager. In vielen kleineren Lagern gab es ähnliches Leid mit vielen gequälten und getöteten Menschen. Das Lager Großbeeren ist eines dieser kleineren und unbekannteren Lager. Ich muß zugeben, daß mir das Lager Großbeeren bis zu meiner Internetrecherche über Großbeeren kein Begriff war.
    Ein Ort der Besinnung und des Nachdenkens.

    geschrieben für:

    Friedhof / Kultur in Großbeeren

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    Exlenker Guter und hilfreicher Beitrag, der zu Recht den grünen Daumen verdient hat.
    Ausgeblendete 7 Kommentare anzeigen
    eknarf49 Herzlichen Glückwunsch zum GD zum wieder einmal überzeugenden Bericht.
    Siri gratuliere zum gD!

    "hilfreich"
    "gut geschrieben"

    & danke für's aufspüren ...
    Ein golocal Nutzer Absolut wichtiger und klasse geschriebener Bericht gegen das Vergessen. Immer wieder notwendig darüber zu schreiben und zu reden. Herzlichen Dank lieber grubmard und Glückwunsch zum hoch verdienten GD.

    bestätigt durch Community

    3.
  4. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Würde der alte, historische Friedhof von Großbeeren (etwa 7 km südlich von Berlin) etwas einsamer und abgelegener liegen, wäre es ein verwunschener Ort. So liegt der recht kleine, heute parkähnliche Friedhof/Kirchof mitten im Ort, tangiert von einer Hauptverkehrsstraße, wodurch das Caspar-David-Friedrich-Flair ein wenig leidet.

    Der Friedhof gehört zu den Sehenswürdigkeiten von Großbeeren. Im Zentrum steht die Schinkel-Kirche und 3 Denkmäler für die Schlacht bei Großbeeren vom 23.8.1813, in der preußische Truppen mit ihrem Sieg über Franzosen und Sachsen eine erneute Besetzung Berlins durch Napoleon verhinderten.

    Der Friedhof hat eine jahrhundertelange Geschichte. Am 23.8.1813 wurde der Kirchhof zum Schlachtfeld. Preußische und französische Truppen kämpften während der Schlacht bei Großbeeren erbittert um die paar Quadratmeter. Die Preußen unter General Friedrich Wilhelm v. Bülow gewannen das blutige Ringen und vertrieben die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Sachsen unter Marschall Oudinot und General Reynier aus Großbeeren. 1817 wurde ein erstes preußisches Siegesdenkmal auf den Friedhof errichtet und 1830 schenkte der Kirche der Gemeinde als Dank die heutige „Schinkel-Kirche“. Die ursprünglich hier stehende Dorfkirche war im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zerstört worden.

    Auf dem Friedhof selbst finden vermutlich seit dem Ende des des 19. Jahrhunderts keine Beisetzungen mehr statt. Das jüngste Grab ist das des Pfarrers Nithark von 1891. Der heutige Gemeindefriedhof befindet sich einige 100 m entfernt in der Ruhlsdorfer Straße. Die meisten Gräber, vor allem im südlichen Teil sind eingeebnet. Lediglich östlich und nördlich der Schinkel-Kirche findet man noch alte Grabstellen. Die meisten Grabmale und Grabsteine sind verloren gegangen oder liegen umgestürzt neben den Gräbern. Die Inschriften sind verwittert und unleserlich.

    Die Ausnahmen bilden das oben schon erwähnte Pfarrersgrab und die Grabstelle des Steinmetz Schlicht, der 1853 bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. Daneben erinnern 3 Denkmäler auf dem Friedhof an die Schlacht bei Großbeeren vom 23.8.1813.

    Das älteste Denkmal für die Schlacht ist der sogenannte Obelisk nördlich der Kirche. Bereits 1817 ließ König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen von dem berühmten Berliner Baumeister Karl-Friedrich Schinkel das Denkmal entwerfen und errichten. Der Obelisk ist ein typisches Schinkel’sches Bauwerk. Auf einem steinernen Fundament steht ein grün gestrichener 5,50 m hoher gußeiserner Obelisk in Form einer gotischen Fiale (spitz auslaufendes Türmchen), wie man sie ähnlich auch an gotisches Kirchen und Domen findet. Ein Denkmal ganz im neogotischen damaligen Zeitgeschmack. Bekrönt wird der Obelisk von einem Eisernen Kreuz, daß die Initialen „FW“ (für Friedrich Wilhelm v. Preußen) und die Jahreszahl 1813 trägt.
    Die Nordseite trägt unter einem Kranz die vergoldete Inschrift „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhn in Frieden. Gr. Beeren den 23. August 1813“. Anläßlich des 4. Jahrestages der Schlacht wurde das Denkmal im August 1817 festlich eingeweiht. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Obelisk restauriert.

    Das zweite Denkmal, direkt an der Nordseite der Kirche, ist ein 1906 errichteter Gedenkstein für das preußische Grenadierregiment (2. Pommersches) Nr. 9, das in der Schlacht auf dem Kirchhof gegen die Franzosen gekämpft hatte. Der große Gedenkstein aus poliertem braunen schwedischen Granit trägt unter einem Eisernen Kreuz die vergoldete Inschrift „Den Tapferen des Colbergischen Regiments, die am 23. August 1813 diesen Kirchhof mit stürmender Hand nahmen, gewidmet vom Offizierskorps des Colbergischen Grenadier-Regiments Graf Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9. -1906“.

    Direkt daneben steht das jüngste Denkmal. 2013 errichtete der sächsische Traditionsverein „Grenadier-Bataillon v. Spiegel e.V.“ (Traditionsverein des ehemaligen Sächsischen Infanterieregiments Prinz Maximilian) den Gedenkstein für die in Schlacht gefallenen Sachsen, die an der Seite der mit ihnen verbündeten Franzosen kämpften. Der schlichte Findling trägt eine Tafel mit der Inschrift: „Zum Gedenken an die in der Schlacht bei Grossbeeren am 23. Aug. 1813 gefallenen Sachsen - Gestiftet vom Gren. Bat. v. Spiegel“.

    Heute sollte man die Denkmäler vielleicht nicht mehr so als Siegesmonumente sehen, sondern als Mahnmal für die über 4000 Toten, Verwundeten und Vermissten beider Seiten.

    Fazit: Kirchhof/Friedhof mit den Denkmälern und Schinkel-Kirche sind sehenswert. 4 Sterne

    Ergänzender Artikel siehe:
    http://www.golocal.de/grossbeeren/freizeitanlagen/buelow-pyramide-YURsP/

    geschrieben für:

    Friedhof / Kultur in Großbeeren

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    Ausgeblendete 14 Kommentare anzeigen
    Schalotte Klasse Beitrag. Sehr interessant und ich würde mir diesen Friedhof auch ansehen. Erzählt doch jeder seine eigene Geschichte.
    alligateuse Klasse Beitrag. Ich werde mir das Mitte Juli mal selbst anschauen. Bin dann in der Gegend.
    eknarf49 Herzlichen Glückwunsch zum GD für einen schönen Beitrag., lieber grubmard.

    bestätigt durch Community

    4.
  5. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Wenn man hinter der Schinkel-Kirche Großbeeren (wenige Kilometer südlich von Berlin) die Ruhlsdorfer Str. vorbei am Neuen Friedhof und der Gedenkstätte für die Opfer der Faschismus bis fast zum Ende fährt, kommt man zur sogenannten „Bülow-Pyramide“ (gegenüber der Tennisplätze). Das schlichte und doch wuchtige Denkmal ist eines von mehreren, das in Großbeeren an ein Ereignis von vor über 200 Jahren erinnert.

    Am 23.8.1813 besiegte während des Befreiungskriegs gegen Napoleon ein preußisches Heer die auf Berlin vorrückenden französischen und sächsischen Truppen in der Schlacht bei Großbeeren. Nach dem Ende des Waffenstillstands von Pläswitz plante Napoleon die Wiedereinnahme Berlins durch die „Armée de Berlin“ genannte Streitmacht unter Marschall Oudinot. Am 21.8.1813 standen 75.000 Franzosen und mit ihnen verbündeten Sachsen nur noch 22 km südlich vor Berlin.

    Ihnen stellte sich ein Heer aus Preußen (unter den Generälen Friedrich Wilhelm v. Bülow und Graf v. Tauentzien), Russen (unter den Generälen Woronzow, v. Wintzingerode und Tschernyschow) und Schweden (unter Kronprinz Karl Johann Bernadotte) mit insgesamt 100.000 Mann entgegen. Bereits im Vorfeld der Schlacht kam es im Laufe des 23.8. zu Gefechten zwischen französischen und alliierten Truppen. Am späten Nachmittag traf das französische Corps Reynier auf die Preußen unter v. Bülow und vertrieb sie zunächst aus Großbeeren.

    Da v. Bülow der Meinung war, nur Teile der französischen Streitkraft vor sich zu haben, entschloß er sich zum Gegenangriff. Nach Artillerievorbereitung und wegen einsetzendem Regen (das Pulver wurde naß) griffen 35.000 Preußen die französischen und sächsischen Truppen im Bajonettangriff an und vertrieben sie aus ihren Stellungen. Ein nächtlicher französischer Kavallerieangriff mit 2.000 Reitern wurde von den Preußen zurück geschlagen. Oudinot und Reynier zogen sich nach Wittenberg zurück, der Angriff auf Berlin war gescheitert. Die französisch-sächsischen Verluste betrugen 1.500 Tote, Verwundete und Vermißte. Nocheinmal 1.500 Mann gerieten in Gefangenschaft. Die Preußen hatten 1.100 Tote, Verwundete und Vermisste zu beklagen.

    Die Pyramide, benannt nach dem preußischen Befehlshaber General v. Bülow, wurde allerdings erst fast 100 Jahre nach der für Preußen siegreichen Schlacht errichtet. Dazu sammelten Berliner Bürger auf den Feldern um Großbeeren Granitfindlinge. Der Architekt Voß und der Steinmetz Witschel aus Berlin-Schöneberg errichteten schließlich die 10 m hohe Pyramide mit viereckigem Grundriß aus behauenen Findlingssteinen auf dem einstigen Großbeerener Windmühlenhügel, der 1813 Teil des Schlachtfeldes war. Am 26.8.1906 wurde das Denkmal festlich eingeweiht.

    Zu DDR-Zeiten vernachlässigt und verwahllost, präsentiert sich die Pyramide heute wieder in gepflegtem Zustand, umgeben von niedrigen Hecken, einem begehbaren Kiesbett und flankiert von 2 Birken. Das Denkmal ist schmucklos und ohne jeden Pathos. Lediglich 2 Inschriftentafeln an Vorder- bzw. Rückseite sind an der Pyramide angebracht. Die vordere Tafel trägt die schlichte Inschrift „Zur Erinnerung an die siegreiche Schlacht bei Grossbeeren am 23. August 1813“.

    Die rückseitige Tafel trägt ein Medaillon des Generals Freiherr Friedrich Wilhelm v. Bülow (1755-1816), der später vom preußischen König als Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz in den Grafenstand erhoben wurde sowie den Spruch „Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen, nicht rückwärts“. Die originale Tafel von 1906 mit dem Bülow-Zitat: „Diesseits Berlin sollen unsere Gebeine bleichen, nicht jenseits der Spree!“ ist nach 1945 verloren gegangen. Mit diesen Worten soll v. Bülow dem Befehlshaber der schwedischen Nordarmee, Kronprinz Karl Johann Bernadotte, widersprochen haben, der sich gegen einen Angriff auf die Franzosen an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt ausgesprochen hatte. Warum man im Zuge der Denkmal-Restaurierung einen neuen, noch dazu in schlechtem deutsch gehaltenen anderen Spruch wählte, erschließt sich mir nicht.

    Fazit: Für Geschichts- und Schlachtfeldtouristen zusammen mit den anderen Denkmälern, die in Großbeeren an die Schlacht von 1813 erinnern (Denkmalturm, Alter Kirchhof) sehens- und besuchenswert.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Museen in Großbeeren

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    Ausgeblendete 14 Kommentare anzeigen
    Der Beitrag von Nike
    wurde vom Verfasser der Bewertung bzw. des Forenbeitrags ausgeblendet.
    Der Beitrag von Nike
    wurde vom Verfasser der Bewertung bzw. des Forenbeitrags ausgeblendet.
    Eberhard W. Da habe ich wieder etwas über eine Ecke unseres Landes
    dazugelern, wo ich noch nie gewesen bin. Herzliche
    Glückwünsche zum "Däumchen"!
    LUT Was für ein Beitrag! Klasse, grubmard. Meine Hochachtung und Gratulation!
    grubmard Wiedermal danke für die "Blumen". Es ist immer wieder erfrischend, so ein positives Feedback zu bekommen.

    Für mich ist auch immer wieder reizvoll, Locations zu beschreiben, die weit abseits der bekannten Touristenhotsports liegen.

    Zu Großbeeren kommen auch 2, vielleicht 3 Beschreibungen, aber wohl nicht mehr diese Woche und garantiert nicht vom örtlichen Aldi und Lidl ! :-)))
    bearbeitet
    dlh Da macht das Lesen ganz viel Freude. Gratuliere zum grünen Daumen für Deinen Text, grubmard.

    bestätigt durch Community

    5.
  6. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Wie findet man den Denkmalpfad im Südwesten von Großbeeren (südlich von Berlin, wenige Kilometer von der Stadtgrenze entfernt)? Schlecht ! Denn der Weg dorthin ist nicht ausgeschildert. Am besten, man gibt „Trebbiner Straße“ ins Navi ein und fährt dann diese Straße bis zum Ende, wo die Straße am Rand eines Neubaugebietes in einen Feldweg übergeht. Entweder man stellt den Wagen im Neubaugebiet ab oder man rumpelt die vielleicht 100 Meter bis zum Ausgangspunkt des Denkmalpfades über den Feldweg. Ist das erlaubt? Ich habe jedenfalls kein Schild gesehen, daß dies verbietet.

    Koordinaten (lt. Navi): Nord 52°20,934‘ Ost 13°17,878‘

    Der „Denkmalpfad Rieselfeld“ führt durch ein einmaliges technisches Denkmal im Berliner Umland. Rieselfelder wurden auf Berliner Stadtgütern rund um die Stadt angelegt als man begann, für Berlin eine funktionierende Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aufzubauen. Großklärwerke im heutigen Sinne gab es damals noch nicht und so blieb das Problem – wohin mit den tausenden Kubikmetern Abwasser, die die Großstadt Berlin Tag für Tag produzierte und die eine ständige epidemische Gefahr darstellte. Starben doch noch im 19. Jahrhundert tausende Berliner an der Cholera und anderen Seuchen, die der mangelnden Abwasserentsorgung der Stadt geschuldet waren. Der Stadtbaurat James Hobrecht und der Virologe Rudolf Virchow erarbeiteten eine Lösung, die bis dahin bespiellos war und dann Vorbild für andere Städte werden sollte.

    In Berlin wurde ein unterirdisches Kanalsystem aufgebaut, in dem die Abwässer gesammelt und von Pumpstationen auf die Rieselfelder außerhalb der Stadt gepumpt wurden. Um die nötigen Flächen für die Rieselfelder zu bekommen, kaufte Berlin im Umland zahlreiche Ländereien, Gutsanlagen und Rittergüter auf und gestaltete sie zu Rieselfeldern um. 1876 nahm das erste Rieselfeld im nördlich von Großbeeren gelegenen Osdorf den Betrieb auf. Die Anlage in Großbeeren folgte 1881.

    Der ständige Anstieg der Abwassermengen führte allerdings zu einer Übersättigung der berieselten Böden, so daß die Abwasserentsorgung schrittweise auf Klärwerke mit Filtersystemen umgestellt wurde. Rieselfelder wurden ua. in Klärbecken umgewandelt. Zwischen 1970 und 1990 wurden die meisten Berliner Rieselfelder wegen zu hoher Kosten und Effizienzmangel stillgelegt. Das Rieselfeld Großbeeren wurde noch bis 1996 genutzt und 1999 unter Denkmalschutz (Freiluftflächendenkmal) gestellt. Später wurde das Rieselfeld als Technisches Denkmal mit dem heutigen 2 km langen Denkmalpfad (als Rundweg angelegt) von den Berliner Stadtgütern und der Gemeinde Großbeeren erschlossen. An 7 Infopunkten gibt es Informationen zu Geschichte und Funktionsweise des Rieselfelds. Das Großbeerener Rieselfeld soll Deutschlandweit einzigartig in seinem heutigen Bestand sein.

    Ausgangspunkt des Rundweges ist das 9 m hohe Standrohr, daß dem Rieselwärter mittels Schwimmer und Signallampe Füllstand und Druckpegel signalisierte. War der maximale Füllstand erreicht, öffnete man die Absperrschieber und das Abwasser floß in die Absatzbecken.

    Diese Becken aus Beton findet man schräg gegenüber vom Standrohr. Hier setzten sich die festeren Bestandteile des Abwasser als Klärschlamm ab, während das Abwasser mit den dünnen und leichten Schwebstoffen durch Überlaufgräben in die einzelnen Rieselfelder floß. Die Absatzbecken mußten regelmäßig und von Hand vom Klärschlamm gereinigt werden. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „Scheißarbeit“.

    Die eigentlichen Rieselfelder waren einzelne, von Erdwällen umgebene Tafeln, die durch ein Grabensystem verbunden waren. 6 bis 10 Tafeln bildeten einen Rieselfeldschlag. Jede Tafel konnte separat durch Schieber abgesperrt bzw. mit Abwasser beschickt werden. Auf den Rieselfeldern versickerte dann das vorgereinigte Abwasser. Alle Tafeln wiesen ein geringes Gefälle auf, so daß das Wasser mittels verschiedener Berieselungsarten versickern konnte.

    Den tiefsten Punkt des Systems „Rieselfeld“ bildet der Abzugsgraben. In diesen mündeten die Drainagerohre, durch die das durch Versickerung, also natürliche Filterung durch das Erdreich, gereinigte Wasser der Rieseltafeln floß und durch den Abzugsgraben in die Nuthe, dann in die Havel und die Elbe und schließlich in die Nordsee gelangte. Die Felder dienten ua. zum Anbau von Kohl, Getreide, Rüben und Kartoffeln, auf den Dämmen zwischen den Tafeln wuchsen (und wachsen) Obstbäume. Obwohl die Arbeit auf den Rieselfeldern körperlich schwer und auch eckelig war, waren die Arbeitsplätze doch recht begehrt. Die Entlohnung war gut und erfolgte zu dem zum Teil in Naturalien, das heißt mit landwirtschaftlichen Produkten der Rieselfelder.

    Heute kann man, dem Denkmalpfad folgend, das Rieselfeld Großbeeren mit Standrohr, Absatzbecken, Rieseltafeln und – schlägen sowie Gräben und Wällen erwandern. Von der einstigen Geruchsbelästigung durch die Rieselfelder ist heute nichts mehr zu spüren. Zu Zeiten der Verrieselung stank die Gegend, je nach Windrichtung, kilometerweit buchstäblich zum Himmel.

    Fazit: Sehenswertes technisches Freiluftdenkmal. Allerdings läßt wegen der Bauerei im Erschließungsgebiet Trebbiner Straße die Parkplatzsituation stark zu wünschen übrig.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Museen in Großbeeren

    Neu hinzugefügte Fotos
    Bewerten

    Ausgeblendete 10 Kommentare anzeigen
    vinzenztheis Schließe mich Klausmlange an. Würde mich allerdings fragen - wenn es die Landkarte nicht gäbe - was oder wo ist Großbeeren. Nu weiß ich auch das.
    Sedina Ein Freiluftdenkmal, dort wo man früher eher keine Frischluft atmen konnte.
    Schöne interessante Beschreibung - Glückwunsch zum Grünen Daumen!
    Ein golocal Nutzer Ist man über den Berliner Ring (Achimstal) Richtung Anklam gefahren, war solch ein Rieselfeld. Das hat sogar bei geschlossenen Autofenster erbärmlich gestunken. Waren wir dort durch, die Duftnote war noch eine Weile unser Begleiter.
    ubier Sauber verrieselt. Von Millionen Menschen. Aber die Landwirte stehen am Güllepranger...

    bestätigt durch Community

    6.