Kirche mit Kirchhof/Friedhof, Schulscheue/ Museumsscheune, Pfarrgasse und Pfarrgut von 1752 vermitteln noch heute einen authentischen Eindruck eines Dorfensemble aus der Zeit der Völkerschlacht, das es so andernorts nur noch selten gibt.
Evangelische Laurentiuskirche:
Die Dorfkirche steht im Zentrum eines recht großen Kirchhofs/Friedhofs. Über die Geschichte der Kirche habe ich soviel allerdings nicht in Erfahrung bringen können.
Eine erste Kirche wurde 1295 im gleichen Jahr wie die... weiterlesen
erste Ortsnennung erwähnt. Ein Neubau bzw. eine Erweiterung der bestehenden Kirche ist für 1560 belegt. Die heutige Kirche wurde 1785 bis 1787 errichtet und war die Mutterkirche für die Filialkirchen Kleinpösna und Fuchshain.
Obwohl im Barock erbaut, ist die Innenausstattung nicht gerade barock-bombastisch sondern eher evangelisch-schlicht. Die in Ost-West-Richtung errichtete Kirche ist innen weiß gestrichen und mit einer hölzernen Orgelempore sowie einer U-förmigen Galerie ausgestattet. Hinter dem schlichten Altartisch befindet sich ein hausartiger hölzerner Einbau, der ua. die Kanzel trägt. Einzig der Taufstein und 2 bemalte Kirchenfenster sind Schmuckelemente in der Kirche.
Die Orgel scheint noch bespielbar zu sein. Aber auch das Gegenteil würde mich nicht überraschen. Als ich bei 17 Grad Außentemperatur die Kirche betrat, dachte ich, ich bin in einem Tiefkühlhaus: gefühlte -10 Grad und eine recht hohe Luftfeuchtigkeit umfingen mich. So wundert es nicht, daß die Kirche einige Bauschäden aufweist: eine gerissene Wand auf Höhe des Alters und Nässeschäden in den Wänden.
Obwohl ein Schild am Eingang eine „Offene Kirche“ versprach, war das Gotteshaus verschlossen. Lediglich der tatkräftigen Unterstützung des Mitarbeiters des benachbarten Sanitäts- und Lazarettmuseum war es zu verdanken, das sich die Kirchentür doch noch für mich öffnete.
Friedhof Seitershain:
Der relativ große Friedhof macht einen gepflegten Eindruck. An der westlichen und südlichen Friedhofsmauer befinden sich zahlreiche große Familiengrabstellen. Weitere Grabstellen befinden vor der Südfassade der Kirche. Große Namen sucht man vergebens. Auch alte Gräber gibt es nur wenige (Pfarrer Sachse 1849-1895 / Der Junggeselle Friedrich Wilhelm Thieme 1877-1897). Auch ein großer Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkrieges aus Seifertshain befindet sich auf dem Friedhof.
Zu den ältesten Gräbern gehört das Doppelgrab des Pfarrerehepaars Vater, den Eltern von Auguste Vater (1797-1876), die als 16-jährige ihre Erlebnisse rund um die Völkerschlacht bei Leipzig in dem Bericht „Was wir erlebten im Oktober 1813“ aufschrieb.
Weitere Spuren der Völkerschlacht finden sich auf dem Friedhof. Während der Schlacht vom 16.-19.10.1813 war Seitershain umkämpft, teilweise zerstört und im Bereich von Kirche und Pfarrgut Verbandsplatz/Feldlazarett der französischen Truppen. Eine unbekannte Anzahl von Soldaten, gefallene und an Verwundungen gestorbene, wurden nach der Schlacht in einem Massengrab im südöstlichen Teil des Friedhofs beigesetzt. Heute ist das Massengrab eine mit einem Gedenkstein markierte Rasenfläche.
Auf dem nördlichen Teil des Friedhofs befinden heute nur noch 2 erkennbare Gräber. Eines ist mit einer verwitterten und daher unleserlichen Sarkophaggrabplatte bedeckt. Daneben steht das 1898 errichtete Grabmal für den 22-jährigen österreichischen Dragonerleutnant Graf Alberti de Poja, der als Meldereiter von einer Kanonenkugel tödlich verwundet und auf dem Seifertshainer Friedhof in einem Einzelgrab beigesetzt wurde.
Fazit: Zusammen mit der Besichtigung des benachbarten Sanitäts- und Lazarettmuseums besuchenswert.[verkleinern]