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Ein Haus, kann je nach dem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, einen völlig unterschiedlichen Eindruck hinterlassen, wie es bei den beiden Einrichtungen im Kunstquartier Hagen der Fall ist. Das liegt daran, dass zwischen ihnen ein Meilenstein der Baugeschichte dazwischen liegt! Der Grund ist, dass sie ca. 100 Jahre sich dazwischen gewesen sind, in denen sich die Geschmäcker und die Bauweise sich grundlegend geändert hatte! Ein verschnörkelter Backsteinbau ist folglich mit einem... weiterlesen Glas-Stahlkonstrukt kaum zu vergleichen, auch wenn die beiden Bereiche wenige Schritte trennen.
Man kann sich schon gut vorstellen, auch wenn man davor steht, dass der Bauherr eine hohe Position inne gehabt hatte! Es liegt dran, dass es nach der neuesten Mode und in repräsentativer Art und Weise – in der Zeit war es Jugendstil gewesen, gebaut worden ist. Doch das, was einen drinnen erwartet, ist von außen nicht (in diesem Fall erst aus der Nähe) erkennbar.
Wenn man sich mit Karl Ernst Osthaus und seinem Leben beschäftigt, so erfährt man, dass sein Vater, Carl Ernst August Bankier war. Die Familie seiner Mutter, geb. Selma Emilie Funcke, hatte einen Großbürgerlichen Hintergrund. Sein Großvater, Bernhard Wilhelm II. Funcke, war ein Großindustrieller.
Durch seine vielfältigen Interessen beschloss er Kunstgeschichte zu studieren. Daraus entwickelte sich bei ihm die Leidenschaft, die die ihn zum hervorragendem Sammler und Mäzen machte, die hier zu bewundern ist. Durch verschiedene Schicksalsschläge konnte er dennoch keine Promotion nach dem Studium vorweisen. Erst eine Erbschaft veranlasste Karl Ernst sich intensiv mit dem wirken verschiedener, damals moderner Künstler, auseinander zu setzen. Mehrere Stiftungen schwebten ihm vor, doch nicht in der besagten Sparte, sondern in den Naturwissenschaften im speziellen in der Insektenkunde.
Ein Leben verläuft selten gradlinig, dieses Hobby sollte sein Lebenszweck werden, sodass er erneut beschloss ein weiteres Studium in Angriff zu nehmen. Wie man es sich denken kann in der besagten Richtung und zwar in Bonn, wo er mit Gleichgesinnten auf ausgedehnte Exkursionen diesen Teil der Fauna begab.
Eine größere Reise, die nicht die letzte sein sollte, führte ihn zum Balkan und später rund um das Mittelmeer (unter anderem nach Griechenland, Ägypten, Syrien), wo er sein eigentliches Betätigung fand: Kunstsammler aus Überzeugung. Da diese aber seine Unterbringungsmöglichkeiten „gesprengt“ hatte, engagierte er den flämischen Architekten Henry van den Velde. Die orientalische Bauweise diente hierbei als Inspirationsquelle, weil Osthaus diese Tendenz in der damals modernen Kunst erkannt hatte.
1902 wurde das, nach ihm benannte Museum eröffnet. Die Verspieltheit, die dennoch sehr klar definiert ist, war das, was mir hier so gut gefallen hatte. Die größte Überraschung war (jedenfalls für mich), dass in einer der oberen Stockwerke ein vollplastischer Brunnen, zwischen maurisch anmutenden Säulen zum Vorschein kam. Die Figuren (5 an der Zahl) scheinen dem Wasserspiel zuzuschauen. Gleichzeitig ist es aber auch eine Sitzgelegenheit. So etwas habe ich bis dato noch nie gesehen! Durch den Durchbruch zu der nächsten Etage, kann man dies auch von der anderen Perspektive betrachten.
Das Konzept aus moderner Kunst und zum Teil auch die Sammlungen Osthaus auch, doch in einer angewandelter Form. Im Gegensatz zu früher gibt es in den Räumen kein Kunstgewerbe und Waffen mehr zu sehen.
Heutzutage ist es gar nicht so einfach, die „Kleinen“ für Kunst zu begeistern, erst recht, wenn es nicht früh genug damit begonnen werden soll, gibt es hier die Abteilung „junges Museum“, die neugierig auf mehr schafft. Hier darf mit allen Sinnen erlebt werden, sogar die Exponate kann man, im Gegensatz zu vergleichbaren Orten, berühren! Bei Interesse kann man Kurse etc. für Kinder und Erwachsene buchen. Die genauen Daten erfährt man auf der hier erwähnten Homepage.
Das Osthausmuseum lässt sich nicht mit wenigen Worten widergeben, denn es ist die Mischung aus Gemälden, die in einem repräsentativen Umfeld zu sehen sind. Hier darf (auch bei den Sonderausstellungen) fotografiert werden, doch nur für den Privatgebrauch… (nicht weiter sagen, dass ich es trotzdem hier eingestellt habe :-x), es ist schon etwas besonderes.
Inzwischen kostet die Kombikarte für das Kunstquartier, zu dem auch noch das von mir beschriebene Emil Schumacher Museum gehört, 6 €. Da ich während einer Sonderausstellung dort gewesen war, war es wesentlich teurer gewesen. Darauf soll man sich einlassen.
Das ganze Haus ist barrierefrei zu erreichen. Im Ug gibt es Schließfächer und Toiletten. Oben drüber ein eigener Museumsshop, der in solchen Häusern obligatorisch ist. Da mir aber nicht alle Kunstwerke dort gefallen haben, möchte ich trotzdem 4 Sterne vergeben.
Was ich erst im Rahmen meiner Recherchen herausgefunden habe, dass es tatsächlich ein weiteres Gebäude gibt, das Karl Ernst Osthaus errichten ließ. Dieses ist tatsächlich außerhalb des Stadtzentrums zu finden, jedoch nur am WE zu besuchen. Falls ich es mir (real) angeschaut habe, werde ich an entsprechender Stelle darüber berichten.[verkleinern]