Karls ist ein Restaurant, in dem ich mich schon vorm ersten Besuch willkommen fühlte. Nachdem ich kürzlich einen Tisch für zwölf reservierte, kontaktierte mich der ausgesprochen sympathische Betreiber Alemayehu Karl mehrmals von sich aus, um eine Speisenfolge zu besprechen, die allen einen möglichst entspannten und genussvollen Abend garantieren würde.
Der positive Ersteindruck setzte sich beim Eintreffen fort. Karls ist ein kleines Lokal mit der Anmutung einer großen Wohnküche, in der ich... weiterlesen mich sofort wohlfühlte. Sie war leicht eingenebelt, da hinten gerade duftender Kaffee geröstet wurde.
Alemayehu hatte uns zum Einstieg einen Mini-Vorspeisen-Mix vorgeschlagen (für schlappe 3,50 Euro): drei Schnittchen mit leckeren Dips sowie eine Art würzigen Linsensalat.
Bei der Hauptspeise ging es mit typisch äthiopisch-eritreischem Finger Food weiter. Wobei ich gestehen muss: Eigentlich bin ich kein allzu großer Fan des Essens mit den Händen, da dies hierzulande allzu oft Gerichte involviert, um die ich mich normalerweise noch nicht mal mit Messer und Gabel reiße. Ich denke dabei zum Beispiel an Hackfleischklopse, die zwischen zwei Brötchenhälften serviert werden, damit man sie gehetzt im Gehen essen kann, und/oder damit der Gastronom kein Besteck spendieren muss.
Die äthiopisch-eritreische Variante begeistert mich aber schon seit Jahrzehnten. Basis ist Injera, ein weiches gesäuertes Fladenbrot. Ein großer Fladen liegt auf dem Hauptteller und ist bei Karls mit allerlei veganen Saucen belegt. Dazu erhält man kleinere Injera-Rollen, von denen man Stückchen abreißt, mit denen man die Saucen aufnimmt. Auf Wunsch werden zusätzlich hart gekochte Eier und Hähnchenkeulen gereicht, die man ebenfalls mit Injera isst. Am Ende folgt die "Belohnung": Man verspeist den Hauptfladen, der sich mittlerweile mit all den verschiedenen Saucen vollgesogen hat.
In der veganen Variante kostet das 9,50 Euro, mit Fleisch 12,50 Euro.
Als Dessert servierten uns Alemayehu und seine ebenso freundlich-engagierten Mitarbeiterinnen einen traumhaften (saftig-reichhaltigen) hausgemachten Schokokuchen (3,50 Euro), als Krönung folgte die äthiopische Kaffeezeremonie (2,40) mit dem gerade "live" gerösteten Kaffee.
Zum letzten Namensbestandteil von Karls Cafe&Weine: Die Weinkarte ist klein, aber fein. Mein Sauvignon Blanc war eine gute Ergänzung zu den Gaumenfreuden.
Ich verwende selten Superlative, aber als Fazit unseres Abends wäre alles andere als "perfekt" eine unangemessene Untertreibung. Eine zauberhafte Oase des Genusses!
[Dieser Beitrag entstand unter dem Einfluss der "Ethiopiques"-Compilation-Serie, u. a. Vol. 8: Swinging Addis 1969-1974: https://open.spotify.com/album/5tNmMZUAqk6YI6z84PXWAr][verkleinern]