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Das einst, bis 1871 so in viele Einzelstaaten zersplitterte Deutschland, bildete seitdem eine Einheit. Landauf und -ab wurde vieles entweder nach dem preußischen Kaiser Wilhelm I. benannt oder Denkmäler zu seinen Ehren errichtet. Hier ist ein zu sehen, der zu den aufwändigsten Darstellungen zählt, die ich je gesehen habe!
Wenn man sich die Geschichte des heutigen Stadtteils der Hansestadt Hamburg, Altona betrachtet, ist es ehrlich gesagt, alles andere als selbstverständlich, dass das... weiterlesen Reiterdenkmal vor dem Rathaus gestellt worden ist! Bei der Expansionspolitik Preußens war es einer der Schritte, die gemacht werden "mussten", um zu dem zu werden, was vorher erwähnt wurde: Teil von 'Großdeutschland'. Das konnte nur durch kriegerische Handlungen erreicht werden.
Man schrieb das Jahr 1864, als der sog. „Brüderkrieg“ entfacht wurde. Preußen mischte überall dort mit, wo es etwas zu „holen“ gewesen ist. Zum einen ging es um die heutigem nördlichen Gebiete Deutschlands – Schleswig und Holstein, das zu dem Zeitpunkt zu Dänemark gehört hatte. Wenn sich auch noch Österreich dazwischen mischt, das ist der Stoff, aus dem Geschichte geworden ist! Es gab natürlich eine Vorgeschichte dazu, doch die ist zweitrangig!
Langer Rede kurzer Sinn ist, dass ab 1866 Altona „Annektiert“ wurde und kurze Zeit später, wurde sie zur Preußischen Provinzstadt „degradiert“. Sich als Verwaltungsbezirk bezeichnen lassen, ist das eine, doch wenn es um „Zwangseingliederung“ geht, das ist schon zwiespältig. Doch das bewirkte, dass sich ein gewisser Aufschwung abgezeichnet hatte, durch die erweiterten Absatzmöglichkeiten, die aus der Zweckgemeinschaft erwuchsen.
Was ist bei der Kombi das Wichtigere? Die eigenständige Freiheit oder wirtschaftliches Vorwärtskommen... schwierig, wenn man es selbst nur aus den Büchern her kennt! Doch es erweckt den Anschein, das mit der Zeit die Erfolge im Handel schwerer wogen, die bei diesem Denkmal als eine der Allegorien, die zu sehen ist, darstellt.
Die besagten Figurengruppen sind, wenn man sie sich ganauer anschaut, vor und an den beiden Seiten hinter dem Reiterdenkmal aufgestellt. Da ich bereits an den Kommerz gedacht habe, möchte ich diese auf der linken Seite befindliche Figur zuerst vorstellen.
Die Personifikation verkröppert nicht nur diesen Bereich, denn auch durch die Netze symbolisiert, wird an die Fischerei gedacht, die über Jahrhunderte wohl der treibende Wirtschaftsfaktor schlechthin, wie es auch heute noch im Hafen nachgezogen werden kann, gewesen ist. Trotz das sich die Logistik grundlegend geändert hatte!
Der bärtige Mann, der diese Bereiche verkörpert, lehnt sich links an einen Anker und in der anderen Hand eine Rolle, die auch bei der anderen Figur zu sehen ist. Dem athletischen Mann gestand der Künstler nur ein Lendenschutz zu, sonst ist die Gestalt nackt.
Eine weitere Gemeinsamkeit bei den hinteren Allegorien ist, dass sie beide sitzend abgebildet worden sind. Eine Art Felsen dient als Basis, wie man es sehen kann. Die Mimik der beiden wirkt streng, aber auch in die ferne gewandt.
Der Schmied zu anderer Seite steht für Handwerk und Industrie. Der größte Unterschied zwischen den beiden ist, dass diese wesentlich jünger auf mich gewirkt hatte, trotz das auch diese ebenfalls maskulin aussieht. Als Handwerker ist auch diese Skulptur mit einer knappen Schürze ausgestattet. Seit Attribut ist ein Amboss zu linker Hand.
Wenn man sich das Reiterdenkmal anschaut, so merkt man, dass die zwei Frauengestalten mit dem Krieger eine geschlossene Einheit bilden, die sicherlich nicht um sonst in den Vordergrund gestellt worden sind. Als ich davor stand, konnte ich nur spekulieren, was dort zu sehen ist...
Der Götterbote sind das verbindende Glied zwischen den jeweiligen Bereichen, die gegenseitig auf sich verweisen. Hermes (bzw. römisch Mercur) steht stellvetretend für den Handel aber auch in diesem Fall für die Errungenschaften des Volkes, die dem Kaiser dargebracht werden.
Er wird von den beiden Teilen des Landes begleitet, wie man es sehen kann. Es handelt sich dabei um Schleswig, die einen (Lorbeer)Knanz unter dem Arm hält, sowie Holstein mit einem Netz, der über ihr Klein drapiert ausgebreitet ist. Das enge Verhältnis der beiden Frauengestalten ist durch inniges Händehalten ausgedrückt.
Der Kontrast zwischen den Landesteilen und dem Gott des Handels ist sehr deutlich. Dadurch, dass die Frauen in bewegter Sitzhaltung erscheinen und die dritte Figur aufrecht steht und auch noch sich auf das Schwert stützt, wandert der Blick automatisch nach oben. Das sei schon der Handgeste zuzuschreiben, die auf den Kaiser verweist.
Geschaffen hat das Reiterstandbild Prof. Gustav Eberlein. Eingeweiht wurde es 1898 am 50. Jahrestag des Deutsch-Dänischen Krieges. Das Reiterbildnis steht seit 1977 auf der Denkmalliste der Handestaat Hamburg. Durch starke Korrosion bedingt musste das ganze 2006 restauriert werden. So zeigt es sich dem Betrachter, der diese Details auch auf einer Tafel entdecken kann.[verkleinern]