Ein schöner Ort mit einem ernsten Hintergrund
Im Internet habe ich vom Mahnmal St. Nikolai in Hamburg erfahren. Vom Turm und dem dazugehörigen Museum. Und die beiden Attraktionen wollten wir uns ansehen. Wo genau die Kirchenruine steht, kann ich nicht sagen, denn in einer so großen Stadt wie Hamburg lässt mein Orientierungssinn oft nach. Es gibt allerdings mehrere Parkhäuser. Der dichteste Parkplatz befindet sich an der Straße ,,Hopfenmarkt", allerdings ist er, wie alle anderen Parkhäuser... weiterlesen auch, kostenpflichtig.
Den Parkplatz haben wir übersehen und fuhren in ein etwas entferntes, teures Parkhaus und gingen in Richtung Kirchenruine. Über mehrere schöne Brücken ging der Weg, denn wir befanden uns mitten in der Speicherstadt.
Auf dem Vorplatz, das eigentlich das zerstörte Kirchenschiff ist, war ein ziemlicher Andrang von Leuten. Nichtsdestotrotz sah ich mir die Wände, die noch standen, an. Mit dem Bau wurde 1195 begonnen und zuletzt 1874 umgebaut, damals im neugotischen Stil.
Nachdem wir uns die Wände angesehen haben, wollten wir ins Museum gehen. Dieses befindet sich in der Krypta unterhalb des ehemaligen Kirchenschiffs. Für Gehbehinderte Personen gibt es einen Behindertenlift, alle anderen sollten Treppe steigen.
Nachdem wir die Tickets zeigen mussten, begaben wir uns in die Räumlichkeiten. Gleich zu Beginn befanden sich Bilder der Kirche vor dem Krieg. Man konnte sehen, wie prachtvoll die Kirche einst war. Kein Wunder, war sie doch einst das höchste Gebäude Deutschlands und bis heute ist der Turm der höchste Kirchturm Hamburgs. Direkt daneben befinden sich alte Fenster, die früher in der Kirche ihren Platz hatten.
Weiter ging es damit, was die NS-Funktionäre im Bezug auf Hamburg machten.
Etwas später kamen Luftaufnahmen von Hamburg aus dem Krieg. Alles war zerstört, es stand nur noch die Fassade, aber auch die war stark beschädigt. Von Innenwänden oder Inneneinrichtung war nichts, aber auch gar nichts mehr zu sehen. Alles lag in Schutt und Asche und ich bekam ein mulmiges Gefühl. ,,Was mache ich, wenn sich das wiederholt?"
Weiter ging es und ich fand Bilder von Orten, die zerstört wurden. Ganz oben waren Bilder von vor dem Krieg, darunter Bilder während der Zerstörung, wieder darunter Bilder nach der Zerstörung und ganz unten waren Bilder von nach dem Wiederaufbau.
Ein Raum hat sich mir besonders ins Gedächtnis gebrannt, nämlich der, wo es um persönliche Erlebnisse aus dem Krieg geht. Zu sehen, wie Bomben vor einem niederschlagen, zu sehen, dass man nichts mehr hat, von Bombenanschlägen indirekt verletzt zu werden, das ist schon der Horror, selbst für jemanden, der das nicht miterlebt hat.
Im letzten Raum war dann noch ein großer Nachbau der ehemaligen Kirche, bevor sie zerstört wurde. Darüber, an der Wand, war eine Aussage einer Persönlichkeit, die aussagte, dass Hamburg auch nach dem Wiederaufbau nicht mehr das Hamburg sein wird, dass es einst gewesen ist.
Damit waren wir durch das Museum in der Krypta gegangen und wir gingen über die Treppe zurück nach oben. Noch einmal bewunderte ich den Kirchturm, bevor ich näher schritt. Ich war neugierig geworden, wie Hamburg denn jetzt aussieht. Oben im Turm ist nämlich in 76 Metern eine Aussichtsplattform, die man bequem über einen Panoramalift erreichen kann.
Vor dem Aufzug warteten wir und hörten ein Glockenspiel der erhaltenen Glocken der Kirche. Dann kam auch die Kabine und öffnete uns freundlicherweise die Tür. Ich gab dem Lift noch den Fahrbefehl nach oben und er fuhr los. 45 Sekunden dauert die Fahrt nach oben und man hat schon einen schönen Blick auf Hamburg. Dann endlich waren wir oben und ich sage nur wow.
Durch die Luken hat man den Blick auf eine moderne Weltmetropole, welche die alten Gebäude nicht vermissen lässt. Ein Dorfmensch wie ich kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn so groß, mit so vielen Häusern ist kein Dorf.
Oben auf der Plattform waren mehrere Bilder aufgestellt, die einen Blick vom Kirchturm aufs zerstörte Hamburg zeigten und auch hier stand, wenn überhaupt, nur noch die Fassade.
An der einen Seite hat man einen wunderbaren Blick von oben auf die Elbphilharmonie. Ich ließ den Blick schweifen und genoss den wunderschönen Blick auf Hamburg, den Hafen und die Elbphilharmonie, aber auch auf das Rathaus, das Zentrum und den Kirchturm des Michels (andere bekannte Kirche in Hamburg). Man konnte auch die historischen Gebäude der Speicherstadt sehen, in der früher wirklich Waren wie Teppiche ,,gespeichert" wurden. Zwischen den Häusern ist genug Wasser, damit Schiffe fahren können und die Waren einsammeln konnten, um sie dann woanders verkaufen zu können. Heute fahren dort keine Warentransporter mehr längst, dafür aber Barkassen, mit denen man eine Rundfahrt machen kann. Als ich das zum ersten Mal gemacht habe, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn so etwas habe ich noch nie gesehen und woanders gibt es sowas auch nicht, jedenfalls weiß ich nichts davon.
So, zurück auf den Turm. Ich atmete die frische, klare Luft ein und dachte mir ,,Herrlich". Die Autos, die vorbeifuhren waren klein, die Menschen unten waren klein, nur wir hier oben waren für uns normal.
Eine Treppe von der Aussichtsplattform nach oben gibt es noch, die ist aber für den normalen Publikumsverkehr nicht zugänglich.
Jetzt wollten wir wieder nach unten, also warteten wir auf den Aufzug, der die Höhe, auf der er sich gerade befindet, außerhalb und innerhalb der Kabine anzeigt. Auch die Abwärtsfahrt dauerte 45 Sekunden. Zu Beginn der Fahrt nach unten hat man kurz das Gefühl, dass man frei fällt. Das passiert natürlich nicht in echt und nach einer Sekunde kann man die Fahrt unbeschwert genießen.
Die Anlage hat einen bleibenden Eindruck auf mich gemacht. Das Museum war lehrreich und hat gezeigt, was in Hamburg passiert ist und der Turm hat einfach einen wunderbaren Blick auf die Stadt und den Hafen gegeben. Nach dem Besuch der Elbphilharmonie fuhr ich erneut auf den Turm, weil ich den Blick noch einmal genießen wollte, bevor wir wieder in die Heimat fuhren.
Der Eintritt kostet für Personen bis 17 Jahren 3€ und für die anderen 5€. Dafür kann man ins Museum gehen und auf den Turm fahren.
Fazit: Auch einen Tag nach dem Besuch bin ich noch begeistert und werde wiederkommen. Der relativ günstige Eintrittspreis, das informative Museum und der tolle Ausblick vom Turm, wow. Ich vergebe volle 5 Sterne und das Herz und freue mich schon jetzt auf den nächsten Besuch.[verkleinern]