- Checkin
- Foto vor Ort
Moin moin
Direkt unterhalb des Alster Einkauf Zentrums (AEZ) liegt versteckt die Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel. Als junger PK bin ich oft gedankenlos daran vorbei gegangen. Es waren zwei schmutzig graue flache Gebäude und kein Hinweis darauf.
Was soll das?, werden viele denken, denn es gibt doch eine Menge Plattenbau Siedlungen hier in Hamburg, wie am Tegelsbarg, in Steilshoop oder am Osdorfer Born, um nur einige Wenige zu nennen.
Dieses kleine Plattenhaus ist etwas... weiterlesen Besonderes und wurde zur Gedenkstätte.
Wie gesagt, es liegt versteckt neben der unteren Parkplatzzufahrt des Alster Einkauf Zentrum (AEZ). Vor dem Eingang zum Haus befindet sich ein dunkelbrauner Baumstumpf, in dem Folgendes eingeschnitzt wurde:
"Nie wieder"
und
"Zur Erinnerung und Mahnung"
dazu die erhobene rechte Hand mit drei Fingern zum Schwur.
Die Plattenhäuser wurden in der Zeit zwischen 1944 und 1945 von ca. 500 Jüdischen Frauen errichtet, die im Lager Sasel –Aussenlager des KZ Neuengamme- untergebracht waren. Sie litten unsagbare Qualen bei Hunger, Kälte und Schwäche.
Das Aussenlager befand sich in der Nähe der Mellingburger Schleuse.
Diese Plattenhaussiedlung, die errichtet wurde, diente in den Aussenbezirken Hamburgs als Notunterkünfte für die ausgebombten Hamburger, denn hier warfen die Terrorflieger ihre Bomben nicht ab.
Das einzige aus dieser Zeit stammende Plattenhaus in Poppenbüttel, das noch erhalten war, wurde 1985 als Gedenkstätte eingerichtet und soll an die Unmenschlichkeit erinnern, unter denen die Frauen und italienischen Kriegsgefangenen litten.
Die Firmen Möller und Wayss & Freytag „mieteten“ diese Arbeitskräfte von der SS und setzten sie beim Bau der Plattenhäuser ein.
Inschrift auf Tafel an der Gedenkstätte Plattenhaus
"Plattenhaussiedlung Poppenbüttel"
Dieses Haus ist der Überrest einer Siedlung von Behelfsheimen, die 1944 - 45
hier gebaut wurden.
Die Betonfertigteile für die Häuser wurden im Klinkerwerk des KZ Neuengamme hergestellt. Zur Montage der „Plattenhäuser“ wurden Frauen des KZ-Außenlagers Sasel eingesetzt. In diesem Lager waren 500 Frauen untergebracht, die trotz Hunger und Schwäche diese schwere Arbeit leisten mussten. In den Häusern wurden Familien untergebracht, die durch die Bombenangriffe ihre Wohnung verloren hatten.
Ein weiteres Plattenhaus wurde in Hamburg Sasel demontiert und auf dem Gelände des KZ Neuengamme wieder aufgebaut.
Nur wenig Hamburger wissen von dieser Gedenkstätte.
Anwohner aus Sasel wussten zu berichten, dass sich das Aussenlager Sasel in der Nähe des Aalkrautwegs befunden haben soll. Dort befände sich noch eine Gedenktafel/-stein.
Heute wollte ich zur Alten Mühle fahren und bog mal kurz in den Aalkrautweg ab. Dort fand ich den Gedenkstein auch an der Ecke Feldblumenweg mit der Inschrift:
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Update:
Am Sonntag, 30.06.13 gegen 15.00 Uhr hatte ich Zeit, um die Gedenkstätte Plattenhaus zu besuchen.
Im linken der zwei original vorhandenen Plattenhäuser befindet sich eine Dauerausstellung mit vielen Bildern und Tafeln, auf denen das Ende des Jüdischen Lebens, das KZ Ravensbrück, das Aussenlager Sasel, die Häftlinge, polnische Frauen beim Beseitigen der Bombenschäden und die Aburteilung weniger Verbrecher gegen die Menschlichkeit dokumentiert sind .
Das Nebenhaus hat man versucht so einzurichten, wie es 1944/45 ausgesehen haben mag. Über einen kleinen Flur betritt man die „Wohnküche“ mit vielem altem Inventar,
Anschliessend gelangt man in das Schlafgemach mit zwei Betten und dann in den vermutlichen Wohnraum, in dem nun aber auch Tafeln über die Geschichte des Wohnens in Plattenhäusern und deren Aufbau in Poppenbüttel dokumentiert.
Siehe dazu das Video.
Die Tafel mit dem Hinweis „Erinnern an das Frauenaussenlager in Hamburg Sasel“, kam erst zustande, als sich Schüler des Gymnasiums Oberalster 1980/81 im Rahmen eines Projektes, die Geschichte des Aussenlagers nachforschten. 1982 wurde dann der Gedenkstein aufgestellt.
Die Saseler und Poppenbüttler hielten sich all die Jahre bedeckt.
Nach Auskunft der Betreuer des Hauses verlaufen sich höchstens 2 - 3 Besucher am Tage in den Räumen. Es ist eben zu wenig bekannt und nur sonntags geöffnet.
Ab und zu finden hier Führungen statt, die man aus einem Flyer entnehmen kann.
Die einzige Veranstaltung im ersten Quartal 2015 fand am 25.02., um 18.00 Uhr statt.
Thema: "Religion im nationalsozialistischen Konzentrationslager".
Vortragende Sandra Wachtel.[verkleinern]
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