Das Ohnsorg Theater ist nicht zuletzt durch seine im Fernsehen ausgestrahlten Aufführungen, weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Eigentlich müsste diese kultige hamburgische Institution schon fünf Sterne für seine Verdienste um die plattdeutsche Sprache erhalten. Aber... es gibt auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben, als ich jüngst mit meiner Frau eine Neuauflage von "Opa waart verköfft" im neuen Ohnsorg Theater angesehen habe.
Die Eintrittskarten, die zwischen... weiterlesen
9,50.- Euro für einen Rollstuhlplatz und 25.- Euro im Parkett kosten, habe ich bereits einige Wochen im voraus über die Homepage des Theaters bestellt. Mit der "Bestplatzanfrage" kann man da nicht viel verkehrt machen, wenn man Parkett und Rang auseinanderhalten kann... Jedenfalls konnten wir die Tickets an der Abendkasse abholen, die eine Stunde vor Beginn der Vorstellung geöffnet wird. Anders als das Personal, das an den Zugängen zum Saal die Karten kontrolliert und Programmhefte verkauft hat, wirkte die Dame an der Abendkasse ziemlich unterkühlt und alles andere als vergnüglich.
Als ich mich vor und nach der Vorstellung im Saal umsah, habe ich mich gefragt warum es für das ca. 400 Zuschauer fassende Theater überhaupt unterschiedliche Preiskategorien gibt. Die Sicht auf die Bühne scheint von allen Plätzen gleich gut zu sein. Die Sitzplätze sind sehr gemütlich und man hat ausreichend Beinfreiheit. Das Theater ist vollständig barrierefrei.
Kurz vor dem Beginn der Aufführung füllte sich der Saal mit... nun will ich es vorsichtig formulieren... sehr alten Menschen. Mit Ausnahme von einigen wenigen Begleitpersonen war ich mit meinen 42 Jahren wohl der mit Abstand jüngste Zuschauer im ganzen Theater. Grau war die dominierende Haarfarbe des Abends und man kam sich zeitweise vor wie auf einer Messeveranstaltung für Gehhilfen...
Als wir unsere Plätze einnahmen, hatte ich links neben mir ein älteres Ehepaar sitzen, das offensichtlich einen Stock verschluckt hatte. Mein "Guten Abend" mit dem ich in einem Theater üblicherweise die Sitznachbarn begrüße bevor ich mich setze, wurde schon mal nicht erwidert. Es sollte sich später herausstellen, dass die feinen Herrschaften von der Aufführung kaum etwas verstanden haben. Was mich sehr gefreut hat. Vor mir saß ein korpulenter Herr, der während der Vorstellung immer eingenickt ist und von seiner rüstigen Begleitung ständig angestupst wurde. Rechts neben meiner Frau saß eine ältere Besucherin die während der gesamten Vorstellung die beste Sitzposition für ihr künstliches Hüftgelenk gesucht hat. Auf den Plätzen hinter uns wurde viel gelacht... wie in amerikanischen Sitcoms häufig an der falschen Stelle, nämlich noch bevor auf der Bühne etwas komisches gesagt oder getan wurde.
Nun kann ja aber ein Theater nichts für sein Publikum. Tja... oder vielleicht doch? Die Aufführung von "Opa waart verköfft" hat uns grundsätzlich sehr gefallen. Aus unserer Sicht konnte man da aber auch nicht viel falsch machen. Es war ja lediglich die Neuaufführung eines Stücks von 1940. Wir hatten das Gefühl, aus dieser Zeit stammen auch das Bühnenbild, die Requisiten und das Publikum. Das einzig neue waren die Besetzung und der neue Spielort. Das reicht aber ganz einfach nicht, wenn man auch jüngeres Publikum ansprechen will.
Damit wären wir auch schon bei einem weiteren Kritikpunkt, nämlich dem Ort der neuen Spielstätte. Ich habe schon wieder vergessen, warum das Ohnsorg Theater vom Jungfernstieg (Große Bleichen) in das Bieberhaus am Hauptbahnhof gezogen ist. Den neuen Spielort halte ich gerade auch im Hinblick auf die Altersstruktur des Publikums aber für schlecht gewählt. Ältere Zuschauer die selbst nicht mehr mit dem "Automobil" unterwegs sind und sich den Luxus einer Taxifahrt nicht leisten können oder wollen, müssen zwangsläufig an Strichern, Junkies und allerlei anderen zwielichtigen Gestalten vorbei, um zur U-Bahn, S-Bahn oder den Bussen zu gelangen. Das empfinde selbst ich als Zumutung. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass sich eine Wache der Polizei, der Bundespolizei sowie der U- und S-Bahnwache in der Nähe befinden und deren Mitarbeiter auch zu sehen sind.[verkleinern]