Bier geht immer. Das reicht mir als Grund, hin und wieder ein Fläschchen des Hopfengetränks zu öffnen. Gern immer wieder neue, mir noch unbekannte Marken.
Jüngst ergab es sich wieder einmal, Bier aus Hannover im Glas zu haben. Obwohl die örtliche Brautradition bis auf das Jahr 1526 zurückgeht, ist die niedersächsische Landeshauptstadt überregional nicht unbedingt für große Brauereien bekannt. Ich wußte bisher nur vom Gilde-Bräu und der Privatbrauerei Herrenhausen.
Nun kam zwischen Fluß... weiterlesen Leine und Maschsee eine weitere Brauerei mit bemerkenswerten Bieren hinzu.
Im Jahr 2014 gründeten Kolja Gigla, ein sowohl gelernter als auch studierter Brauer, und Alexander Herolde, seines Zeichens Betriebswirt und Biersommelier, ihr eigenes kleines Unternehmen.
Es erhielt den Namen Mashsee. Das ist jetzt kein Schreibfehler sondern ergibt sich einerseits als Anlehnung an den Hannoveraner Maschsee, andererseits aus dem englischen Begriff "Mash" für Maische und angehängtem "see".
Die Maische ist ein zentraler Punkt im Brauvorgang, deshalb durchaus erwähnenswert. Um das mal so kurz wie möglich zu erklären: Es gibt verschiedene Verfahren, die Maische herzustellen. Grundlegend wird aber Malz mit Wasser gemischt und auf Temperaturen zwischen 40 und 70 Grad erhitzt, dabei wird Stärke aufgespalten und zu Zucker umgewandelt. Es sind dabei verschiedne pausen mit höheren und niedrigeren Temperaturen einzuhalten. Die Maische ist die Grundlage für den weiteren Brauprozess.
In der Mashsee Brauerei am Standort Wülfel werden keine riesigen Mengen hergestellt. Man bevorzugt das Brauen in kleineren Einheiten. Das kommt dem speziellen Geschmack durchaus zugute. Die selbst entwickelten Rezepturen werden dann für die Großproduktion in den Brauereien Bürgerliches Brauhaus Wiesen und Union Brauerei Bremen in Handarbeit umgesetzt. Wichtig ist den Brauern auch, keine in Großbrauereien üblichen Maßnahmen zur Haltbarmachung der Biere anzuwenden. So sind die Mashsee-Biere unfiltriert, nicht pasteurisiert und nicht kurzzeiterhitzt.
Ich hatte vor längerer Zeit meine erste Begegnung mit dem Mashsee sozusagen im Trainingslager. So heißt das erste in dieser Brauerei hergestellte Bier, ein Lager mit 5,5 vol% Alkohol, vier Sorten Malz und drei Sorten Hopfen gebraut. Ich erinnere mich an die sehr stabile Schaumkrone und die fast orange wirkend Farbe des Biers. Der Duft zudem sehr fruchtig.
Geschmacklich durchaus entfernt von sonst bekanntem Lager-Bier, diverse Hopfensorten und die Malze lassen grüßen.
Inzwischen kamen aus Hannover "Beverly Pils" und ganz aktuell "Hafensänger" für mich hinzu.
Also bei der Auswahl der Namen ist man durchaus erfinderisch. Völlig zurecht, denn die Geschmacksrichtungen gehen weit weg von dem, was man sonst als schnödes Pilsner oder Porter bezeichnet und kennt.
Hafensänger ist ein sehr gut schmeckendes Baltic Porter mit 6,1 vol% alc., kommt in der 0,33l Longneckflasche und ist somit genau ausreichend, um Genuss zu erleben ohne gleich betrunken zu werden. So es denn bei einer Flasche bleibt. Sehr dunkle Farbe, fast schwarz, cremiger Schaum, der auch dunkel gefärbt ist. Von Hopfen ist nicht viel zu schmecken, es dominieren eher schokoladige Noten mit ganz leichtem Anklang an Kaffee.
Beverly Pils ist ein Bier Pilsner Brauart mit schlanken 4,7 vol% alc., goldgelb in der Farbe und da nicht filtriert leicht trüb. Im Geschmack fruchtig mit Zitrusnoten, spürbar Hopfen , der jedoch keineswegs dominiert. Abgefüllt ebenfalls in 0,33er Longneck.
Es gibt mindestens sieben weitere Sorten Bier aus der Mashsee Brauerei, leider nur selten bis gar nicht bei uns im Handel zu finden.
Dafür steht dann der eigene Onlineshop der Brauerei zur Verfügung. Habe ich noch nicht genutzt, ist aber eine Option, falls der Appetit auf Hannoveraner Bier zu groß wird.
Insgesamt eine sehr gute Brauerei im Bereich Craftbiere, empfehle ich gerne weiter.[verkleinern]