Es waren etliche Schritte nötig, nicht nur innerhalb des Museums, um zu begreifen, welcher Weg bewerkstelligt werden musste, bis die moderne Pharmacie
mit ihrer maschinellen Herstellung von Medikamenten die manuelle abgelöst hatte. Die Geschichte der (Natur)Heilkunde beginnt schon vor Urzeiten, als der Mensch, mehr durch Zufall, als fundierte Ergebnisse der Wissenschaft, die nicht selten (bei “falscher” Verwendung) “böse” Folgen haben konnte.
Es sind jene Tiegel, Mörser, die in Verbindung... weiterlesen
mit den verschiedenen Kräutern eine Vorstellung liefern, welcher Unterschied zwischen einer mittelalterlichen “Offizin” zu modernen Herstellung zu ziehen ist.
Der Mensch schien überall von Mächten umgeben, die Krankheit und unweigerlich den Tod mit sich brachten. In Zeiten, in denen Epidemien die Bevölkerung stark dezimiert hatte, bildeten sich die ersten sog. “Offizin”, die als Vorläufer der heutigen Apotheken angesehen werden können. Erst seit dem 14. Jahrhundert waren die Grundlagen gelegt, die eine klare Abgrenzung der jeweiligen Berufe mit sich brachte. Da kommt auch die Bezeichnung “Pillendreher” nicht von ungefähr. Was der Herr Apotheker durfte, war seinen “Handlangern” lange nicht gestattet. Erst recht, wenn Frauen es “wagten” ihr Kräuterwissen an anderen anzuwenden und etwas dabei schief ging, wurden sie von allen Seiten “verteufelt”.
Wenn man schon über die Errungenschaften der frühen Heilkunde spricht, muss an das Wissen der Mönche und Nonnen gedacht werden. Sie waren es, die zum einen durch die Studien antiker Handschriften deren Aussagen, durch die eigene Beschäftigung mit dem Thema, bestätigen und anwenden oder sie verworfen haben. Einige der hilfreichen Entdeckungen kennt man noch heute, die im MA zu jedem Kräutergarten zu finden waren.
Das Deutsche Apothekenmuseum in Heidelberg kann man in einem Teilbereich des hiesigen Schlosses finden. Im Gegensatz zu meinem Besuch vor über 15 Jahren, gilt die Eintrittskarte im gesamten Bereich gültig ist. Der Zugang bis hierhin ist schon anspruchsvoll und aufgrund der verschachtelten Lage der einzelnen Räume, die durch Treppen mit einander verbunden sind, ist der Zugang alles andere als barrierefrei.
Für den Rundgang der 14 Räume soll man sich Zeit lassen, um die vielen Details zu entdecken, die man hier finden kann. Die Geschichte der Pharmazie ist mit der von Heidelberg sehr eng verbunden. Die Stadt war, neben Basel, Mainz, Köln und Trier eine der ersten, in der die ersten “Apotheken”, auch wenn sie damals noch nicht so hießen, im Ausgehendem 14. Jahrhundert zu finden waren.
In einer entsprechenden Urkunde hieß es, dass ein Berufseid zu leisten war, der einen Apotheker dazu verpflichtete, unabgesehen von Geld und Stand zu helfen, ohne bewusst zu schaden und sich dadurch nicht bereichern zu wollen, sodass das Entgelt“angemessen” einzufordern sei. Durch diese (ehrliche) Tätigkeit soll der Lebensunterhalt (mit allem was dazu gehört) bestritten werden. Für die Zeit ist es schon fortschrittlich zu nennen...
Die Jahrhunderte zogen weiter und weitere Neuerungen und die geänderte Weltsucht haben dazu geführt, dass sich neue Wissenschaften etabliert haben. Nicht alles war aus heutiger Sicht als ganz “seriös” zu bezeichnen. Die Alchemie ist das richtige Stichwort bei dem ganzen.
Hier ein Destillierkolben, dort Pillendöschen oder einzelne Tier- oder Pflanzenteile im Alkohol eingelegt, um daraus etwas anderes herstellen zu können. In der Barockzeit wurde nicht nur in politischer Hinsicht in großen Dimensionen gedacht. In den einzelnen “Offizinen”, die hier zusammengetragen wurde, ist das in mehreren Räumen ersichtlich.
Hier ein Krokodil, das man her für einen Drachen hielt, das von der Decke hängt, dort ein Kugelfisch und in den Regalen keramische Gefäße mit Wappen oder Darstellungen von Heiligen, die weiterhin eine große Rolle gespielt haben.
Unter ihnen sind die Zwilligsbrüder Cosmas und Damian besonders häufig zu finden! Zum einen ist der erste der Patron der Apotheker und sein Bruder der Ärzte. Es sind nicht die einzigen Verweise, die auf die beiden Berufe hindeuten. In den Vitrinen als Motiv auf (damals modernem) Porzellan oder anderen Gefäßen.
Auch, wenn es den Anschein erweckt, dass die Einrichtung einer Apotheke mit einer anderen weitgehend ähnlich sein könnte, so wird man hier in den Räumen sehr angenehm überrascht sein! Die Details sind es auch hier, die den Reiz ausmachen. Es sind Beispiele aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die mit der besonderen Stellung des Berufsstandes einherging, der im Verbindung mit den verschiedenen Höfen zum Teil auch an Vermögen gewonnen haben. Das nur am Rande erwähnt.
In den Köllergewölben, in deren Räumen sich das Museum befindet, fühlt man sich wirklich in die Zeit versetzt, die hier vorgestellt wird. Noch bevor der Buchstabe “A” als allgemeine Kennzeichnung der Apotheken gebräuchlich wurde, hatte jede solche Einrichtung (nicht nur wegen der leseunkundigen Bevölkerung) ein Erkennungszeichen, das sich mancherorts bis heute erhalten hatte. Es sind nicht nur Fabelwesen und Heilige darunter, sondern auch verschiedene Tiere und andere, die man hier sehen kann.
Heutzutage habe ich nur wenige male erlebt, dass die Medizin, nach Anweisung auf dem Rezept hergestellt wurden. Früher gehörte es einfach dazu. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Methoden entwickelt, die zu Herstellung der jeweiligen Medizin im großen Stil möglich machte. Nicht von Anfang an, standen, wie jetzt moderne Maschinen zur Verfügung. Durch fundierte Forschung über einzelne Krankheiten hatte die industrielle Herstellung vorangetrieben. Das ist anhand von bekannten Marken (die ich natürlich nicht nennen werde) nachvollziehbar gemacht, wie sie sich, seit ihrem ersten Verkauf, verändert haben.
Im Anschluss, natürlich wenn man möchte kann man in dem kleinem Museumshop stöbern, in dem eine Miniapotheke der vergangenen Zeit uns besonders angetan hatte. Wenn man schon den beschwerlichen Weg zur Schlossruine geschafft und die 7 € entrichtet hatte, soll man sich bei der Gelegenheit das Deutsches Apotheken-Museum nicht entgehen lassen.
Wir haben für den Rundgang ca. 45 Min benötigt, wer keine Fotos zwischendurch macht, ist es in kürzerer Zeit zu schaffen. Es ist schon gut einen weiteren Besuch zu machen, bevor etwas “falsches” geschrieben wird... nachdem dies bei mir geschehen ist und mit Rücksprache auf meine Begleiter möchte ich sehr solide 4 Sterne vergeben!
Erneut ist es eine sehr ausführliche Bewertung geworden, die mir aber am Herzen lag. Falls es neugierig auf mehr gemacht hatte, ist es der beste Weg sich selbst aufzubrechen und sich das ganze anzusehen! Es lohnt sich definitiv![verkleinern]