Gerade gestern - während einer Tauchpause am Kreidesee - habe ich noch mal nachgezählt: rund 100 Besuche mit 226 Tauchgängen verbinden mich nun schon mit dem See und mit der Basis.
Der Kreidesee ist als ehemaliger Tagebau ein künstliches Gewässer mit relativ klarer Sicht, die gemäß der nach und nach zunehmenden biologischen Aktivität im See zwar nachlässt, aber immer noch einen angenehmen Kontrast zu manchem Tümpel mit 30 cm Sicht aufweist. Die Sichtweiten variieren übers Jahr und reichen... weiterlesen von 1 bis 30 Metern, typischerweise darf man aber 5 bis 10 Meter erwarten. Es gibt sieben Einstiege (0, 1, 2, 3, 3,5 sowie 4 und 5), die jeweils unterschiedliches bieten, was ich aufgrund der diversen guten Beschreibungen hier nicht wiederholen will. Anfänger sollten mit den Einstiegen 0, 1 und 4 jedenfalls schon sehr viel anfangen können.
Die Rezension dreht sich aber nicht um den See, sondern um die Basis. Und deren Wachsen über viele Jahre hat nach und nach dazu geführt, dass aus der Füllstation nun eine Basis mit Anspruch auch für Tech-Taucher geworden ist. Waren in den frühen Jahren lange Schlangen vor der Füllanlage noch normal, gibt's frische Luft für dicke und dünne Flaschen (200 und 300 Bar) nun in weniger als fünf Minuten (12 l, 4,80 Euro). Nitrox und Gemische für Tech-Taucher gibt es nebenan bei Stephan, der auch ein kleineres Sortiment Tauchzubehör feilbietet.
Doch vor dem Tauchen steht zunächst die Anmeldung. Pro Tag kostet das Tauchen einen Zehner, es gibt auch Zehnerkarten (dann 9 Euro). Ist die Anmeldung nicht besetzt (im Sommer vor 8 und nach 19 Uhr), dann tut es auch eine vorläufige Anmeldung per ausliegendem Briefumschlag, zusammen mit seinem Tauchbrevet) - praktisch.
An das Gelände angeschlossen ist ein einfacher Campingplatz (mit Strom und Brötchenbestell-Möglichkeit), und sowohl einfache Sanitäranlagen (mit Duschen), eine Möglichkeit zum (Ab-)Waschen sowie zum Spülen sowie die besagten Füllanlagen (mit Nachtfüllmöglichkeit per Automat) sind alle m Eingangsbereich konzentriert. Wer nicht zelten will, kann sich über die Basis eine der Ferienhäuser aus Holz vermitteln lassen, kein ganz billiger Spaß allerdings, aber für Gruppen ab vier bis sechs Personen rechnet sich das natürlich anders. Die Basis vermittelt auch Unterkünfte beispielsweise im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Kreidesee-Zementwerke, dem HGF-Haus. Alternativen in der Nähe sind reichlich vorhanden. Unmittelbar rechts vor der Einfahrt auf das weitläufige Gelände gibt es noch einen einfachen Mini-Markt im besagten HGF-Haus sowie eine Internet-Möglichkeit. Nichts großes, aber immerhin.
All das lässt anklingen, dass die Basis-Mitarbeiter (Jens, Stephan, Ulf und Holger) bemüht sind, das Tauchen und Drumherum entspannt zu machen. Das gilt auch für die weiteren Mitarbeiter. Wobei: Die Flaschen werden einem hier nicht ans Wasser getragen, das, bitteschön, machen Taucher allein oder sie leihen sich dazu einen der kleinen Karren aus. Man erkennt durchaus, dass die Basismitarbeiter eher einen mündigen Kaltwassertaucher hier erhoffen, doch wer vernünftig fragt, bekommt auch eine gute Antwort oder mal die korrekte Konfiguration des Tauchgerätes mit den obligatorischen zwei getrennten ersten Stufen gezeigt.
Mit Pontons, Treppen und Wegen zu den Einstiegen sowie durch zahlreiche Rödeltische ist das Tauchen durch die Basis aber nach und nach auch für solche Leute interessant gemacht worden, die es eben gern bequem haben wollen. Nicht alle finden das gut, und mach einer trauert Zeiten nach, in denen schon der Einstieg eine rutschige Angelegenheit war, dafür aber keine Gitter unter Wasser vor interessanten, aber leider auch gefährlichen Tauchpassagen schützten. Mit der Masse kommen eben auch immer mehr Unvernünftige, die man auf diese Weise vor sich selbst schützen musste.
An Wochenenden ist gerade im Sommer viel hier los, und trotz vieler Kontrollen durch die Mitarbeiter der Basis und klarer Sicherheitsbestimmungen gibt es immer wieder Taucher, die unter Wasser Dinge anstellen, die man bei Verstand nicht tun sollte. Dagegen ist man auch als Basis machtlos - die Deppen werden eben nicht alle. So gibt es leider hin und wieder auch Tauchunfälle, leider auch tödliche, die dem "Todessee" seinen Ruf eingebracht haben. Für Notfälle hat die Basis ein telefonisches Alarmierungssystem eingerichtet (Einstiege 0/1, 3 sowie 5), das jedermann benutzen kann und das in Sekunden die Rettungskette in Gang setzt. Das ganze ist eingespielt, und in der Regel beschränken sich die Einsätze eher darauf, dass Notfallsauerstoff verabreicht wird und der Patient danach schlauer und hoffentlich vorsichtiger den Wachcontainer direkt am See wieder verlässt.
Wer seinen Tauchgang überlebt - soll ja auch vorkommen! - der kann sich übrigens in der Basis ein Heißgetränk (1 Euro) besorgen und im Sommer an Wochenenden auch einen Imbisswagen auf der Rückseite des Service-Gebäudes heimsuchen. Preise wie vor der Währungsumstellung.
Was man wissen sollte: Die Basis ist zwar mit Leihequipment wie Flaschen, Blei, Tauchcomputern und co. ausgestattet, das ist aber gemessen an der Zahl der Besucher eher wenig vorhanden. Und: gerade im Sommer gibt es öfters Wochenenden, an denen der Platz durch große Gruppen oder Testtauch-Events für normales Tauchen fast unbenutzbar wird, auch hier ist das vorwiegend der gruppendynamischen Mallorca-Handtuch-Fraktion geschuldet, die massiv und idiotisch Zugänge blockiert, Rödeltische dauerbelegt, Platz verschwendet und mit rollender Disco-Beschallung direkt am Tauchplatz vorgibt, welche Musik alle jetzt hören sollen. Hier wünschte ich mir von der Basis ein rigoroses Einschreiten und Unterbinden solcher Auswüchse. Das geschieht meiner Beobachtung nach zu selten.[verkleinern]