Man könnte meinen, dass Flucht und Vertreibung eine zeitgenössische Erscheinung wäre, doch die Geschichte belehrt uns eines besseren. In der Vergangenheit führte fast jede kriegerische Auseinandersetzung nicht nur (dennoch nicht zwangsläufig) zu Grenzverschiebungen, sondern auch mit damit verbundenen “Wanderungen” mal in die eine oder andere Richtung. Bereits als es kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs im bitterem Winter absehbar wurde, dass die Ostgebiete nicht mehr zu halten sind, sind viele... weiterlesen Menschen von dort aufgebrochen, um in der unbekannten Ferne erneut ein neues Leben zu beginnen.
Die alte “Heimat” war, wie man es auf der Tafel lesen kann: Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen, Danzig, Ostbrandenburg und Sudetenland. Zu sehen sind vor allem Frauen mit kleinen Kindern, die zum Teil noch im Kinderwagen unterwegs sind. Dazwischen alte Menschen, die sich häufig bis zu ihrem zeitlichen Ende damit nicht abgefunden haben.
Die Tafel als solche, die hier zu sehen ist, wurde Anläßlich des 50-jährigen Bestehensjubiläums des Vereins der Glatzer Schlesier, im Jahre 1996 im Innenhof der katholischen St. Johannis Baptist Kirche in Herford enthüllt. Viele der “Neubürger” aus den besagten Gebieten haben die seit Jahrhunderten angestammten Gebiete verlassen und in und um die einstige Hansestadt sich niedergelassen.
Durch die enge Verbundenheit mit der besagten Kirchengemeinde, die nötige Hilfe in der Not bot, als dies erforderlich gewesen ist, wurde diese Stelle bewusst für die Anbringung der Tafel gewählt.
Trotz aller Bemühungen, konnte ich keine weiteren Angaben zum Künstler und Herstellungsort finden. Doch das, was man auch hier lesen kann, ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass man an Menschen denkt, die sonst von der “großen Geschichte” im Allgemeinem vergessen werden.
Die Kirche und selbstverständlich auch die Gedächtnistafel liegt unweit der Werre am Rande der Herforder Neustadt. Die wenigen hundert Meter lohnen sich definitiv, auch wenn es kein einfachen Hintergrund in sich birgt. Da es für mich (schon von meinem eigenen familiären Hintergrund her) ein wichtiges Thema bedeutet, wollte ich auf diese Tatsache an der Stelle hinweisen. Keine Frage, dass es diesbezüglich nur eine Note geben kann: volle Zustimmung![verkleinern]