Als mich mein Freund von der Seite anstupste und meinte: „hast du den Typen da drüben schon fotografiert“, wusste ich gar nicht, wovon er spricht, denn die Scheibe von unserem Bus schon sehr beschlagen war und auch vom Regen nass gewesen sind. Ich schaute mich um und entdeckte auf der gegenüber liegenden Seite paar Passanten, die eilends davon vor dem Regen eilten. Da sagte ich angewiedert: "Wie bist du den drauf, du weißt doch es gehört sich nicht, wildfremde Leute zu fotografieren! Das kommt... weiterlesen
nie in Frage! Alles nur nicht das!"
Da der Bus immer noch an der Ampel stand, versuchte mein Freund mir nach besten Möglichkeiten das begreiflich zu machen, was er meinte - "wie bist du denn drauf, ich meine keine Lebendige Person, nee, keinesfalls! Bist du ... (lass ich lieber weg ;-))) Na, ich meine den Typen auf der anderen Seite". Hääh, da stand ich wirklich auf dem sprichwörtlichem Schlauch. Doch nachdem der Bus die Fahrt aufgenommen hatte, habe ich doch aus dem Augenwinkel eine kleine Skulptur neben der Verkehrsinsel erspäht, da wies ich drauf und fragte, ob er diese meinte?
Es war tatsächlich der besagte "Kerl", den mein Begleiter meinte. Da war ich wirklich überrascht, dass er es wahrgenommen hatte und ich erst nur nach einem Wink mit dem sprichwörtlichen "Zaunpfahl"!
Erst vor wenigen Wochen habe ich mich auf den Weg gemacht um ihn zum ersten mal anzuschauen und vor allem den „letzten Handweber“, wie die Skulptur heißt, zu fotografieren!
Die Region wandelte sich sehr stark im Laufe des 19. Jahrhunderts, die Textilindustrie hat dabei eine immense Rolle gespielt. Der Dargestellte steht stellvertretend für jene Zeit.
Das „Broterwerb“ dieser Handwerker wurde dadurch immer mehr verdrängt, es war nicht mehr rentabel auf diese Art und Weise es herstellen zu lassen.
Wie bei der von mir beschriebenen Berta Bruchhausen (s. ggf. dort) ist auch der letzte Handweber (in Hilden) eine reale Person gewesen: er hieß Carl Hasbach. Jahrzehntelang lieferte er seine Erzeugnisse bei der Firma Kampf & Spindler ab. Zuletzt im Jahr 1913! Bei der Gelegenheit wurde Carl von vielen Kameras festgehalten, die Dienten später als Vorlage für dieses Denkmal.
Wie man sieht, war er, dem was hier zu entdecken ist, ein richtiges „Original“ mit seiner Pfeiffe im Mund, einer Mütze auf dem Kopf und seiner guten „Sonntagskleidung“. Es schaut so lässig aus, wie er die Tuche auf der Schulter trägt, doch sicherlich war es nicht gewesen!
Ursprünglich stand die 1929 feierlich enthüllte Bronze von Rudolf Zieseniß (1883–1940) vor der besagten Fabrik - Kampf & Spindler ( so wie auch Berta) an der Klotzstraße aufgestellt worden. (heute Hotel am Stadtpark). Da diese 1970 abgerissen wurde, entschied man sich für diese etwas abgelegene Stelle (neben der Durchfahrtstraße nach Solingen) entschieden.
Der Grund, warum es an der Kreuzung Berliner Straße / Hochdahler Straße steht, ist dass es dort ebenfalls eine Zweigstelle der Fabrik gegeben hatte.
Auf der Seite: http://www.stadtmarketing-hilden.de/wp-content/uploads/CARL-HASBACH.pdf kann man sehen anhand einer Fotografie, die um 1900 entstanden ist, wie Carl Hasbach bei seiner Arbeit am Webstuhl ausgesehen hatte, der Bildhauer hat ihn wirklich sehr gut getroffen, wenn ich ehrlich sein soll mit voller Liebe für so viele kleine Details! Ich finde keinen Grund, warum ich keine 5 Sterne dafür vergeben sollte![verkleinern]
