Der Kickelhahn ist ein Berg am Stadtrand von Ilmenau, der Universitätsstadt im Thüringer Wald. Auf dem Gipfel des bewaldeten Berges befinden sich ein Berggasthaus und ein tiptop sanierter Aussichtsturm aus dem späten 19. Jh. Der Kickelhahn und seine Umgebung sind sehr gut mit Wanderwegen erschlossen und ausgeschildert.
Als ich den Kickelhahn an einem Wochenende im Hochsommer besucht habe, waren viele Wandersleute und Mountainbiker unterwegs, der Wald duftete und trotz großer Wärme war der... weiterlesen Aufstieg auf meist schattigen Waldwegen recht angenehm. Auf dem Gipfel wurde es aufgrund des Windes sogar eher kühl. Nach einer kurzen Rast am Berggasthaus mit dem obligatorischen Kickelhahn-Programm – Roster, Bier, Aussichtsturm – habe ich mich zum Abstieg begeben und bin dabei den Wegweisern zum Goethehäuschen gefolgt.
Das Goethehäuschen ist eine zweistöckige hölzerne Schutzhütte kurz unterhalb des Kickelhahn-Gipfels. Im Jahr 1780 verfasste Goethe dort sein Gedicht „Ein gleiches“, auch bekannt als „Wandrers Nachtlied II“ oder nach seinem ersten Vers „Über allen Gipfeln ist Ruh“. Im Wortlaut des 1815 erschienenen ersten Bandes von Goethes Werken:
„Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh’,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde.
Ruhest du auch.“
Die Hütte, an deren Bretterwand Goethe diese Verse schrieb, ist 1870 abgebrannt. 1874 wurde sie originalgetreu wiederaufgebaut. Die Tür der originalen Hütte ist erhalten und heute im Jagdhaus Gabelbach ausgestellt, einem Museum etwa auf halber Höhe des Kickelhahns.
Kurz bevor die ursprüngliche Hütte abgebrannt ist, wurde das Gedicht in Goethes Handschrift fotografiert. Das Foto ist heute hinter Glas in der Hütte an jener Stelle ausgestellt, an der sich das Autograph befand. An der gegenüberliegenden Wand sind Übersetzungen des Gedichts in mehreren Sprachen angebracht.
Die Hütte und das Drumherum waren sauber und machten allgemein einen guten Eindruck. Über die Jahre haben sich zwar diverse Kevins und Schackelines mit ihren Namenszügen auf den Holzwänden im Inneren des Häuschens verewigt, aber das ließ sich wohl kaum vermeiden. Schöner wäre die Hütte ohne das Gekritzel, aber ehe Kulturpessimisten nun über die Jugend von heute herziehen: Goethe hat sogar im fortgeschrittenen Alter auf einem Fensterrahmen im Dornburger Renaissanceschloss herumgekritzelt, weil es ihm dort so gut gefallen hat.
Auf meinem Weg zurück nach Ilmenau habe ich gleich noch das erwähnte Jagdhaus Gabelbach mit der Tür des originalen Goethehäuschens besucht. Danach gab es am Stadtrand von Ilmenau, nahe dem Bahnhof Ilmenau Bad, noch einen Eisbecher im Café „Kleiner Eisbär“. Alles sehr empfehlenswert. Ich werde bestimmt wieder einmal den Kickelhahn und das Goethehäuschen besuchen.[verkleinern]