Wer schon einmal einen größeren Wochenmarkt besucht, das emsige Treiben beobachtet und den Duft von frischem Obst und Gemüse inhaliert hat, den lässt dieses Erlebnis nicht mehr los. Für viele von uns sind in Zeiten wachsender Discounter mit konfektioniertem 08/15-Frischwarenangebot der Gang über einen "echten" Wochenmarkt, das Aussuchen der Ware und der Kontakt zu den regionalen Händlern ein Stück traditioneller Lebensqualität.
Ländliche Gemeinden mit einer Einwohnerzahl unter 20.000 können... weiterlesen
zwangsläufig keine großen Wochenmärkte anbieten. Bei der Gemeinde Karlsbad kommt hinzu, dass sie aus fünf Teilorten besteht. Dennoch gibt es in vier dieser Ortschaften jeweils einen Wochenmarkt, quasi im Miniformat.
Im einwohnerstärksten Hauptort Langensteinbach findet dieser Wochenmarkt regelmäßig freitags von 7:00 bis 12:30 Uhr statt.
In der Karwoche wurde der Markttag wegen des Feiertags um einen Tag auf den Gründonnerstag vorverlegt. Da meine Frau und ich in Zeiten des Corona-Kontaktverbots kaum zum Einkaufen gehen und von den Vorräten des Kühl- und Gefrierschranks sowie der Speisekammer leben, befielen uns akute Gelüste nach frischem, vitaminreichem und leckerem Obst und Gemüse. So beschlossen wir spontan, dem Langensteinbacher Wochen-"Märktle" einen Besuch abzustatten.
Marktstandort ist der Rathausplatz, der an den übrigen Tagen als öffentlicher Parkplatz genutzt wird. Trotz des dadurch eingeschränkten Parkplatzangebots fanden wir aber rasch eine Parkmöglichkeit in unmittelbarer Nähe.
Die Marktstände kann man zwar an den Fingern einer Hand abzählen. Man findet aber alles, was man üblicherweise auf Wochenmärkten findet: Obst, Gemüse, Käse, Wurst, Feinkost und Blumen.
Am sehr reichhaltig sortierten Stand eines Obst- und Gemüsehändlers aus der Pfalz wurden wir schnell fündig. Ein großer Bund Bärlauch, ein armdicker weißer Riesenrettich, 2 Broccoli, einige schöne Birnen und ein halbes Kilo Champignons wanderten in unseren Korb. Und dies ohne lange Wartezeit, dafür aber mit kompetenter Beratung und zu fairen Preisen.
Zu normalen Zeiten wäre der Langensteinbacher Wochenmarkt somit ein Kandidat für 5 Bewertungssterne.
Aktuell muss ich aber "krisenbedingt" 1,5 Sterne abziehen, so dass es - wohlwollend aufgerundet - mit Ach und Krach gerade noch 4 Sterne gibt.
Und hier die Gründe für die Abwertung:
Alle Marktkundinnen und -kunden hielten sich vorbildlich an die von der "Obrigkeit" verkündeten Abstands- und sonstigen Kontaktempfehlungen. Und dies sogar ohne Markierungen auf dem Boden! Nicht so einige emsige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Standbetreiber: sie hantierten zum Teil nicht hinter dem Stand, wo sie eigentlich hingehören, sondern davor an der ausgelegten Ware herum und gingen dabei auf direkte Tuchfühlung mit der Kundschaft. Das ist in "normalen" Zeiten kein Problem. Aktuell führt das aber zu Ängsten und Unsicherheitsgefühlen bei den Kunden!
Und dann gab es noch die Eltern oder Elternteile, deren Kinder kreuz und quer durch die Lücken in den Kundenschlangen herumtobten. Mein ganz besonderer "Favorit" war ein geschätzt Vierjähriger, der rotznasetriefend und laut hustenbellend mit seinem kleinen Fahrrad zwischen den Kunden Slalom fuhr. Um nicht missverstanden zu werden: normalerweise empfinde ich so etwas als schön und herzerfrischend; ich habe als Kind ja auch sehr gerne herumgetobt. In der Coronazeit, in der es mir als Opa-Novize der Generation Ü-60 beinahe das Herz zerreißt, dass ich seit über 4 Wochen keinen Kontakt zu meiner vier Monate alten Enkelin habe und mich selbst strikt an die Vorgaben von "Opa Kretschi" halte, empfände ich es aber einfach als unfair, wenn ich von so einem kleinen Racker etwas "angehängt" bekäme. Da mein nach potenziell zugehörigen Eltern oder Elternteilen suchender Rundumblick ins Leere ging, wünschte ich mir insgeheim vier bullige, permanent knurrende und böse dreinschauende Rottweiler herbei. Mit solchen "Jungs" an der Leine hätte ich garantiert ALLE auf mehr als 1,50 Meter Abstand gehalten :-)
Enttäuscht war ich auch von der Gemeinde Karlsbad, die ja als Veranstalter fungiert und sicher eine Standmiete von den Händlern bekommt. Als stolze Besitzerin einer Vielzahl von stationären Blitzanlagen an fast jeder Ortsein- und -ausgangsstraße leistet sie sich den Luxus eines kommunalen Ordnungsbeamten. Ein solcher "Sheriff" hätte womöglich allein durch seine bloße Präsenz auf dem Markt seine Wirkung gehabt. Offenbar zieht man es aber vor, dass er in Heimarbeit Verwarnungen schreibt. Das ist ja auch nicht so gefährlich. Ich gönne es ihm/ihr :-)[verkleinern]