Das Naturschutzgebiet Erlachsee liegt im Oberwald, einem 600 Hektar großen Waldgebiet am südöstlichen Stadtrand von Karlsruhe.
Den Erlachsee hat nicht die Natur "erschaffen", sondern der Mensch. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde dort Kies für den Bau der damaligen Reichsautobahn ausgebaggert. In den Jahren 1969 und 1970 wurde erneut Kies für den Straßenbau benötigt (Bau der Karlsruher Südtangente).
Infolge der Kiesabbaumaßnahmen war eine so genannte Trockenbaggerungsfläche entstanden, die... weiterlesen ca. 2 Meter tiefer als der umgebende Wald lag und die forstwirtschaftlich nicht mehr nutzbar war, weil sogar robuste Pappelarten abstarben. Die staatliche Forstverwaltung legte daraufhin zwei künstliche Gewässer an, den Oberwaldsee und den Erlachsee, teils mit Flachwasserzonen und Sandbänken, an dem sich bedrohte und stark gefährdete Lebensformen von selbst wieder ansiedeln sollten.
Durch flach ausgeformte Uferböschungen bildete sich eine Schilfzone, in der sich viele Vogelarten, Insekten und Amphibien ansiedelten. In der Winterzeit ist die offene Wasserfläche Überwinterungsgebiet verschiedener Entenarten.
Weil der Oberwald nicht nur Lebensraum für Tiere, sondern Naherholungsgebiet für die Einwohner von Karlsruhe ist, und die Erholungssuchenden insbesondere die im Uferbereich brütenden Vögel massiv störten und dadurch verdrängten, wurde der Erlachsee Ende November 1983 zum Naturschutzgebiet erklärt und komplett eingezäunt.
Der Uferbereich des benachbarten Oberwaldsees ist dagegen für das Publikum zugänglich geblieben und bietet einige Stellen zum Sonnenbaden, Grillen und Feiern.
Wir umrundeten das ca. 16,4 Hektar große Naturschutzgebiet an einem sonnigen und heißen Spätsommertag mit dem Fahrrad. Da ein breiter Streifen der Uferzone eingezäunt ist, hat man von dem mit feinem Schotter befestigten Rundweg nur an wenigen Stellen Ausblick auf die Wasserfläche.
Am südlichen Seeufer führt ein eingezäunter Weg zu einer hüttenartigen Beobachtungsstation, die direkt am Wasser liegt. Dort besteht die Möglichkeit, durch Aussparungen in der Holzwand den Tieren im und am Wasser zuzuschauen, ohne sie zu erschrecken.
In der Beobachtungsstation helfen Schaubilder bei der Vogelbestimmung. Den Schaubildern nach sollen am See Zwergtaucher, Haubentaucher, Graureiher, Flussregenpfeifer, Stockenten, Teich- und Blässhühner leben.
Wir hatten uns erhofft, einige dieser Vogelarten und darüber hinaus bereits einige Zugvögel zu Gesicht zu bekommen, die auf ihrem Weg vom hohen Norden in den Süden eine Pause einlegen.
Dazu war es wohl noch etwas zu früh. Es ließen sich nur einige heimische Entenarten sowie - in gößerer Entfernung in der Mitte des Sees - eine Handvoll Großvögel blicken, die wie Reiher aussahen. Über der Wasserfläche sahen wir Libellen.
Kundige Vogelbeobachter wissen sicher besser, zu welchen Zeiten sie mit ihren Ferngläsern oder Superteleobjektiven seltene Vogelarten erspähen können.
Leider sind in der Beobachtungsstation eindeutige Spuren von feucht-fröhlichen Feiern vorhanden. Möglicherweise war dieses Verhalten einiger Mitmenschen auch der Anlass für die Schließung der zweiten Beobachtungsstation am nördlichen Ufer. Der dort hinführende Weg ist jedenfalls mit einem Zaun abgesperrt, was Unbekannte aber offenbar nicht abgeschreckt hat, denn das Drahtgeflecht wurde aufgezwickt und zur Seite gebogen.
Dieses Verhalten ist deshalb unverständlich, weil es im Oberwald und am Oberwaldsee genügend erlaubte Plätze zum Feiern gibt. Dummheit, Ignoranz und Rücksichtslosigkeit von uns Menschen gegenüber anderen Lebewesen sterben halt - im Gegensatz zu den bedrohten Lebewesen - leider nicht aus!
Ob die Tiere am und im See auch durch den permanenten Verkehrslärm der nahen Autobahn A5 und durch das Schüsseknallen vom benachbarten Übungsschießstand der Polizei gestört werden, vermögen wir nicht zu beurteilen. Vermutlich haben die Tiere sich an diese Art von Lärm aber längst gewöhnt.[verkleinern]