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Seit der Barockzeit ist der Herkules ein Wahrzeichen der Stadt Kassel. Wie man es auf den Fotos sehen kann, handelt es sich aber um ein Objekt „neueren“ Datums und nicht jenes, das oberhalb des Schlosses im Wilhelmshöhe. Diese Skulptur habe ich nun bewusst ausgewählt, weil sie sich in einer Sichtachse zum vorher vorgestellten Stadtmuseum befindet. Davon gehe ich jedenfalls aus, denn in der Vergangenheit hieß es in den lokalen Medien, dass der Aufstellungsplatz anderweitig umgestaltet werden... weiterlesen soll bzw. dass dieser „ungeeignet“ sein soll, wenn man den Meinungen verschiedener Behörden / Verantwortlichen vertrauen soll.
Was mir an dieser Skulptur gut gefällt ist, dass trotz eigentlich der Herkules mit dem Obelisken im Mittelpunkt steht, sowohl dort, als auch unter seinen Füssen kleine Figuren zu sehen sind. Leider wegen der Gegensonne die mich blendete konnte ich die zuerst genannten weder erkennen, noch wie die anderen auch ablichten können :(. Erst jetzt, als ich nach weiteren Details über die Geschichte, die dahinter steckt und dem damit verbundenen Hintergrund gesucht habe, stellte es sich heraus, dass es sich um Szenen aus dem Leben des „Hauptdarstellers“ handelt. Wer dieser kennt ist, wie man es salopp bezeichnet „im Vorteil“ ;). Es ist schon eine witzige Idee des zeitgenössischen Bildhauers 1944 in Olmütz geborenen Yvan Theimer es in dieser Form getan zu haben. Es ist eins der wenigen Kunstwerke im öffentlichem Raum, das nach einer Documenta von der Stadt angekauft wurde um sie vor dem damaligem Sitz der Bundesbankfiliale (heute Sitz eines Internetanbieters) aufzustellen. Das geschah nachweislich im Jahr 1989.
Um das Gesamtwerk visuell erfassen zu können, bedarf es eines gewissen Abstands. Wenn bereits der Sockel auf dem er steht, 1,20 Meter beträgt und der Halbgott selbst weitere 3 Meter und der Nadel in seinen Händen ihn um ein Vielfaches überragt, kann sich das schon schwer gestalten. Zudem ist es aus meiner Sicht ratsam es in der prallen Sonne zu tun (trotz der Bäume rings rum), weil wie bei mir es der Fall gewesen ist, die vorher erwähnten Details nicht als solche wahrgenommen werden können. Vielleicht, wenn sich mir eine weitere Gelegenheit bieten sollte, Kassel besuchen zu können, werde ich mehr auf sie achten. Darunter sollen sich unter anderen die Schlangen befinden, mit denen die eifersüchtige „Stiefmutter“ Hera ihn noch als Baby „loswerden“ wollte. Wie es einigen bekannt sein dürfte, ist es dazu nicht gekommen.
Wie bei den historischen Vorbildern aus dem Barock ist auch dieser Herkules nackt dargestellt. Auch, wenn bei dieser Darstellung die ihm gestellten Aufgaben im Mittelpunkt stehen sollen, ist der Obelisk eher ein Verweis auf das historische Stück, das ich vorher erwähnt habe. Die Prüfungen sollten seinen Mut und Kraft „herausfordern“, zudem erneut Hera ihre „Finger mit im Spiel“ hatte, sowie sie diese durch ihre „Manipulation“ zusätzlich erschwerte. Wenn ich mir aber die Figuren unter dem Sockel anschaue, keine der Szenen erinnert mich an eine der Aufgaben, vor die der Held gestellt wurde. Es liegt daher nahe, dass diese eben auf dem Obelisken abgebildet wurden. Dennoch auch dort braucht man reichlich Phantasie, um das zu einer der bekannten Geschichten in Verbindung zu setzen. Zudem durch die vorher erwähnte Höhe und die Kleinteiligkeit der besagten Objekte bedingt, ist es eh aus meiner Sicht, so „gewollt“, dass man vor ein „Rätsel“ gestellt wird.
Erst nachdem ich die hier angelegten Fotos, als ich sie mir auf dem PC angeschaut habe, fiel mir auf, dass alle Figuren, nicht nur der Herkules nackt sind. Darüber hinaus, wenn man es genau wissen möchte, auf dem Obelisken gibt es zusätzlich eingravierte Szenen, die ich vor Ort gar nicht als solche wahrgenommen habe. Was mir ein gravierender Unterschied ist auszumachen, zwischen dem hünenhaften Halbgott mit seinen kräftigen Muskeln, der die Last nur durch die Falance auf den Zehen scheinbar bewerkstelligen kann und dem kleinem Mann auf der anderen Seite dieser Last. Wie ich im Netz gelesen habe, sind solche Gegensätze beim Yvan Theimer sehr beliebt gewesen. Schade nur, dass ich nur wenige Details über ihn in Erfahrung bringen konnte. Mir persönlich ist keine weitere Arbeit von ihm bekannt. Es heißt aber, dass es mehrere im Rhein-Main-Gebiet geben soll.
Was man sich bei diesem Werk unbedingt anschauen soll, sind nicht nur die kleinen Details, die ich bisher erwähnt habe. Für mich war es eine spannende Entdeckung, als ich mir die Münzen unterhalb des Sockels genau angeschaut habe: laut dem, was ich im Netz erfahren habe, sind es sehr seltene Prägungen aus der Zeit des beliebten Kurfürsten Wilhelm VI. von Hessen-Kassel (* 23. Mai 1629 in Kassel; † 16. Juli 1663 in Haina), als er noch selbst gar nicht regierungsfähig gewesen ist und seine Mutter sein Vormund gewesen ist. Damit wird meiner Meinung nach ein direkter Bezug auf jenes Vorbild im Park Wilhelmshöhe genommen. Damit konnte ich (erneut) erst im Nachhinein feststellen, dass sich meine Vermutung, dass es nicht nur einen optischen Zusammenhang gibt, sondern auch durch die Abbildung eines zeitgenössischen Stadtplans dieser Ära und gleichwohl durch die Münzen ein Bogen in die Vergangenheit gestellt wird. Wenn man in der Nähe des Stadtmuseums sein sollte, dann empfehle ich sich dieses Kunstwerk selbst anzuschauen. Für gewöhnlich bin ich kein Fan moderner Kunst aber dieses ist ein gelungenes Beispiel, dass es auch anders gehen kann! Meine Empfehlung ist an dieser Stelle gewiss![verkleinern]