30.07.2017
Mein Gott, unser letzter Landesfürst Landgraf Friedrich Wilhelm der I. von Hessen- Kassel, der von 1802 - 1875 lebte sowie von 1847 - 1866 regierte und auch Friedrich Wilhelm der Standhafte genannt wurde, hätte sich wohl im Grabe rumgedreht, wenn er wüsste, zu welch einem verlodderten Schandfleck seine Grablege auf dem Altstädter Friedhof an der Lutherkirche verkommen war.
Vielleicht liegt es daran, dass er bei seinen Landeskindern schon zu Lebzeiten nicht der beliebteste war,... weiterlesen was schlichtweg daran lag, dass er skrupellos danach trachtete sein Vermögen zu mehren, statt sich den Regierungsgeschäften zuzuwenden.
Dieses Ansinnen resultierte daraus, dass er im Erbfall 9 Kinder zu versorgen hatte, die zwar aus seinem Privatvermögen erbberechtigt waren, nicht jedoch seine Nachfolge hätten antreten dürfen, denn sie resultierten aus der Ehe mit der bürgerlichen und geschiedenen Gertrude Lehmann, welche er nach der Hochzeit zur Gräfin von Schaumburg und später zur Fürstin von Hanau erhob.
Friedrich Wilhelm I wird als Narzist beschrieben, der offen gegen die Verfassung von 1831 vorging, was den Hessen einer strengere Verfassung bescherte und zu einer Regierungskrise führte.
Während des deutsch -österreichischen Krieges wurde er in Kassel von preussischen Truppen gefangen genommen und zunächst nach Stettin gebracht. Dort dankte er gegen Zahlung einer Abfindung als Hessischer Landesfürst ab und lebte fortan bis zu seinem Tode in Prag.
Die politische Nachfolge trat eine Seitenlinie an.
Erst nach seinem Tode kehrte er nach Kassel zurück. Sein Leichnahm wurde zurück geführt zum Erbbegräbnis seiner Vorfahren.
Das gusseiserne Tor zum Mausoleum war zuletzt auf gebrochen, Wildwuchs und Unrat verschandelten den idyllischen Fleck hinter der Kurfürstengalerie. Zwielichtige Gestalten trieben sich im Umfeld selbst am hellichten Tage herum.
Wenn ich hier mal lang musste, dann sah ich zu, dass ich das so schnell wie möglich hinter mich brachte.
Ich hätte noch nicht mal einen Stern geben wollen.
Vor kurzem wählte ich wieder einmal den Weg am Rande des historischen Friedhofs und rieb mir verwundert die Augen:
das eingefriedete Stück mit der Grablege wirkte gepflegt und die Schäden am Tor des Mausoleum waren beseitigt.
Man munkelt, die documenta bringt nicht nur Kunst in die Stadt, sondern bewirkt auch Wunder. ;-)[verkleinern]