Die Gemäldegalerie Alte Meister erstreckt sich über drei Etagen mit Sälen des Schlosses Wilhelmshöhe, von denen aus man teilweise einen herrlichen Blick über die Wilhelmshöher Allee und Kassel, jedoch auch zum Bergpark mit dem Herkules genießt. Diese einzigartige Sammlung Alter Meister haben wir der Sammelleidenschaft unserer einstigen Landgrafen zu verdanken, beginnend Mitte des 17. Jahrhunderts. Ab Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie in dem ursprünglich als Theater genutzten Ottoneum... weiterlesen untergebracht.
Landgraf Carl, welcher von 1654 bis 1730 lebte, war ein - wie wir heute sagen würden - Fan von Rembrand und Rubens und des Michelangelo Merisi da Carravagio und derjenigen Künstler, die seinen Stil in ihre eigenen Werke einfliessen ließen. Wichtige Werke finden sich in der Sammlung.
Landgraf Wilhelm Vlll. (1682 bis 1760) prägte die Sammlung jedoch am nachhaltigsten mit Werken vor allem flämischer und holländischer Maler.
So gelangte als eines der heutigen Highlights der Sammlung nämlich "Jacobsegen" von Rembrandt nach Kassel.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war die Sammlung allerdings derartig angewachsen, dass es wiederum eines Umzugs bedurfte in einen Galeriebau, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Die wertvolle Gemäldesammlung hatte man glücklicher Weise rechtzeitg geborgen bzw. ausgelagert. Nicht auszudenken, wenn diese Kulturschätze zerstört worden wären.
Schlimm genug war schon die Herrschaft Jerome Bonapartes, der die Sammlung zu Beginn des 19. Jh. plünderte. Nur ein Teil der Gemälde konnte durch einen der Gebrüder Grimm zurück geführt werden. Andere befinden sich noch heute in der Eremitage in St. Petersburg, die ich sehr gerne einmal besuchen würde.
Seit 1974 ist die Gemäldesammlung in Schloss Wilhelmshöhe beheimatet.
Ich empfehle jedem, der die Gemäldesammlunfg erstmals besichtigt, dies im Rahmen einer dort angebotenen Führung zu tun. Es wird nicht nur die Geschichte und der Aufbau der Sammlung erklärt, sondern auch ausgewählte Gemälde.
Man betrachtet die großartigen Werke der Meister mit ganz anderem Auge, wenn man sie zu deuten weiß. Ich "tauche" gerne in ein Gemäldes ein, folge Licht und Schatten der Landschaft, den Blicken und Gesten der Figuren ..... Niemand sonst verstand es so gut gezielt Licht und Schatten einzusetzen wie Rembrandt. Dort verweile ich regelmäßig am längsten.
Welche Werke mir am besten gefallen? Es sind die von Rembrandt und die Werke von Rubens mit den prächtigen "Rubensweibern" - den "süssen dicken Dingern" , wie ich sie insgeheim nenne, in ihrer ganzen Pracht, Fülle und gleichwohl Anmut. Leider entsprechen sie nicht dem heutigen Schönheitsideal der magersüchtigen Modells, aber das ist wohl der Zeitgeist .
Sie teilen sich einen eigenen Saal in der Nähe des Jacobssegen.
Manchmal stelle ich mir vor, dass nachts, wenn das Museum für Besucher geschlossen ist, die Gestalten aus ihren Gemälden entschlüpfen und sich in wildem Reigen miteinander durch die Räume bewegen ... die Rubensweiber, die Faune, die Heiligen, die Adelsherrschaften ... und wenn der Morgen graut, ist der Spuk wieder vorüber.
Ich liebe diese Galerie ganz besonders, da ich die Alten Meister moderner Kunst eindeutig vorziehe. Ihre Bilder haben einen dem Betrachter sich mit Tiefgang und auf wundersame Weise unmittelbar erschließende Handlung, die mir moderne, abstrakte Kunst meistens nicht gibt.
Im Foyer befindet sich übrigens eine Antikensammlung, welche ebenfalls sehr sehenswert ist.
Die Öffnungszeiten sind von März bis Oktober verlängert täglich bis 17 Uhr. Mittwochs kann man das Museum sogar bis 20 Uhr besuchen.
Der Eintrittspreis von 6 € pro erwachsener Person ist sehr moderat für das Gebotene. Es finden regelmäßig auch Sonderausstellungen statt.
Im Untergeschoss sind Schließfächer für Jacken und Taschen vorhanden, da man diese nicht mit in die Ausstellung nehmen darf.
Ebenso findet man im Untergeschoss einen Museumsshop, der sehr gut sortiert ist sowie das Café Jerome , in welchem Snacks sowie Kaffee und sehr leckerere Torten angeboten werden.
Die Toiletten habe ich als sehr sauber in Erinnerung.
Parken kann man kostenfrei etwas unterhalb von Schloss Wilhelmshöhe auf einem der ausgewiesenen Parkplätze. Man muss dann aber noch etwa 200 Meter bergan laufen.
Vor dem Schloss stehend und in Richtung Herkules blickend hat man einen wunderschönen Blick auf den Bergpark und die Kaskaden.
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Update vom 07.11.2013:
An einem trüben Herbsttag mit Nieselregen war ich erneut hier.
Die Farbenfohen Gemälde bilden einen starken Kontrast zur tristen herbstlichen Landschaft.. Sie erheitern einen teilweise derart, dass man die dunkle Jahreszeit vergisst.
Die Sonderausstellung "Wilhelm Busch und die Alten Meister" in der Zeit vom 06.09.2013 bis 12.01.2013 brachte mir erstaunliche Erkenntnisse darüber, dass er nicht nur humoristische Bildergeschichten schrieb, sondern war auch ein excellenter Maler.
Seine Werke sind denen einiger holländischer Maler , wie Frans Hals, Rembrand, Rubens, aber auch weniger bekannten wie z. B. Jan Wijnants, Thomas Wyck und Adriaen van de Velde gegenüber gestellt.
Für eine exorbitante Fotogebühr von 5 ,- € bei einem ermäßigten Eintritt von 4 ,- € ( da ich am gleichen Tage noch ein weiteres Museum besucht hatte) konnte ich meine Lieblingswerke sowie die Ausstellungssäle ablichten.
Sobald ich Zeit finde, werde ich einige Aufnahmen hier teilen, um die Begeisterung für einen Besuch zu wecken.[verkleinern]