Lockdownbedingte Restaurantschließungen verleiten so manche Hobbyköchinnen und -köche dazu, selbst das Küchenzepter zu schwingen.
Und dies mit mal mehr und mal weniger Erfolg.
Meine Frau und ich haben uns in diesen trüben Pandemiezeiten zwangsläufig in gastronomisch schwindelerregende Höhen hinaufgekocht.
So war es an der Zeit zu testen, ob die Speisewirtschaften in der Umgebung uns überhaupt noch das Wasser reichen können.
Späßle g'macht ...
Der wahre Grund für unseren... weiterlesen
"Traube"-Besuch war, dass wir keine Lust hatten, unser Sonntagsessen selbst zuzubereiten, und dass wir auch einen Beitrag zur finanziellen und moralischen Unterstützung des durch zwei Lockdowns doch sehr in Mitleidenschaft gezogenen Gastronomiegewerbes leisten wollten.
Dies auch aus rein egoistischen Motiven, denn wir möchten in Zukunft nicht 'zig Kilometer durch Dörfer und Städte mit aus finanzieller Not geschlossenen Restaurants fahren, bis wir endlich ein Lokal finden, welches diese Durststrecke überlebt hat.
So erinnerten wir uns vor einigen Tagen an die "Traube" in unserem Nachbarort Keltern-Ellmendingen, die wir bis vor einigen Jahren des öfteren mit unseren damals noch in unserem Haushalt lebenden Kindern besucht hatten.
Obwohl wir mit Speisequalität und Service stets zufrieden gewesen waren, war dieser Familienbetrieb im Laufe der Zeit bei uns irgendwie in Vergessenheit geraten. Den Grund dafür wissen wir selbst nicht, denn die "Traube" hatte nie Anlass zu Beanstandungen geboten.
Auf den Internetseiten der "Traube" sahen wir, dass die Inhaberfamilie Maurer sich auch in Zeiten der Corona-Pandemie mit einer übersichtlichen, aber sehr gut zusammengestellten Abhol-Speisekarte mächtig ins Zeug legt, um ihre Gäste mit leckeren Speisen zu erschwinglichen Preisen zu versorgen.
Auf zwei DIN A 4-Seiten dürfte jeder ein passendes Gericht oder nach eigenem Gusto zusammengestelltes Menü finden.
Unter den Vor- und Hauptspeisen findet man auch durchaus einige Gerichte, die für einen "to go" zubereitenden Koch eine echte Herausforderung sein können, denn wer weiß, ob sich ein Abholgast möglicherweise beschwert, weil das Steak nach einer viertelstündigen Autofahrt vielleicht nicht mehr medium, sondern zäh und die Nudel-Soßemischung nur noch eine klebrige Pampe ist.
Da meine Frau und ich das Risiko lieben, entschieden wir uns gerade nicht für Gerichte wie zum Beispiel "Edelhirschgulasch nach Art des Hauses" (19,50 €), "hausgemachte Käsepätzle" (8,50 €), "geschnetztelte Filetspitzen Züricher Art" (15,20 €) oder "Heides Vegi-Traum" (vegetarische gefüllte Muschelnudeln für 13,50 €). Gerichte dieser Art verzeihen eine etwas längere Liegezeit und können auch im Backofen oder in der Mikrowelle wieder aufgewärmt werden.
Nein, uns gelüstete nach einem schwäbischen Zwiebelrostbraten mit Spätzle beziehungsweise einem Rumpsteak mit Kräuterbutter, Baguette und einem großen Salatteller (jeweils für 20,80 €)!
Pünktlich zur telefonisch vereinbarten Abholzeit (High Noon am Sonntag) fand sich meine Frau, vermummt mit einer FFP2-Maske und in Begleitung einer mitgebrachten Warmhaltebox, in den Räumlichkeiten der "Traube" ein, wo sie von der sehr freundlichen Seniorchefin in Empfang genommen wurde. Nach einer sehr, sehr kurzen Wartezeit wurde unsere Warmhaltebox beladen, und nach einer 5- bis 10-minütigen Autofahrt waren wir sehr auf unser abgeholtes Essen gespannt.
Um es vorweg zu nehmen: die Abholfahrt hat sich gelohnt!
Die Gerichte waren in Pappbehälter gefüllt, die laut Aufschrift kompostierbar sind oder in die Biotonne geworfen werden können. Schon mal als dicker Umwelt-Pluspunkt zu vebuchen, denn wir hatten mit einer Styropor-Verpackungsorgie gerechnet!
Das Baguette zum Steak meiner Frau sowie die Kracherle für den Salat befanden sich in einer außerhalb der Warmhaltebox mitzunehmenden Papiertüte, um sie vor dem "Matschigwerden" zu bewahren.
Nach dem Umladen auf unser eigenes Geschirr folgte die spannende Testphase.
Ich vernahm dabei nichts anderes als ständiges und einhelliges "Mmmmmmh" aus unseren Mündern.
Steak und Rostbraten waren wunderbar zart und innen noch rosa, also genau so, wie wir das mögen.
Die hausgemachten Spätzle waren nicht klebrig, sondern bissfest und mit einer Butterschmälze on top.
Die in einem separaten Pappbecher abgefüllte Soße schmeckte "wie bei Muttern" und nicht nach Maggi, Knorr & Co.
Auch am gemischten Salat (Feld-, Kopf-, Kartoffel-, Möhren- uns Gurkensalat) gab es absolut nichts auszusetzen.
Nach so viel Lob zur Qualität auch nur Anerkennendes zur Quantität: Fleisch, Beilagen, Soße und Salate waren sehr reichhaltig. Wir waren beide mehr als satt.
Fazit: Unser Abholbesuch bei der "Traube" wird ganz sicher nicht unser letzter gewesen sein. Noch schöner wäre es, wenn der ganze Corona-Schlamassel bald vorbei wäre und wir an schönen Sommerabenden die Köstlichkeiten der "Traube" auf der schönen Dachterrasse mit einem Gläschen Bier oder Wein genießen könnten. Träumen wird man ja noch dürfen.
Egal wie: bis bald![verkleinern]