Also, man mag über 'alte Zeiten' denken wie man will, gerade rosig waren sie auch nicht. Aber verglichen mit 'modernen Zeiten' vielleicht ein bisschen origineller und und menschlicher, und auf alle Fälle solider. Ich meine damit die Jahre 1967 bis 1974, als ich zeitweise meine ersten Löhne als Werkstudent bei der Fa. Telefunken (wer kennt die noch?) verdiente und monatlich auf den Pfennig genau abgezählt in einem gegen Schere und Messer armierten 'Pappendeckeltresor' überreicht kriegte. Das... weiterlesen
gleiche galt für den Wehrsold, den kriegte ich nicht mal in der Tüte sondern vom ReFü der Staffel gleich bar Kralle.
1974 wurde es zur Pflicht gemacht, ein Girokonto zu eröffnen, aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Natürlich fielen dafür Gebühren an, aber die legte der Arbeitgeber zunächst zum Gehalt dazu. Aber nur bis sich diese Zwangsmaßnahme endgültig durchgesetzt hatte und in die Gesetzgebung eingeflossen war, dann verschwand der Posten ‚Erstattung Kontoführungsgebühr‘ vom Lohnzettel ersatzlos.
Und so entwickelte sich der Geldverkehr immer weiter und wurde immer kostspieliger, weil immer mehr Leute daran verdienen wollten. Nach dem Vorbild der US-amerikanischen Kreditkarte breitete sich die EC-Karte immer weiter aus, MasterCard, Visa und American Express fielen in Deutschland ein wie die Krähen, wurden aber noch lange Zeit scheel betrachtet. Dann kamen die ersten Buchungs-Halbautomaten in den Geschäften auf, die dem Inhaber einen Teilbetrag vom getätigten Umsatz abknöpften. Hatte die Ware einen etablierten Festpreis musste dieser abgeschöpfte Teilbetrag aus der Handelsspanne abgezweigt werden, was das Einkommen des Händlers schmälerte. In einem mir persönlich bekannten Fall, einem kleinen Zigaretten- und Zeitungsladen so empfindlich, dass die Maschine wieder abgeschafft werden musste.
Kommt dem Leser diese kleine Historie nicht bekannt vor? Muss ich noch den Finger heben, auf die zu bewertende Firma weisen und sie als Big Brother dieser kleinen schwarzen Kästchen mit dem Schlitz für die EC-Karte bezeichnen. Drängt sich dieser Vergleich nicht auf? Einen winzigkleinen Unterschied gibt es vielleicht: Das Maschinchen ist das was es ist, dumm wie Bohnenstroh, kein eigener Wille vorhanden, tut nur, wozu es programmiert ist, am Ende 'JA' oder 'NEIN' und dann gibt es eine voll gültige Quittung, die gegen jegliches Anfechten erhaben ist.
Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, den großen Bruder in Aktion erleben zu müssen, aber dazu muss ich ein bisschen ausholen damit die Zusammenhänge rüberkommen:
Normalerweise laufen auch Internetgeschäfte bei ausreichender Kommunikation und einem Mindestmaß an Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer sehr reibungsarm, vor allem, wenn einmal etwas danebengeht wie zum Beispiel bei mir, als sich Ende Dezember 14 die Fa. DPD wieder mal einen ihrer in unserer Region üblichen Rohrkrepierter leistete.
Ich orderte bei der Fa. Abbott GmbH, die leider ausschließlich per DPD ausliefert und den Rechnungsbetrag ausschließlich über PayPal einfordert, einen medizinischen Verbrauchsartikel, den es leider nur dort gibt und von dem mein Wohlbefinden als Diabetiker in ganz erheblichem Maß abhängt. Nach einer Woche war die Sendung immer noch nicht da, also wurde ich beim Abbott-Kundendienst vorstellig. Der wirklich freundliche Herr machte ein Tracking und stellte fest, dass das Päckchen seit ein paar Tagen im Depot der DPD in Neu Ulm liegt.
Da mit diesem Depot keine Kommunikation möglich ist (keine Adresse, kein Telefon, kein E-Mail), hieß es also vorerst warten.
Am 02. Januar buchte PayPal den Rechnungsbetrag ab!!!! Huch, ohne Quittung über den Erhalt der Ware von meiner Seite? Geht das denn? Das wäre ja eine nicht vereinbarte Vorauszahlung, noch dazu auf die Gefahr hin, dass die Ware nie bei mir ankommt. Davon steht nichts in den AGB von Abbott und die von PayPal interessierten mich nicht, dieses 'Bezahlkistchen' hatte zu funktionieren und keinen eigenen Willen zu entwickeln. Ich benachrichtigte Abbot per E-Mail von der bevorstehenden Rückbuchung innerhalb der nächsten 3 Tage und stellte anheim, die anfallende Gebühr von 5 € bei DPD als Verursacher des Schadens geltend zu machen.
Nach 5 (fünf) Tagen, weiteren Wartens buchte ich zurück, also am 07.01.15. Eisiges Schweigen allenthalben. Zwei Tage später kam das Päckchen mit einem Verzug von nunmehr 3 Wochen in einem sehr desolaten Zustand bei mir an. Der Inhalt hatte die Überquerung durch ein gepanzertes Kettenfahrzeug unbeschadet überstanden, ich benachrichtigte Abbott vom Eintreffen der verschollenen Sendung und dass ich den nun nach meiner Rückbuchung offenen Betrag direkt anweisen würde. Nach wie vor Schweigen. Am 13.01. überwies ich den Betrag in voller Höhe auf das auf der Rechnung ausgewiesene Konto. Leider kein Echo, also vielleicht sowas wie eine Quittung oder so
Anfang Februar klingelte mein Handy ‚ausländisch‘, also +39…, ein gebrochen deutsch sprechender Schnellschwätzer (tut mir ja leid, liebe Redaktion, das ist keine Diffamierung, sondern eine gängige schwäbische Bezeichnung für ein nicht zu bremsendes Sprech-Maschinengewehr) versuchte, mir hektisch irgendwas weiszumachen, wovon ich wegen meines Tinnitus kein Wort verstand. Ich bat ihn höflich, bitte langsam und deutlich zu sprechen, damit ich ihn auch verstehe, da hängte er einfach ein. Auch gut, war wohl nicht so wichtig.
Am vergangenen Mittwoch, den 11.02. wieder ein Anruf von derselben Nummer, wieder der gleiche Mann, wieder hektisch, aber diesmal bremsbereit. Er teilte mir mit, dass sich mein PayPal Konto seit dem 02.02. im Minus befände und wenn ich es nicht sofort ausgleichen würde, werde es an eine Inkassofirma weitergeleitet, die wüsste, wie man mit säumigen Zahlern umgeht. Oha! Nun aber mal langsam mit die jungen Pferde! Ich stoppte seinen inzwischen schon über 10 Minuten dauernden Redefluss und wollte wissen, warum ich denn jetzt erst davon erfahre, wenn das Problem schon seit dem 02. besteht. Ja, damals hätte er es ja versucht, aber mit mir hätte man nicht reden können. Aha! DAS war es also, was er mir damals mittels akustischer ‚Maschinengewehrsalve‘ weiszumachen versuchte.
Ob ich denn nun zahlen würde oder nicht? Meine Antwort war: „Nicht bevor ich der Sache auf den Grund gegangen bin.“ - Nun wurde er aber recht pampig: „Also nicht, ja dann haben Sie sich alles Weitere selbst zuzuschreiben.“ – Dem konnte ich gelassen entgegensehen, ich war niemandem etwas schuldig und wie die plötzliche Forderung entstanden war, konnte ich so stehend freihändig im Vakuum nicht nachvollziehen.
Das Nächste, was kam, war eine E-Mail in mein glücklicherweise von Microsoft persönlich geschütztes Postfach mit der dringenden Aufforderung, mich mit der kostenlosen Hotline in Verbindung zu setzen. Nun gut, ein Rentner hat gefälligst immer Zeit zu haben, also wählte ich. Diesmal eine Dame die meiner Einlassung bezüglich meiner Hörbehinderung mittels klarer und deutlicher Aussprache sofort Rechnung trug. Dennoch kam ihre Art, mit mir wie ein Ausbildungsfeldwebel umzuspringen nicht besonders gut an, also zeigte ich ihr verbal meine drei verbliebenen Reißzähne. Daraufhin setzte sie mir eine Frist bis in 2 Tagen, das sei angesichts der inzwischen verstrichenen Zeit schon kulant, wenn bis dahin aber das Geld nicht eingegangen sei, werde das Eintreibungsverfahren eingeleitet. KLACK.
Die Frist kam mir knapp vor und entspricht sicherlich nicht geltendem Recht. Zudem ist ganz unten im Bereich des ‚Kleingedruckten‘ auf den Mahn-E-Mails von PayPal vermerkt, dass bei Zahlungsfristen vom Schuldner eine Banklaufzeit von 3 bis 5 Werktagen zu berücksichtigen sei. Und ich hatte gerade ganz gnädig 2 (zwei) Tage gekriegt. Meine nunmehr entsicherte und scharfgemachte Sensibilität für moralisches Recht gab Großalarm, hier drohte mir ganz konkret das Gegenteil von dem, was ich darunter verstehe. Ich alarmierte meine eigene 'Rechtsabteilung', dann machte ich mich in aller Ruhe auf die Suche nach dem laut PayPal verschwundenen Geld. Es konnte ja nur bei Abbott liegen, wie auch immer.
Dort stieß ich auf hellste Aufregung: PayPal hatte versucht, den offenbar versehentlich zu früh angewiesenen Betrag von Abbott zurückzubuchen und war auf berechtigte Abwehr des Ansinnens gestoßen. Es stellte sich heraus, dass meine Direktüberweisung trotz eindeutiger Buchungskennzeichnung etwas verloren im Raum schwebte und nicht in Beziehung zur Forderung von PayPal gebracht werden konnte. Die Situation war in ein paar Sätzen geklärt, Abbott hatte das Geld tatsächlich 2 x erhalten, warum auch immer und war jetzt Schuldner bei PayPal. Untragbar! Ich bot mich an, einzuspringen, die Jungs hatten ja wirklich keine Schuld außer dass sie ihren Geldfluss unbedingt über dieses virtuelle Bezahlkistchen mit monströsen Ausmaßen und napoleonischem Gehabe fließen lassen müssen, dessen Betreiber sie ausquetscht wie eine Zitrone. Wir handelten einen Deal unter dem Tresen aus, Abbott machte ein Päckchen für mich fertig und stellte dafür eine Nullrechnung aus. Ich versprach, umgehend dafür zu sorgen, dass PayPal diesen nunmehr offenen Rechnungsbetrag rückwirkend benannt erhält.
Jetzt ging es nur noch darum, diese fatale Banklaufzeit zu egalisieren, in unserer Zeit sowieso nur noch ein von diesen Instituten liebevoll gestreichelter weil zinsbringender Dinosaurier. Ich rief ungern bei PayPal an und warf mir sicherheitshalber symbolisch ein Kettenhemd über. Aber diesmal geriet ich an eine recht konziliante Dame mit deutschem Namen, fragte um Rat und kriegte ihn. Ich gab ihr die Nummer meiner Kreditkarte und rollte damit den Mühlstein zu PayPal zurück. Man sollte meinen, jetzt ginge alles sehr fix, mitnichten.
Da es sich um ein nicht so einfach online überwachbares Kreditkartenkonto handelt, motivierte ich die Serviceabteilung der ‚advanzia Bank‘, für mich Wache zu schieben, wann denn abgebucht würde. Exakt 24 Stunden nach Preisgabe meiner Kartennummer erfolgte die Buchung. Trotz Versprechen kam von PayPal keinerlei Buchungsbestätigung, ich musste mir die Information selbst aus meinem Konto auslesen. Der selbstlose weil gebührenfreie Akt der advanzia-Serviceabteilung brachte ihr eine entsprechend positive Bewertung ein, für die sie sich sehr freundlich bedankte.
Ich persönlich halte die Verstöße von PayPal gegen althergebrachte und jedem Bürger auswendig bewusste Zahlungsmodalitäten und insbesondere die geschilderte heimtückische Terminfalle wider Recht und Gesetz für eine absolute Zumutung an die zivilisierte Gesellschaft und ich bete darum, dass sich bald eine juristische Handhabe findet, diesem virtuellen ‚Bezahlkistchen‘ den Stecker aus der Wand zu ziehen oder das Kabel durchzuschneiden.
Leider gibt es über die Telefongespräche keinerlei Aufzeichnung, aber da ich mir die akustische Kommunikation schon aufgrund meiner Hörbehinderung von vornherein verbeten hatte, hat das auf diesem Weg überbrachte Mobbing ohnehin keine Relevanz. Aber mein überlaufender Maileingang und dessen Textur sprechen für sich und gegen PayPal für den Fall, dass mir diese Bewertung als Diffamierung einer ‚seriösen‘ Bank ausgelegt werden sollte.[verkleinern]