Wanderer, betrittst du das Holmes, so nutze zum Vor-Aufwärmen die fünf Treppen und nicht etwa den Aufzug für Heimchen und Fußkranke. Der Empfang ist meist freundlich. Man passiert eine Drehkreuzanlage und entscheidet sodann, ob man in der Lounge (viele Sitzecken, 2 öffentliche Computer) einkehrt oder nicht doch eigentlich zum Arbeiten gekommen ist.
Für letzteres stehen auf insgesamt 4000 qm bereit: etliche Laufbänder Stepper und Crosstrainer, Sitz- und Liegeräder, Geräte aller Art, meist in... weiterlesen mehrfacher Ausführung, wenn auch nicht immer vollzählig funktionstüchtig. Das Angebot, z.B. Beinpresse bis 250 kg, Lat-Zug bis 170 kg oder Kurzhanteln bis 30 kg sind für unsereinen in der Regel ausreichend und für Hardcore Profis zumindest zum Aufwärmen annehmbar. Ein Spinning-Raum und mehrere separate Studios, aus denen zuweilen dröhnende Discobeats nebst Kommandos und Anfeuerung des Drill-Instruktors ertönen, komplettieren den Workout-Bereich. Zu Jahresbeginn ist derselbe von 'guten Vorsätzen' überfüllt. Zwischen Karneval und Ostern (Huch, das ist ja doch etwas anstrengend hier) normalisiert sich der Andrang erfahrungsgemäß.
Das Institut verfügt über einen Pool nebst Whirlpool, eine finnische Sauna, einen etwas sparsam temperierten Ruheraum, ein Dampfbad und Solarien - letztere jedoch mit Münzeinwurf.
Das Holmes ist kein Discounter. Daher lohnt sich ein Vertragsabschluss (erzieherischer Nebeneffekt) wirtschaftlich eigentlich erst ab 10 Besuchen im Monat.
Publikum: überwiegend 'Normalos'. Angehörige der Business-Class oder des Jet Set sind ja im Spocht-Ornat nicht als solche erkennbar. Ansehnliches Weibsvolk - das Auge trainiert durchaus mit! Die zahlenmäßig kleine, dafür gerne etwas bullige Tattoo-Fraktion tummelt sich überwiegend im Freihantelbereich und agiert schon mal etwas herzlich, aber keineswegs abschreckend: "Hömma, SO (rrrummms) muss dat aussehen, nit dat wat DU da machst...!" Ich: "Okööö, Dankechöööön". Darüberhinaus erfolgt Ansprache und Korrektur auch durch die vielen, meist freundlicheren Trainer / - innen.
Das individuelle Coaching, für Mitglieder verpflichtend zweimal im Jahr, beinhaltet wahlweise Ernährungsberatung, Motivationsbeihilfe, den EKG-ähnlichen Cardioscan oder einen Fitness-Check, dessen mehr oder weniger deprimierende Ergebnisse dann auf einer Coaching Card dokumentiert werden. Der Preis von 25 Euro je Sitzung ist nicht zu hoch gegriffen, die Maßnahme sinnvoll.
Darüberhinaus ist je nach Finanzlage Personal Training möglich.
Es gibt ein sehr breit gefächertes Kursprogramm, davon vieles kostenlos, anderes wird mit etwas Glück von der Krankenkasse bezuschusst: Yoga, Rückenschule, Power dies und das, Zumba, Pilates, Aerobic, Aqua Gym, Schwimmkurse, etc. Seit Januar wird an zwei Nachmittagen Kinder-Schwimmen angeboten. Also eigenen Wassersport besser nicht auf Mittwoch oder Donnerstag 15:00 bis 18:00 terminieren. Ich habe mir das Inferno eine Weile aus sicherer Entfernung angehört und bin heilfroh, dass sich ein Kinder-Power-Workout aus physiologischen Gründen verbietet.
Holmes Place ist im Marketingbereich sehr aktiv. Es gibt ständig Sonderaktionen wie 'Open Days' und auch Kooperationen mit Restaurants, einigen eher hochpreisigen Einzelhändlern oder dem Massage- und Wellnessinstitut Esther's Spa (im gleichen Gebäude), die dem geneigten Mitglied Rabatte einräumen. Die Clubzeitschrift
One Life - live it well (gleichzeitig Unternehmensmotto) ist auch online verfügbar und gar nicht mal so uninteressant: Trainings- und Ernährungstips, aber natürlich auch jede Menge Propaganda. Das Angebot des betriebseigenen Shops umfasst unter anderem Sport- und Schwimmkleidung, die für viele unverzichtbaren Ohrhörer, Müsliriegel - pardon: Powerbars und Dosen mit Pülverchen....
Abzüge für Holmes Place wie folgt:
Räumlichkeiten und Geräte-Ausstattung sind etwas in die Jahre gekommen und bedürfen der Auffrischung. Spinde sind teilweise defekt, die Funktionsfähigkeit von Kopfhörern und Haartrocknern ist Glückssache, Papierspender sind gerne leer. Desweiteren wäre eine Grundreinigung der Dusch- und Saunabereiche vonnöten. Die Tarifgestaltung ist undurchsichtig und möglicherweise 'individuell'. Es gibt keinerlei Preisangaben auf der Webseite. Ich zahle 69 Euro inkl. Handtuchservice.
Als erkennbar älteres Mitglied mit Vertragsbeginn vor 2010 habe ich jedoch Anspruch auf zwei richtig große Badetücher (wohingegen später hinzugekommene User nur ein Badetuch und ein recht kleines Zweit-Tüchlein erhalten) Das versöhnt einen dann ja wieder. Darum, sowie aufgrund des überzeugenden Gesamtpaketes und der kompetenten Betreuung reicht es locker für vier Sterne.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]
