Unverhofft, kommt bekanntlich oft, denn als ich vor einigen Monaten in der Kölner Innenstadt unterwegs gewesen war, habe ich auf einem Haus in der Nähe der Georgskirche, die ich besuchen wollte, diese Tafel entdeckt. Sie verwies auf einen Mann, der das Stadtbild der Domstadt nachhaltig verändert hatte - Boisserée, der vor allem als Förderer und vortreibender Geist der Wiederaufnahme der Bauarbeiten an diesem Wahrzeichen gewesen ist.
Der betuchte Kaufmannssohn ist in einem Haus, das an... weiterlesen dieser Stelle vor Jahrhunderten gestanden hatte, geboren und aufgewachsen, wie die Inschrift auf der Tafel besagt. Johann Sulpiz lebte mit seiner Familie in den Jahren 1783-1854 hier. Einige wichtige Etappen seines Lebens möchte ich an dieser Stelle erwähnen.
Geboren ist Johann Sulpiz Melchior Dominikus Boisserée, wie er mit vollständigem Namen heißt, am 2. August 1783 in Köln. Da er und sein jüngerer Bruder Melchior Boisserée (* 23. April 1786 Köln; † 14. Mai 1851 in Bonn) sehr früh ihre Eltern verloren hatten, wurden sie von der Großmutter – einer Verheirateten von Brentano, erzogen.
Beide jungen Männer haben sich für die Kunst interessiert, so kam es zu Stande, dass der jüngere auf den bayrischen Hof eine große Anzahl ihrer gesammelten Gemälde abgekauft hatte, um sie in der alten Pinakothek dauerhaft auszustellen, das nur am Rande erwähnt.
Wie ich in einem der anderen Beiträge erwähnt habe, durch die Tatsache, dass die beiden mit Ferdinand Franz Wallraf (siehe ggf. wegen der Details an entsprechender Stelle nach) befreundet war, hat er nach seinem Tod für den Umbau des späteren Museums nicht nur finanziell, sondern auch in architektonischer Hinsicht weiter gebracht.
Wenn man sich seine Biographe anschaut, fällt es auf, dass durch seine Interessen er und sein Bruder mit vielen Leuten bekannt bzw. befreundet, die man noch bis heute kennt: nicht nur König Ludwig I. von Bayern, dem sie 210 altdeutsche Gemälde verkauft haben, sondern auch Johann Wolfgang von Goethe, den sie mehrmals in Frankfurt / Main besucht haben. Daneben soll man auch Wilhelm von Humboldt, Jacob und Wilhelm Grimm, Peter von Cornelius, Antonio Canova oder der Freiherr vom Stein nicht ungenannt lassen. Die Liste könnte weiter fortgeführt werden, denn sie beide standen mit weiteren auch brieflich, wie es damals üblich gewesen ist, im Kontakt, doch deren Namen sagen mir nichts, deshalb möchte ich an dieser Stelle drauf verzichten.
Im Laufe der Jahre haben Johann Sulpiz und Melchior ausgedehnte Reisen unternommen, wie es sich für die Herren vom Stand gehört. Eine ist für den Weitergang der Bauarbeiten des Doms von großer Bedeutung: in Paris fand der ältere der beiden ein Dokument, auf dem eine mittelalterliche Bauskizze die, einer der frühen Dombaumeister angefertigt hatte. Das war die „Geburtsstunde“ der Idee des weiterbaus dieser monumentalen „Dauerbaustelle“ am Rhein.
Dort hat Johann Sulpiz in der ersten Zeit danach die Bauleitung innegehabt, weil er sich auch als Bauhistoriker hervorgetan hatte. Bereits 1808 begann er mit der Aufmessung des Kölner Domes. In den Jahren 1823 bis 1832 brachte er eine „Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln“ heraus, 1831 bis 1833 die Darstellung „Die Denkmale der Baukunst vom 7. bis 13. Jahrhundert am Niederrhein“.
Boisserée wurde 1835 königlich bayerischer Oberbaurat, bald darauf Generalkonservator der plastischen Denkmäler Bayerns. Bereits 1836 verließ er München, um sich auf weitere Reisen nach Italien zu begeben – eher um seine Gesundheit zu pflegen, denn als Tourist. Aus der Münchner Zeit blieben neben der Sammlung Boisserée als zentralem Bestand der Alten Pinakothek auch die von Sulpiz angefertigten Glasmalereien. Diese Kunst wurde im frühen 19. Jahrhundert in Deutschland erst allmählich wiederentdeckt.
1845 ließen sich Sulpiz und Melchior in Bonn nieder, wo sie König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen für den Weiterbau des Kölner Doms gewinnen konnte. 1851 erlag Melchior einem Schlaganfall. Drei Jahre später starb auch sein Bruder Sulpiz nach längerer Krankheit.
Die Tafel, die an den dargestellten erinnert, wurde von dem Bildhauer Wolfgang Reuter hergestellt, deren Arbeiten an vielen Stellen der Altstadt zu finden sind. Dadurch, dass der Künstler die Platte unterschrieben hatte, kann man dort entnehmen, dass es im jahre 1983 erstellt worden ist. Es ist auf der Außenwand des Hauses Blaubach 14 zu finden.
Es ist schon ein interessanter Hinweis, der einen wichtigen Sohn der Stadt darstellt, doch aus meiner Sicht kann man es an der Stelle leicht üebrsehen. Deshalb möchte ich der Gedenktafel mit 4 Sternen würdigen.[verkleinern]
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