Wenn ein Name zu einem geflügelten Begriff wird, das kündet meistens von der beliebtheit der Person an. Josef Kardinal Frings ist es, der solche “Ehrung” erfahren hatte, doch dazu etwas später. Der Würdenträger ist außerhalb des Rheinlandes (über eine lange Zeit aber auch mir) völlig unbekannt, sodass ich an dieser Stelle etwas über diesen besonderen Mann und natürlich die Büste berichten möchte.
Man könnte meinen, wenn ein Mensch in einer reichen Familie zu Welt kommt, mit den Nöten der... weiterlesen
kleinen Leute nichts anfangen könnte, nicht so bei dem gebürtigem Neusser, der am 6. Februar 1887 als Sohn eines Industriellen (Webereibesitzers), als 2. Von 8 Kindern zur Welt kam.
Schon sehr früh zeichnete sich sein tiefer Glaube aus, denn bereits mit 18 Jahren verließ er das Elternhaus, um in München, Innsbruck, Freiburg im Breisgau und Bonn katholische Theologie zu studieren. Es war eine besondere Ehre für ihn, dass er am 10. August 1910 in Köln durch Weihbischof Joseph Müller zum Priester geweiht wurde.
Hinterher ging es für ihn nicht in eine der vermögenden Gegenden des Bistums, ganz im Gegenteil: Frings wurde in eine Arbeitergegend als Kaplan geschickt. Bereits hier zeichnet sich das, was seinen Ruf begründete - ein offenes Ohr für die Belange der einfachen Arbeiterleute, Verständnis für ihre Sorgen und daraus resultierende kritische Haltung für die Nöte seiner “Kinder”, die später eine gewichtige Rolle spielen wird...
Doch bevor es so wiet war, folgten zuerst weitere Studienaufenthalte im Inland, wo er auch Promovierte und eine Doktorwürde in Theologie erlangte. Im Anschluss daran leitete er ab 1915 eine eigene Pfarre in Köln Fühlingen. Im Rückblick sah Josef Frings die Zeit dort als “die glücklichste in seinem Leben”. Für viele, die eine Pastorenstelle erreicht haben, bedeutete es auch ein Endpunkt der Laufbahn, jedoch, wie man es der Bezeichnung entnehmen kann, war es ein Weg, der durch andere vorangetrieben wurde. Nun 1922 hieß es Abschied nehmen von der St. Marienkirche.
Die nächsten 2 Jahrzehnte wechselten mehrere Stellen ab, die jeweils in unterschiedlichen Stadtteilen Kölns zu finden waren. Da verweise ich an der Stelle auf die “üblichen Verdächtigen”, denn es würde den Rahmen sprengen.
Mitten im Krieg, genau genommen am 1. Mai 1942 erhielt er die überraschende Kunde, dass das Domkapitular ihn zu ihrem “Hirten” ernannt hatte! Ein Schritt mit weitreichenden Folgen. Durch ein offizielles Schreiben wurde Frings am 21. Juni zum Kölner Erzbischof ernannt. Seine besondere Verbundenheit mit den “Schäfchen”, wie die Gläubigen seit Jahrhunderten betitelt werden, zeigte sich bei ihm sogar in dem “Motto”, das er gewählt hatte, die seine“Amtszeit” lang begleiten sollte - “Für die Menschen bin ich da”! Das bestätigt nur, dass er nicht von einem sprichwörtlichen hohen Ross hinab schaute, wie seine Vorgänger bis weit ins 19. Jahrhundert hinein es taten! Das zeugt für Mut in stürmischen Zeiten!
Jeder Krieg hat nun immer irgendwann ein Ende und so stand Josef, als Kardinal vielen Aufgaben gegenüber, die so mancher nicht gewachsen wäre: Flüchtlingen, Kriegsversehrte und reichlich Elend, mit dem sich die Menschen plagen mussten. Die Augen nicht davor zu verschließen und jene auch noch dort zu trösten, sie besuchen, ihnen helfen, das ist mutig und der GRUND, warum der Kardinal Frings, besser gesagt sein Nachname zum Geflügeltem Wort geworden ist!
Von vielen “Kriegskindern” aus der Region wurde ich (sicherlich nicht als einzige) gefragt, ob ich weiß was es für eine Bewandtnis / Geschichte / Bedeutung das “Fringsen” auf sich hat? Bin mir sicher, wer darüber noch nie gehört hatte, wird nur mit den Schultern zucken und wird sagen “klär mich auf / erzähl mal” antworten. Jetzt für mich, als Erwachsene kann ich davon berichten wie es dazu kam:
In der Neujahrsansprache des Jahres 1946, die hinterher zu Fehlinterpretationen führte hieß es: “Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann“. Natürlich hörten die Menschen das, was sie wollten - Mundraum sollte dementsprechend erlaubt sein, so die landläufige Meinung und dieser sollte natürlich ohne Konsequenzen bleiben. Ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-)
Das “Stehlen aus Not”, bei dem es aber auch um Kohlen und andere Sachen des alltäglichen Bedarfs ging, bezeichnete man fortan als “fringsen”, das so eigentlich nicht gedacht gewesen ist.
Josef Kardinal Frings war ein Mann, der bis 1969 sein Amt bekleidete und viele Denkanstöße lieferte unter anderen für die MISEREOR Hungerhilfe (die bis heute bestand hat) ins Wege geleitet hatte. Dafür ist er mit dem Verdienstkreuz durch den Bundespräsidenten Theodor Heuss geehrt worden ist. Zahlreiche Auszeichnungen sollten folgen. Im Gedächtnis ist er geblieben wegen seiner Worte, an die sich heute keiner mehr erinnert :-)
Am 12.12.1978 starb dieser besondere Mensch, zu dessen Ehren diese Büste errichtet worden ist. Die Büste wurde anlässlich des 20. Todestages des Kardinals von der BÜRGERGESELLSCHAFT KÖLN VON 1863 in Auftrag gegeben. Es galt ein Denkmal zu erschaffen, der auch an die Kathedrale erinnern sollte, die just ihre 750. Jahresfeier der Grundsteinlegung gefeiert hatte.
In der Ansprache hieß es: “Josef Kardinal Frings war ein Seelsorger auch im Sinne des rheinischen, kölschen Katholizismus. Er war ein Mensch von hohen ethischen Ansprüchen, doch er verstand auch den einfachen Mann in seiner existentiellen Not und half ihm auf realistische Weise. [...] Josef Kardinal Frings zählte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegszeit. Zu grundlegenden Fragen in Staat und Gesellschaft hat er eindeutig und klar sein christliches Wort gesprochen. In besonderer Weise wird Frings durch die – getreu seinem Wahlspruch „ Für die Menschen bestellt“ – von ihm ins Leben gerufenen Werke“Misereor“ und „ Adveniat“ in der sozialen Wirklichkeit weiterleben. Er hatte Witz und Humor – er war ein wahrer Volksbischof.” - so möchte ich den Beitrag beenden, denn es sprengt schon in der Länge den üblichen Rahmen und jemand anderer kann etwas über die Plastik selbst etwas schreiben![verkleinern]
Bewertung zu Kardinal Josef Frings Denkmal
Wenn ein Name zu einem geflügelten Begriff wird, das kündet meistens von der beliebtheit der Person an. Josef Kardinal Frings ist es, der solche “Ehrung” erfahren hatte, doch dazu etwas später. Der Würdenträger ist außerhalb des Rheinlandes (über eine lange Zeit aber auch mir) völlig unbekannt, sodass ich an dieser Stelle etwas über diesen besonderen Mann und natürlich die Büste berichten möchte.
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