Schon kurz nach Errichtung der Kölner Messehallen im Jahre 1924 wurde ein Erweiterungsbau für eine bedeutende internationale Ausstellung zum Zeitungswesen, der 'Pressa' von 1928 erforderlich. Dieser wurde ebenso wie der benachbarte 85m hohe Messeturm rechtzeitig (!) fertiggestellt und beherbergte die Präsentationen der teilnehmenden: Staaten.
Der für beide Baumaßnahmen hauptverantwortliche Architekt Adolf Abel hat hier eine langgestreckte, bogenförmige Räumlichkeit inszeniert, der man eine... weiterlesen gewisse Eleganz nicht absprechen kann. Auch wenn die reduzierte Geometrie nebst Showeffekt etwas unangenehm an die weitaus monströseren Projekte (Stichwort 'Germania') der unmittelbar anschließenden Epoche erinnern. Die ziegelverkleideten Kollonaden nebst dahinterliegenden gekrümmten Hallen schließen sich an den Zentralbau an. Insgesamt stehen 16.900 Quadratmeter an sehr hellen Räumlichkeiten zur Verfügung, die beispielsweise vom Absolventenkongress, der Touristikmesse oder der Art.Fair bespielt werden. Darüberhinaus finden Konzerte statt. Das Staatenhaus soll in Zukunft als Musicaltheater mit 1800 Plätzen genutzt werden. Dies hätte zur Folge, dass der wenig ästhetische, mülltütenblaue Musical-Dome in unmittelbarer Dom- und Bahnhofsnähe dann aus dem Stadtpanorama entfernt werden könnte.
Aktuellere Überlegungen gehen auch dahin, das Staatenhaus bis zum endgültigen Umbau zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Das wäre zumindest ein Fortschritt gegenüber so mancher zwangsrequirierten Turnhalle am Orte. Und natürlich eine schöner Verweis auf den Namen des Hauses. Welcome to Cologne und
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
Update 18.09.2015
Es ist getan: nach einigem Verwaltungsgemurkse, verblüffenden Zahlentableaus mit Last-Minute-Basar und darob hektischer Aktivität im Rathaus hat nun das Staatenhaus den Zuschlag als Interimsquartier für Oper und Schauspielhaus erhalten. Als Mitbewerber waren zuletzt noch die MMC Film- und Fernsehstudios im abgelegenen Gewerbegebiet Butzweilerhof im Gespräch. Aber wer hätte sich schon ein beflissenes Hochkulturpublikum in unmittelbarer Nähe von IKEA, Speditionsbetriebshöfen und Sparkassenverwaltung vorstellen können? Selbst wenn der Betreiber dort ein Spalier aus netten Topfpflanzen und Beigaben aus der Studiorequisite platziert hätte? Auch unsere hochmögenden Kulturschaffenden votierten unisono für das im Herzen der rheinischen Weltmetropole gelegene Staatenhaus.
Doch steht vor der Rettung der Spielzeit 2015/2016 (und je nach Umbaufortschritt im eigentlichen Opernquartier wohl auch noch weiterer) noch die termingerechte Ertüchtigung der Ausweich-Spielstätte. Jene muss nun zügig angegangen und pannenfrei durchgeführt werden. Zweifelt etwa jemand daran?
Bleiben Sie dran. Gruß, T
Update 30.10.2015
Der heutigen Tagespresse dürfen wir voll freudiger Erregung entnehmen, dass der Umbaufortschritt aus dem Gröbsten raus ist (Statik, Sprinklerei, Brandschutz, Heizung, Böden) und es jetzt nur noch um Petitessen wie ein anheimelndes Foyer, adäquate sanitäre Anlagen und Justierungen an der Raumakustik geht. Zur Unterbringung des Orchesters im Saal1 (850 Plätze) heißt es nonchalant: 'Lassen Sie sich überraschen'. In Saal2 (800 Plätze) wird dies immerhin klassisch gelöst werden können. Obwohl die gestresste Intendantin anmerkt: 'Wir machen hier Kunst - da kann immer noch was passieren', darf aus jetziger Sicht vom Einhalten des engen Zeitplans ausgegangen werden. Dieser sieht vor: 15.11.: 'Bienvenuto Cellini, 22.11.: La Bohème. Wenn alles gut läuft, bleibt uns das blaue Musicalzelt wohl noch länger erhalten. Und im eigentlichen Opernquartier entsteht dann der Einfachheit halber noch ein dringend benötigtes weiteres Shoppingparadies mit Parkhaus.
Bleiben Sie dran. Gruß, T.[verkleinern]