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Karneval für Dumme


Clown
Informationen

Der Karneval mag für Kölner zum alltäglichen Leben gehören, aber Außenstehende sind die vielen Traditionen, die lange Geschichte und die unaussprechlichen Bezeichnungen kaum zu durchblicken. Im Anschluss gibt es dehalb die wichtigsten Bräuche, ihre Herkunft und die Erklärung der geläufigsten Bezeichnungen im Kölner Karneval:


Aschermittwoch

Bereits seit dem 7. Jahrhundert beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit. Sein Name stammt von den Büßern, denen an diesem Tag Asche aufs Haupt gestreut wurde. Die Asche soll aber nicht nur als Zeichen der Buße dienen, sondern auch an die Vergänglichkeit des Menschen erinnern. Seit Ende des 11. Jahrhunderts ließen sich hauptsächlich Priester geweihte Asche zum Zeichen ihres Schuldbewusstseins aufs Haupt streuen. Die Kölner Karnevalsgesellschaften schließen am Aschermittwoch die Session mit einem gemeinsamen Fischessen ab und singen wehmütig ein Karnevalslied.


Das Kölner Dreigestirn

Im Jahre 1823 wurde der Karneval mit seinem Helden Karneval im Mittelpunkt neu organisiert, um das bunte Treiben wieder in die gewünschten Bahnen zu leiten. Der personifizierte Karneval sollte von da an alljährlich am Rosenmontag seinen Siegeszug durch Köln antreten. Das Gewand des Helden war dem des Kaisers nachgebildet, aus dem sich im Laufe der Zeit das Kostüm des Prinzen herausbildete. Eine weitere Person des Dreigestirns ist die Kölner Jungfrau, die zunächst nicht regelmäßig an den Zügen teilnahm. Die Jungfrau symbolisiert das unabhängige Köln. Als Zeichen der Unbesiegbarkeit Kölns trägt sie eine Mauerkrone auf dem Kopf und wird, bis auf zwei politisch angeordnete Ausnahmen 1938 und 1939, von einem Mann dargestellt. So wie die Jungfrau ist auch der Kölner Bauer eine Symbolfigur, der die Mitgliedschaft der Reichsbauernschaft darstellen soll. Denn Köln gehörte im Mittelalter neben Konstanz, Regensburg und Salzburg zu den vier Bauernschaften des Reiches. 1825 nimmt der Kölner Bauer erstmals am Rosenmontagszug teil, allerdings noch nicht regelmäßig. Während Bauer und Jungfrau damals noch unabhängig von einander und vom Prinzen waren, bilden sie seit 1883 feststehende Figuren des Kölner Karnevals, die gemeinsam mit dem Prinzen auftreten. Allerdings fahren sie bis heute getrennt vom Prinzen im Rosenmontagszug. Seit 1938 sind sie unter dem Begriff Dreigestirn bekannt.


Der Rosenmontagszug

Dem Rosenmontagszug, bis 1823 Maskenzug, galt das Hauptinteresse der Reformer von 1823 und sollte durch historische Elemente vor allem der einst freien Reichsstadt Köln gedenken. So erinnerte der Held Karneval an den Kaiser und die Roten Funken an die ehemaligen Stadtsoldaten. Auch die Helligen Knäächte und Mägde nahmen von dieser Zeit an am Zug teil, wobei letztere die ersten und einzigen Frauen im Zug darstellten. Heute sind die Helligen Knäächte und Mägde eine historische Tanzgruppe im Karneval, zu der auch das Jeckebääntche (Jecke Berndchen) gehört. Es stammt aus der Zeit des Schützenwesens, das im 16. Jahrhundert durch lustige Sprünge die Schießergebnisse der Schützen anzeigte.

1824 nahmen ungefähr 100 Reiter, nur wenige Wagen und insgesamt 200 Personen am Rosenmontaszug teil. Heute rollte dieser knapp vier Stunden durch Köln und legt etwa sieben Kilometer zurück. Circa 70 Gruppen mit 70 Fest- und Prunkwagen, 58 Traktoren und 50 kaschierter Begagewagen nehmen teil. Seit 1823 geht der Zug nach einem bestimmten Motto, das in der heutigen Zeit am Karnevalsdienstag vom Zugleiter für die kommende Session bekannt gegeben wird. Da die Kostüme zum Motto passen müssen, verleiht disee das Festkomitee.


Die Traditionskorps

Im Karneval gibt es die unterschiedlichsten Gesellschaften, von denen die Traditionskorps durch ihre historischen Uniformen ins Auge stechen. Die älteste Korpsgesellschaft ist die der Roten Funken, die eine Persiflage auf die Kölner Stadtsoldaten darstellen. Sie waren 1660 als Schutztruppe in Köln aufgestellt und bekamen ihren Namen „Funken“ auf Grund ihrer leuchtend roten Uniformen, die auch im Dunkeln zu erkennen waren. Als die Franzosen jedoch 1794 nach Köln kamen, verschwanden die Roten Funken.

Die Roten Funken sind in vier Knubbel eingeteilt, wobei ein Knubbel einer Menschenansammlung entspricht und ein ein Symbol am Säbel trägt. Da die Funken früher nur einen geringen Sold bekamen, waren sie auf „Lappöhrchen“ angewiesen, woran ihrer Symbole erinnern: Der Steckstrumpf erinnert an die Funken, die an den Toren Wache hielten und sich durch Strümpfe stricken etwas dazu verdienten. Das Öllige ist das Symbol der Funken, die in Küche und Haushalt halfen und der Dilledopp erinnert an die Soldaten, die Kinder hüteten. Zudem besagt der Sektpfropfen, dass alle Funken gerne Bier tranken. Da die Roten Funken immer eine Fußgruppe waren, kam später der Wunsch nach einem Reiterkops auf, wobei sich einige Soldaten abspalteten und die Funken-Artillerie Blau-Weiß bildeten, denen die Ansbach-Bayreuther Dragoner als Vorbild für ihre Uniform dienten.

Zudem begleitet die Ehrengarde seit 1902 Bauer und Jungfrau in den Karneval, nachdem sie die Elferräte mit einer List von ihrem Platz verdrängt haben. Nach Absprache mit Bauer und Jungfrau hielt deren Wagen während des Zugs kurz an, um einen Achsenbruch vorzutäuschen. Die Ehrengarde reihte sich ein und eroberte ihre neue Position, die sie bis heute inne hat. Zudem wurde die Prinzengarde dem Prinzen vier Jahre darauf zur Seite gestellt und das Reiterkorps Jan von Werth erinnert an den Reitergeneral aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Was bedeutet Rosenmontag?

Der Rosenmontag erinnert an den Sonntag Lätare, den Rosensonntag, der in Köln seit dem 16. Jahrhundert als „Halbfasten“ gefeiert wurde, und war eigentlich als Nachfeier des Karnevals gedacht. Am Rosenmontag wurde deshalb das Fasten für einen Tag unterbrochen und es durfte gegessen und gefeiert werden. Ein weiterer Brauch am Rosensonntag war das Winteraustreiben. Bei der Reformation des Karnevals wurde zunächst das Lätarefest übernommen, woraus sich später der Name „Mittfastnachtstag“ entwickelte, denn die Hauptkarnevalstage waren von Karnevalssonntag bis Karnevalsdienstag. Daraus entstand später der Rosenmontag und aus seinem Maskenzug der Rosenmontagszug.


Die Jeckenzahl 11

Zwar mag der Beginn des Karnevals als Freudenfest im November, dem Monat der Besinnung auf Tod und Vergänglichkeit, verwundern, doch sein Ursprung liegt in der griechischien, römischen und germanischen Tradition, den Gaben der Götter zu gedenken. Zudem bereitete der Advent in der gallischen Kirche nicht auf Weihnachten, sondern auf das alte Hauptfest Epiphanie vor und war somit eine Fastenzeit, die am Martinstag, den 11. im 11. begann und 56 Tage dauerte. Später ist der „Elfer-Rat“ aus dem Festornenden Comité hervorgegangen. Noch heute besteht der Elferrat einer Karnevalsgesellschaft aus 11 Vorstandsmitgliedern. Die Feier des 11. im 11. entwickelte sich allerdings erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie soll die Karnevalssession eröffnen und dient als feierlicher Rahmen, das neue Dreigestirn der Öffentlichkeit vorzustellen. Zudem symbolisiert die Zahl Elf die Narretei und die Einheit im Karneval, wobei sie die Eins neben die Eins als Zeichen der Gleichheit aller Narren stellt. Doch die Elf hat auch einen politischen Bezug: Seit der Französischen Revolution steht ELF für E = Egalité, L = Liberté und F = Fraternité. Da Köln lange unter französischer Besatzung lebte, ist dies für die Stadt heute noch maßgebend.


Das Karnevalslied

Ein wichtiger Bestandteil des Kölner Karnevals ist auch das Karnevalslied, das durch gemeinsames Singen und Schunkeln eine Einheit zwischen Sängern und Publikum herstellt. Die Liedertexte behandeln meist die Geschichte Kölns und das Leben seiner Bürger, was dazu führte, dass es schnell mehr Texte als Melodien gab. Das älteste Karnevalslied stammt von der Nonne Anna von Köln aus dem Jahre 1500.


Die Karnevalsmütze

Als der Karneval 1823 reformiert wurde, gab es noch keine einheitlichen Karnevalsmützen. Diese Idee stammt 1827 vom Preußen Generalmajor Baron von Czettritz und Neuhaus, der die Jecken auf diese Weise von Fremden unterscheiden wollte. Daraufhin wurde der Baron wider seiner preußischen Herkunft zum Kölner ernannt. Heute hat jede Karnevalsgesellschaft ihre eigenen Mützen, die sich in Farbe und Stickerei unterscheiden. Je mehr Strasssteinchen die Mütze aufweist, desto höher ist die Stellung innerhalb der Gesellschaft, wobei die höchste Stufe erreicht ist, wenn ein C die Mütze ziert. Das C besitzt allerdings keine traditionelle Vorgeschichte, sondern Hans Molitor, der vor und während des Krieges Präsident der Ehrengarde war, hat ein solches in einer Funduskiste entdeckt. Da es ihm so gut gefallen hat, steckte er es an seine Präsidentenmütze, was auch sein Nachfolger übernahm.


Festkomitee des Kölner Karnevals

Da der Karneval in früheren Zeiten zunehmend verrohte, war es 1823 nötig, ihn neu zu organisieren. Diese Aufgabe wurde der Olympischen Gesellschaft in Köln, ein Zusammenschluss von Männern, die zur geistigen und wirtschaftlichen Elite der Stadt zählten, zuteil. Sie gab dem Karneval seinen Helden als Mittelpunkt, der beim Rosenmontagszug geehrt werden sollte. Da es zu dieser Zeit noch keine Karnevalsgesellschaften gab, nannte sich das Comité später Große Karnevalsgesellschaft. Zudem sind aus den Zusammenkünftne des Comités die heutigen Sitzungen hervorgegangen, bei denen nicht nur beraten, sondern auch gesungen wurde. Heute ist das Festkomitee des Kölner Karnevals die Dachorganisation des Karnevals, der sich knapp 100 Gesellschaften angeschlossen haben.


Karnevalsorden

Mit dem organisierten Karneval begann auch die Geschichte der Karnevalsorden, wobei Prinzessin Venetia, die den Karneval des Südens vertrat, dem Helden 1824 einen Orden ansteckte. Dieser bedankte sich wiederum mit einem Orden. Zudem stellt der Karnevalsorden auch eine Persiflage auf die Orden der Preußen dar. Im Laufe der Zeit griffen die Orden Themen wie Politik und Stadtgeschichte auf, um einen Rückblick in die Vergangenheit zu geben. Auch große Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Karneval werden auf den Orden dargestellt. Der „Jeckenorden“ vermittelt hingegen unbeschwerte Fröhlichkeit und Selbtironie auf kölsch. Zudem gibt es militärische Orden, die beispielsweise dem Eisernen Kreuz nachempfunden sind. Sie sind recht humorlos und werden von den Korpsgesellschaften entworfen. Von den üblichen Orden unterscheiden sich die Motto-Orden des Festkomitees, die Prinzenorden und die anspruchsvollen Orden des Festes in Gold, der karnevalistischen Vereinigung der Kölner Goldschmiede.


Weiberfastnacht

Schon im Mittelalter wurde in den Kölner Klöstern am Donnerstag vor Fastnacht die Pfaffenfastnacht gefeiert, bei der vor allem die Nonnen am Tag getanzt und nachts bei Kaffee und Tee Karten gespielt haben. Der Karneval in den Klöstern wurde „Mützenbestabelung“ genannt, woraus sich das kölsche Wort „Mötzebestot“ entwickelte, das den Inhalt der Weiberfastnacht auf der Straße bildete. Die Frauen rissen sich dort gegenseitig ihre Mützen vom Kopf, was im Sinn des „unter die Haube bringen“ stand. Eine Tochter unter die Haube bringen bedeutete damals, sie ins Kloster zu geben oder zu verheiraten. Da diese Frauen dem Kreis ihrer Freundinnen entzogen wurden, wehrten sie sich mit diesem Brauch auf närrische Weise. Während die Pfaffenfastnacht mit dem Einzug der Franzosen in Köln verschwand, da diese die Klöster auflösten, blieb der Mötzebestot erhalten und wurde immer wüster, bis er durch den Krieg teilweise ganz ausfallen musste. Nach dem Krieg wurde die Weiberfastnacht umgestaltet und rückte in die Reihe der Hauptfesttage ein. Durch die voranschreitende Emanzipation ernannten die Frauen die Weiberfastnacht zu ihrem Tag. Heute beginnt die Weiberfastnacht mit der Vorstellung des Dreigestirns auf dem Alten Markt. Der Brauch, den Männern an Weiberfastnacht die Krawatten abzuschneiden, soll erst unmittelbar nach 1945 entstanden sein.


Die Nubbelverbrennung

Der Nubbel hängt während der Karnevalstage über der Kneipentür oder aus dem Fenster und steht für all die Sünden, die im Karneval begangen werden. Wahrscheinlich liegt der Ursprung des Brauchs in den griechischen Mythen, wo sich Priesterkönige zu ihrem eigenen Ruhm und zum Ruhm der Gottheit als öffentliches Oper darbrachten. So ist der Nubbel ein Sündenbock, an dem sich die allgemeine Aggressivität abreagieren und der sowohl keiner als auch jeder sein kann. Denn Nubbel bedeutet so viel wie irgendwer. Seinen goßen Auftritt hat er am Karnevalsdienstag, wenn er unter großem Wehklagen um Mitternacht zu Grabe getragen wird. Nachdem eine Litanei auf kölsch verlesen wird, wandeln sich die Klagerufe meist in wüste Beschimpfungen, da der Nubbel als Herumtreiber, Faulenzer und Säufer den Tod verdient hat. Indem der Nubbel verbrannt wird, wird der Karneval symbolisch begraben. (lid)


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