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Ausgezeichnete Bewertung
Trotz, dass es mein 600. Beitrag ist, bedarf es keines weiteren Gedichts, um diese einzigartige Sammlung, die im Wallraf- Richartzmuseum zu sehen ist, zu beschreiben! Doch ich möchte schon den historischen Kontext, der hier nicht eine unerhebliche Rolle spielt, nicht unerwähnt lassen.
Ferdinand Franz Wallraf (nicht verwandt mit Hans-Günther Wallraf), der während der stürmischen Zeiten der französischen Revolution in Köln gelebt und gearbeitet hatte, ist als eifriger Sammler in die... weiterlesen
Stadtchroniken eingegangen. Die Details sind unter:
http://www.golocal.de/koeln/freizeitanlagen/wallraf-und-richartz-denkmal-YUERQ/ zu lesen, doch ich möchte darauf hinweisen, dass durch seine Stiftung 1724 Gemälde, 38.254 Kupferstiche, sowie weitere 3165 Holzschnitte und 3875 Zeichnungen in den Besitz der Stadt Köln im Jahre 1824 gekommen sind.
Die französische Besatzung war eigentlich „schuld“, dass Wallraf mit der Sammeltätigkeit angefangen hatte, denn es ist überliefert, dass 40 Kirchen dem Erdboden gleich gemacht wurden und bei vielen Weiteren, weil sie weltlichen Zwecken übergeben wurden, das Inventar „nur im Wege stand“! Vor allem die Mittelalterlichen Altarbilder haben es ihm angetan, folglich begann er sich wissenschaftlich damit zu befassen und sie zu sammeln.
Nach dem Abzug der Franzosen ab 1814/15 erfolgten erste Gespräche, dann konkrete Verhandlungen, über die Rahmenbedingungen, die die Stiftung betraf geführt. Da seine Wohnung für die immensen Mengen längst zu klein geworden war, wurden eine Auswahl daraus entnommen und provisorisch in dem ehemaligen Jesuitenkolleg ausgestellt, wo eine Etage zu Verfügung gestellt wurde. In den Jahren 1817/18 erfolgte eine erste Bestandsaufnahme, die von Matthias Joseph de Noël durchgeführt wurde.
Sie wurde als „Wallraf-Inventar“ bezeichnet. Diese Schenkung sicherte dem Stifter eine Jährliche Leibrente in Höhe von 4.000 Talern zu, diese Summe wurde vom Rat der Stadt am 1. September 1819 zugebilligt.
Diese Schenkung war ein sinnvoller „Ersatz“ zu dem was die Besatzer zuvor von diesem Ort entwendet hatten, denn das Kolleg besaß bereits im 16. Jahrhundert eine eigene Sammlung, die als eins der frühesten Museen bezeichnet werden kann. Nur ein Bruchteil dessen konnte später in dieses Museum zurückgeführt werden. Einige Dokumente aber gehören zu den wichtigsten Objekten in Frankreich! Das nur am Rande!
Nach Wallraffs Tod am 18. März 1824 suchte man umgehend nach einem passenden Platz zur Unterbringung dieser einzigartigen Sammlung. Mit dieser Aufgabe wurde der bereits erwähnte Nachlassverwalter de Noël, der später auch der erste Direktor gewesen ist (in Köln selbst aber besser bekannt für sein Engagement in Sachen Karneval!) betraut.
Die Unterbringung erfolgte einige Jahre später im ehemaligen Erzbischöflichen Quartier, in der noch heute existierenden Trankgasse 7, wenige Meter vom heutigem Hauptbahnhof entfernt, es wurde fortan als „Wallrafianum“ bezeichnet. Lieder erwies sich dieser Bau nach wenigen Jahrzehnten als zu klein und baufällig aus. Jede Petition an die preußische Verwaltung wurde abgelehnt, wegen der zu hohen Kosten, diese Situation machte ihn sehr mürbe, sodass er 1842 auf diese Stelle verzichtete. Eigentlich blieb ihm nichts anderes übrig, als herauskam, dass er allgemeinen Unsitte (aus heutiger Sicht) der Veruntreuung sich schuldig gemacht hatte, denn er „verscherbelte“ fast 300 Gemälde an einen Londoner Händler, damit er sich sein Auskommen aufbessern konnte! Das ganze auch noch zu einem Spottpreis von gerade mal 550 Talern!
Aus heutiger Sicht wirkt es schon kurios, dass die nachfolgenden Leiter akademisch ausgebildete Maler gewesen sind. Das war dadurch zu erklären, dass zu ihren vordringlichen Aufgaben auch die Restaurierung der Werke oblag.
Die Folgejahre waren von den langjährigen Streitereien zwischen der preußischen Regierung und der Stadtverwaltung mit dem Oberbürgermeister an ihrer Spitze bestimmt, denn die Vorstellungen der beiden Parteien gingen zu weit auseinader! Die erstgenannten wollten die Sammlung in einem aufgelösten Kloster unterbringen, doch der Bürgermeister bestand auf einem Neubau. Viele Gutachten wurden sowohl von den Befürwortern, als auch von den Gegnern vorgebracht, ab 1846 entwickelten sich parallel mehrere Vorschläge, wie man das zur Diskussion stehende Minoritenkloster doch mitverwendet werden kann.
Der Kunstsammler und Architekturkenner Sulpiz Boisserée, der meistens im Zusammenhang des Domweiterbaus erwähnt wird, lieferte eine Vorlage, die mehrmals umgearbeitet werden musste, die die vorhandene Bausubstanz des ehemaligen Klosters einbezog aber auch in seinem Sinne erweitert worden ist. Es hatte das Aussehen eines gotischen Baus, doch der englischen Prägung. Diese Pläne wurden in den Jahren 1846, 49/50 und 1853 den Architekten Vinzenz Statz und Matthias Schmitz, dem Baudezenenten Matthäus Biercher sowie den Dombaumeister Ernst Zwirner vorgelegt.
Sicherlich würde es sich noch weiter hinziehen, wenn ein Gönner in Gestalt des besagten Johann Heinrich Richartz, dem es den anderen Teil des Namens verdankt, gekommen wäre. Es ist ein sehr guter Freund des Architekturkenners Boisserée, ob dieser ihn zu der Stiftung von 100.000 Thaler veranlasst hatte, kann ich nicht sagen, doch ab 1854 am 3. August erfolgte diese Schenkung
Es ist schon erstaunlich, dass schon am 4. Oktober 1855 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. persönlich bei der Grundsteinlegung dabei gewesen ist. Nachdem weitere Mittel von Richartz bereitgestellt wurden (insgesamt fast 232. 000 von den Gesamtkosten von 405.000!) konnte das Haus am 1. Juli 1860 feierlich eröffnet werden.
Es war eine überraschung für mich festzustellen, dass zu beginn eine Sonderausstellung mit Werken der damaligen Zeitgenössischen Kunst eröffnet worden ist und nicht mit den Werken des Stifters! Die wurden so miserabel untergebracht, dass sie sehr darunter gelitteb haben, da wurde kein glückliches Händchen bei der Wahl des Direktos bewiesen, der für die Sachgemäße Unterbringung eigentlich verantwortlich wäre!
Trotz der zahlreicher Bemühungen und schlechter Zusammenarbeit zwischen dem Stadtrat wurden erneut Sachen ohne Absprachen gekauft / verkauft wie es der jeweiligen Seite passte. Es war dadurch auch begünstigt, dass es trotz des Baus nicht an einem Ort zusammen aufbewahrt worden ist. Fast 20 Jahre führte Rambeaux mehr schlecht als Recht die Sammlung, sein Nachfolger war der erste akademisch ausgebildeter Kunsthistoriker, der erheblich zu seiner heutigen Sammlung beigetragen hatte. Es war Carl Aldenhoven, der seine Tätigkeit am 1.3.1890 aufgenommen hatte. Der Schwerpunkt bis zum beginn des 20. Jahrhunderts lag bei der Altdeutschen Malerei. Eine Neuordnung wurde, durch viele Beschwerden der Besucher veranlasst, weil sie ohne jegliche Erklärung auskommen mussten und schlicht damit überfordert waren. Folglich in den Jahren 1892-1904 strark überarbeitet, doch aus heutiger Sicht, war die dichte Anordnung der Gemälde (Rahmen an Rahmen) auch problematisch. Das hat sich zum Glück längst verändert!
Für das Haus war es ein großer Verlust, als Aldenhoven 1904 auf die Stelle aus gesundheitlichen Gründen verzichtete, wenige Jahre danach verstarb er auch, trotz aller Bemühungen daran. Sein Nachfolger (nach einer kommissarischen Phase) war Holstgens, der vor allem Ankäufe der „zeitgenössischen“ Künstler wie Cézanne, van Gogh, Gauguin oder Munch interessiert. Das was so gut begonnen wurde, wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Auch danach, ohne eine „Bevormundung“ der Provinzverwaltung, gab es zwei völlig unterschiedliche Gruppen gegenüber, die sich in einem kleinen, dennoch nicht unwichtigen Punkt uneins waren und zwar, ob es in dieser Form bestehen kann und darf oder ein weiteres Haus für die „Moderne“ eröffnet werden soll! Diese Leute waren der Einsicht, dass „es nicht in den Ausgestellten Kontext mit seinen Gemälden der fehl am Platze sei“! Das zog sich bis zu der Zäsur der Nazis hin. Zu dieser Zeit (1936) wurden Stücke erworben, für das das Museum bis heute berühmt ist: Rembrandt van Rijn – Selbstbildnis von 1663/64 und Murillo – alte Frau und Knabe (nach 1650) und weitere.
Auch wenn endlich 1939 eine Grundsteinlegung für ein Zeitgenössisches Museum mit Teilnahme des Propagandaminister Goebels stattgefunden hatte, wurde es wegen des baldigen Krieges ziemlich schnell verworfen. Dem ging voraus, dass bereits 1937 unwiederbringlich die „entartete“ Werke bestimmter Künstler (vgl. Liste unter dem Stichwort in Net), aus den meisten Museen verbannt worden waren!
Doch wenigstens hat man während des 2. Weltkriegs daran gedacht, die wertvollen Kulturgüter außerhalb von Köln in einem Salzstock eingelagert wurden.
Endlich in den 80-er Jahren hatte es endlich geklappt, dass eine Dauerhafte Bleibe (wenige Schritte vom Dom) errichtet wurde. Die Werke, die nach dem Krieg entstanden sind, gelangten 1968 in das neu gegründete Museum Ludwig.
Doch die Geschichte hat an dieser Stelle noch kein Ende, denn bereits knapp ein Jahrzehnt später wurde dieser Bau in der unmittelbaren Nähe des historischen Rathsuses errichtet. Das geschah im Jahre 1997 genehmigte der Stadtrat eben diesen Bau, in dem man sich Werke vom 14. - 20. Jahrhundert anschauen kann! Es ist aber auch estaunlich, dass eben dieser Platz von Boisserée für die Unterbringung der Werke im frühen 19. Jahrhundert vorgeschlagen hatte!
Es ist eins der größten Museen, die ich überhaupt kenne mit seinen 5! Etagen, die abgesehen vom Untergeschoss, wo die Sonderausstellungen abgehalten werden, chronologisch anfangend in der 1. Etage zu besichtigen sind. In den letzten Jahren wurde viel für eine ansprechende Darstellung in Wege geleitet, Die Bilder, wie es jetzt (teilweise mit den Asseccoires versehen) kann man sich auf der Homepage anschauen, da verzichtete ich auf weitre Details, es ist lang genug!
Auf paar Sachen möchte ich dennoch hiweisen, auch wenn der Preis bei Sonderausstellungen mit 13 € recht hoch erscheint, es lohnt sich trotzdem. Im ganzen Gebäude befinden sich mehrere Toiletten, die sind in der Regel sauber. Über den Museumsshop habe ich bereits einen separaten Bericht verfasst, hier werde ich darauf verzichten. Bis Ende diesen Monats gibt es eine beschränkte Besichtigungsmöglichkeit wegen der Vorbereitungen für eine Ausstellung, die am 1.8.14 beginnt.
In unregelmäßigen Abständen gibt es auch in der Barockabteilung einen kleinen Einblick in die eigene grafische Sammlung, bei der je nach dem ein Thema oder ein Künstler im Mittelpunkt liegt.
Ich hoffe, dass ich keinen mit der Länge „überfordert habe“, denn es war mehr zu sagen, als alle meine Vorredner Zusammen hier mitgeteilt haben! Ich wollte dieses besondere Museum, die ohne die beiden Namensgeber Wallraf-Richartz gar nicht existieren würden, es war mir eine Freude, es als meinen 600. Beitrag zu präsentieren!, auxch wenn es den „üblichen rahmen“ bei weiten „gesprengt“ hatte! ;-)[verkleinern]