Katzemau! Mrrrr, mjoorr, (kraul) Kugguk, Köpfchenstreck.... bei der Kontaktanbahnung mit Felidae reüssiere ich gewohnt souverän, wohingegen die Sache bei den eigenen Artgenossinnen.... Ich würde trotzdem noch nicht so weit gehen wie ein gewisser Rufus E. Ffolkes (Roger Moore) der Katzen im Verhältnis zu Letzeren als 'überlegene Rasse' bezeichnet. Dass aber Erstere weitaus eher zu spontan unvoreingenommener Zutraulichkeit imstande sind, liegt auf der Hand, Nachdem dies geklärt ist, nähern wir... weiterlesen
uns voller Hoffnung dem wohnortnächsten Tierheim in Köln-Dellbrück.
Wir, das sind außer dem Autor noch dessen befreundete Vermieterin und deren wunderbare, wenngleich vergebene Tochter. Die Mission heißt: Heimführung einer adäquaten Nachfolge für den langjährigen, vor einigen Monaten von uns gegangenen Hauskater Tommy. Das Institut unter Trägerschaft des Bundes gegen Missbrauch der Tiere e.V. ist wohlbekannter und traditioneller Herkunftsort zahlreicher Katzenartiger im gesamten Garden District. Man bemüht sich sehr um die zahlreichen Insassen, von denen leider etliche schlimme Erfahrungen mit unseresgleichen gemacht haben und entsprechend verhaltensauffällig sind. Aber auch die weniger unglücklichen Heimbewohner haben natürlich individuelle Persönlichkeiten und kommen mal besser und mal schlechter mit dieser hoffentlich vorübergehenden Unterbringung zurecht.
Schon von weitem vernimmt man vielstimmiges Hundegebell. Günstigerweise liegt das Institut in einem ausgedehnten Waldgebiet, was artgerechten Gassigang. ermöglicht. Hierfür nimmt das Tierheim gerne Hilfe von Hundefreunden an, die allerdings entsprechende Sachkunde nachzuweisen haben. Dass der Ort des Geschehens praktisch nur per Automobil erreichbar ist, welches dann auf dem gerne verschlammten Nebengeläuf eines Waldweges platziert wird, ist zu verschmerzen.
Je ein bis zwei Hundlinge sind in robusten Käfigen nahe des Eingangstores untergebracht. Kein schöner Anblick, aber auf begrenztem Raume geht es nicht anders. Der Fachwerk-Altbau und die wenig neueren Nebengebäude des Tierheims werden weiterhin von Kleingetier und Vögeln bevölkert. Uns zieht es natürlich ins weiter hinten gelegene Katzenhaus. Dessen Bewohner werden ausnahmslos auf FIV und Leukose getestet, kastriert, geimpft, entwurmt und tätowiert bzw. gechipt.
Was als erstes auffällt ist ein leicht herber Geruch, gefolgt von einer Vielzahl von Katzenfotos und sachdienlichen Hinweisen, welche die gekachelten Wände bedecken. Auch der Charme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses fällt je nach Besucherandrang schonmal ein wenig herb aus. Ernsthafte Interessenten sehen gelassen darüber hinweg - schließlich kommt es viel zu oft vor, dass das neuerworbene Haustier bereits nach zwei Wochen retourniert wird, weil Klein-Jennifer sich mit der Hasenpflege überfordert sieht oder Papamama den Aufwand des täglichen Gassigangs unterschätzt haben. Auch wir werden einer strengen Befragung bezüglich Wohnsituation und Katzenerfahrung unterzogen, die im Interesse der Tiere nur allzu verständlich ist und souverän gemeistert wird.
Und so kömmt es, dass die Abteilungschefin uns alsbald ins Obergeschoss 'nur für Mitarbeiter' bittet, wo ein vielversprechender Kandidat aus der gewünschten Rubrik 'mittelalt und kinderfreundlich' in einer Dreier-WG ausharrt. Das schwarze Exemplar nimmt umgehend Reißaus und hat also Pech gehabt. Die Kleine Braungetigerte kommt zwar angeschmust, wird aber von der kernig-kompetenten Chefin ehrlicherweise als 'linke Bazille' annonciert und fällt damit ebenfalls durchs Raster. Außerdem ist es ja ohnehin so, dass sich 'die reguläre Katze' ihr Personal aussucht - und nicht etwa umgekehrt.
Der letzte verbliebene Kandidat, ein prächtiges und stattliches Katertier mit schön gezeichneten schwarzen Flecken auf schneeweißem Fell nähert sich vertrauensvoll und 'der erste Kontakt' verläuft wie eingangs beschrieben. Die angesichts wenigversprechender Belegung im Parterre aufgekommene Idee, es zunächst noch in Porz und Zollstock (weitere Kölner Stadteile, in denen sich Tierheime befinden) zu versuchen, wird spontan fallengelassen. Denn auch den Hominiden wurde bereits huldvoll und erkennbarerweise das Placet erteilt.
Geschwind, heiter und anekdotenreich wird der Papierkram erledigt und die in diesem Falle sehr günstig erscheinende Schutzgebühr von 100 Euro auf den Tisch des Hauses geblättert. Der institutseigene Tierarzt hat bereits für hinreichenden Impfschutz des geschätzt zehnjährigen Burschen - ein Neuzugang vom Januar - gesorgt, es wurde ein entzündeter Zahn gezogen, ein Chip zur Identifizierung implantiert und auch sonst steht alles zum Besten.
Wie soll er denn heißen? Darauf sind wir nicht vorbereitet und wussten ja noch nicht mal, ob wir beim ersten Anlauf überhaupt fündig werden würden. Mein angesichts des prächtigen und selbstbewussten Tieres naheliegender Namensvorschlag 'Monsieur le Président' wird einhellig zurückgewiesen. Fürs Institutsprotokoll wird dann also erstmal 'Bubi' notiert. Na ja... besser als Bibo. Die Notfalltelefonnummer wird hoffentlich nie benötigt. Aus Platzgründen werden keine dreiwöchigen Ferienkatzen aufgenommen. Hier empfiehlt sich wohl die Katzen- und Nagerpension / mobile Haustierbetreuung Katz & Co (www.katzundco.koeln) deren Visitenkarten im Hause ausliegen. Vor dem Tierheim sollte man dessen Webseite besuchen. Dort finden sich Hinweise zur aktuellen Belegschaft, interessante Nebeninfos und auch Möglichkeiten zur Geldspende und sonstigen Unterstützung dieser unverzichtbaren, 1968 gegründeten Einrichtung.
Herzliche Verabschiedung - obwohl die versprochene Dekoschleife dann doch nicht am mitgeführten Transportbehältnis angebracht wurde. Während der kurzen Rückfahrt vernimmt man leises, irritiertes Maunzen - kein Vergleich zu dem Theater, dass das Vorgängermodell bei solchen Gelegenheiten aufzuführen beliebte. Feierlich trage ich den nicht gerade federleichten Neubewohner über die Schwelle der Residenz. Beim allfälligen Kaffee und Kuchen beglückwünschen wir uns zum offensichtlichen Glücksgriff, während ebenjener mit einer gründlichen Inspektion des neuen Heims beginnt.
Die Haupt-Katerverantwortliche will nochmal nach alternativen Katzennamen googeln, aber es bleibt wohl bei Bubi. Außerdem ist die Anrede aus Sicht eines eigensinnigen Säugetieres eh irrelevant, solange die Happendosen pünktlich geöffnet werden. Ich denke, wir kommen bestens zurecht und mehr noch: dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Kein schlechter Befund zum heutigen - im Übrigen völlig beknackten und überflüssigen - Valentinstag.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]