Wie heißen die - Boney M? Kann passieren, wenn man nicht so gut Kurdisch kann. Es geht hier also gar nicht um längst sedimentierte künstliche Musikformen sondern um gehobene türkisch/kurdische Verpflegung im angenehmen Ambiente des 'Unser Haus'.
Lange als 'öko' verdächtigt wurde das Lokal zuletzt desöfteren zwecks Einnahme des vorzüglichen Mittagsdesserts im Kollegiumsquartett aufgesucht - wir hatten es ja nicht weit vom Nachbarturm aus. Und letzte Woche gab es dort auch erstmals eine... weiterlesen
vollständige Mahlzeit.
Man passiert den saisonal unterschiedlich ausgelasteten Außenbereich und erhält am Empfang eine Art Scheckkarte, auf der an der Speise- bzw. Getränkeausgabe das Ausgegebene gespeichert und bei Verlassen des Hauses abgerechnet wird. Man muss also nicht 'Zahlen bitte' sagen und dann noch wer weiß wie lange auf die allfällige Vertragserfüllung warten. Andererseits finde ich es nervig, sich beim geselligen Beisammensein für jedes Getränk einzeln erheben und an der Bar anstellen zu müssen - man stelle sich das in einer gut besuchten Kölschkneipe vor.
Feste Nahrung wird unter Mitnahme der Speisekarte an thematisch sortierten (Pide, Meze, Salata....) kantinenähnlichen Futterstellen in Auftrag gegeben. Entweder wartet man dort die - flotte und frische - Zubereitung des Gewünschten ab, um dasselbe höchstselbst zu Tische zu bringen - oder man erhält einen etwa bierdeckelgroßen 'Pieper' mit lustigen Blinklichtern und Vibrationsalarm, der bei Abholbereitschaft aktiviert wird. Woraufhin man sich wiederum durch den Saal.... Also, die Technik funktioniert zwar und viele fummeln im Restaurant sowieso an irgendwelchen Mobilgeräten rum - aber für misch is dat nix, eiskalter Sternabzug. Aber das ist auch bereits das einzig Bemeckernswerte hier, soweit als ich bin betroffen.
Der 550 qm große und recht elegante Gastraum mit angegliederter Kamin-Lounge ist dezent orientalisch dekoriert (also nicht mit Messingplunder oder ähnlichem vollgestellt) Die Möblierung ist schlicht aber nicht unbequem - es sind knapp 200 Sitzplätze vorhanden, draußen gibt es weitere 150 Plätze. Der Service beschränkt sich - siehe oben - auf das zügige Abräumen nicht mehr benötigter Trink- und Speiseutensilien. Die schwarzgewandeten. jungen und sehr freundlichen Damen des Hauses sind von beträchtlichem orientalischem Liebreiz.
Und wochentags bis 12:00, wochenends bis 14:00 wird auch noch das reichhaltige 'orientalische Frühstück' aufgefahren.
Zur kulinarischen Aufführung gelangt weiterhin: türkische Linsensuppe, Gemüsevariationen - gerne mit Joghurt oder Kräuterquark versehen, Pfannen- und Nudelgerichte, Hähnchenbrust, Hackfleischbällchen, Lammspieß, Teigtaschen, Salate - stets mit Fladenbrot, sofern man nicht ohnehin aus den Pide oder Beyti (dünnes, gerolltes, gefülltes Fladenbrot) in erfreulichem Variantenreichtum auswählt. Meine nudelige Köri-Zencefilli Makarna (kucksstu Foto) war ganz hervorragend. Und auch strenggläubige Veganer müssen im Bona'me nicht verhungern.
Zum Dessert empfehlen sich unter anderem die pürierten Feigen mit Walnussbröseln und Schokoladensoße oder die Zitronencreme mit Waldfrüchten.
An Getränken stehen richtiger Mokka und Kaffee, richtiger Tee, türkische Limonaden (u.A. Granatapfel-Rose !), die üblichen Kaltbrausen und Ayran bereit. Ferner die lokale Bierspezialität Gaffel Kölsch und einige Weine - darunter süffiges aus dem Orient. Die Auswahl an Aperitifs, Spirituosen und Longdrinks ist sehr übersichtlich. Aber wir sind natürlich dankbar, dass es 'beim Moslem' überhaupt Alkoholisches gibt.
Leichte, gesunde, schnelle, frisch zubereitete Kost - perfekt für den Business Lunch. Also besser erstmal umkucken wer so da ist, bevor das stets herzerfrischende Kollegen-und Chefgeläster losgeht.
Update 18.09.2015
So langsam wächst mir dieses Ding ans Herz. Heute gab es nämlich Sis Kebab (Lammspieß mit Zubehör: Spinat-Bulgur und Quark nebst Extra Weißkäse und Champignons), reichlich Kölsch und zum Dessert die bewährte Feigen-Walnusscreme mit Espresso. Auch die Unterhaltung war wie immer von perlendem Esprit - das funktioniert ja auch nur, wenn man sich wohlfühlt.
Update 06.04.2018
Gut, dass im Hauptraum alles besetzt bzw. reserviert war. Da haben wir uns dann eben in die gemütliche , weinrot-gülden gestaltete Fläz-Lounge mit voller Ledergarnituren und Fauteuils begeben. Die kleinen Beistelltischlein sind wieder Erwarten ausreichend für 2 x Teller, Gläser und was man so braucht. Hier ist es wesentlich 'chilliger' als an den engen Tischen - ein richtiges Upgrade, das sich auch prompt bei der Sternzahl bemerkbar macht. Damit nicht genug wurde auch endlich mal die gepflegte und mit Wellness-Anmutung versehene Örtlicheit aufgesucht. Ein erfreulicher Abend demnach.
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas[verkleinern]