Singles fehlt die Mitte. Darum sind sie in der Regel auf irgendeine Art exzentrisch veranlagt. Und das völlig selbstverschuldet - man könnte sogar sagen: konstruktionsbedingt. Ein Umstand, der im Umgang mit dieser Spezies oft zu Verdruss, zumindest aber zu eingeschränkter Genießbarkeit führt. Und dem daher tunlichst abzuhelfen ist - was mit Hilfe eines minimalinvasiven Eingriffs problemlos möglich ist. Gottlob muss man sich dafür nicht in die unwägbaren Untiefen einer Singlebörse begeben oder... weiterlesen
gar irgendwelche zweifelhaften Etablissements aufsuchen. Es reicht ein gutsortiertes Fachgeschäft - denn die Rede ist hier selbstverständlich von diesen kleinen praedigitalen Tonträgern, was habt ihr denn gedacht ?!?
Der Autor verfügt über eine stattliche (auch dank freundlicher Unterstützung aus Dortmund) Sammlung an Vinyl-Kostbarkeiten nebst solidem Equipment zur adäquaten Klangwiedergabe. Nachdem aber zuletzt eine der oben beschriebenen Singles ins Haus gekommen war, ergub sich das Problem, dass kein Zentriernüppi dafür greifbar war. Die Älteren wissen, was gemeint ist und dürfen den folgenden Textabschnitt auslassen.
Aber für die digital verdorbene Generation vielleicht folgende Ausführungen: große Schallplatten aus Vinyl - früher Schellack - die sogenannten Longplayer - kurz LPs - werden über eine zentrale Bohrung an der Rotationsachse des Plattentellers des Plattenspielers fixiert und sodann mechanisch von der Nadel des Tonarms abgetastet und letztlich zum Klingen gebracht. Aus irgendeinem Grunde befindet sich in der Mitte einer kleinen Single-Schallpatte hingegen eine Aussparung von 3,4 cm Durchmesser - so dass ein Zwischenstück zur 6 mm im Durchmesser messenden Plattenteller-Achse erforderlich ist. Denn für die sachgerechte Klangwiedergabe ist es wichtig, dass der Tonträger schön zentriert läuft und nicht auf dem Plattenteller herumeiert.
Zunächst behulf ich mir mit Teelichtern aus dem Ikea-Beutel, die zufällig den passenden Außendurchmesser haben. Aber es erwies sich als schwierig, die nicht vorhandene Innenbohrung exakt in der Mitte auszufräsen. Resultat: Leierkasten - Preachermään. Professionelles Zubehör musste her und nun kommt endlich der eigentliche Gegenstand dieser Bewertung ins Spiel. Bei den stadtbekannten Großanbietern hätte das Zentriernüppi bestellt werden müssen - ein alberner und aufwendiger Vorgang, bedenkt man den geringen Warenwert.
Also auf zum nahegelegenen High End Fachhändler mit ohne Menschenmassen und Multifilialgedöns. Angesichts der im höggschd audiophil ausgestattenen Tonstudio aufgefahrenen Preziosen weise ich fast entschuldigend darauf hin, dass ich bloß eine Kleinigkeit benötige, die ich noch nicht mal mit dem korrekten technischen Terminus benennen kann. Der freundliche Fachberater durchstöbert trotzdem umgehend einige Schubladen, während ich der fachkundigen Beratung eines anderen Kunden durch den Chef des Hauses lausche und mich ein wenig umschaue. Kompakt- und Komplettanlagen, Einzelkomponenten, Kopfhörer, Zubehör und Kunstwerke, für die man den profanen Begriff Lautsprecher eigentlich nicht verwenden möchte. Accuphase, B&W, Marantz, Transrotor... Surroundsound (Raumklang) Ausrüstung für exquisite Ansprüche und auch fürs Heimkino. Das Ganze fein abgestimmt auf die jeweilige Innenarchitektur der audiophilistischen Residenz. Das kostet natürlich. Und so geht es auch im Kapitel 'Schnäppchen' auf der Webseite des Hauses grundsätzlich vierstellig zu. Je Komponente, versteht sich.
Dämpfungsfaktor und akustische Impedanz sind Begriffe, die möglicherweise auch beim bescheidenen Küchenradio eine Rolle spielen - und die mir als Hifi - Normalo eher wenig sagen. Aber wer's braucht.... Man könnte hier auch 70 Euro für die besonders schwere (180g) und ultra-audiophil produzierte Referenzklassen -Doppel-LP 'I Robot' (Alan Parsons) ausgeben. Meine Billigversion tut's allerdings auch. Gleichwohl bin ich der gönnerhaften Auffassung, dass das Luxussegment überall eine gewisse Existenzberechtigung hat: es wäre ohne Hersteller wie Maserati, Princess, Gucci oder Moet & Chandon ja auch für unsereinen irgendwie langweilig.
Man legt mir nach kurzer Suche einen Büggel mit Zentriersternen vor, die direkt in die Single-Öffnung eingeclippst werden, so dass man nicht mit einem Nüppi am Pladdespiele hantieren muss. Es werden sogleich fünf audiophile Sterne für fünf Euro angeschafft. Für die Bewertung tun's bis zur Aufnahme eines hochlukrativen Nebenjobs vorerst vier Sterne. Das MSP HiFi-Studio ist freundlich, kompetent, hilfsbereit und in unmittelbarer Neumarktnähe, also sehr verkehrsgünstig gelegen.
Und et Springfields Dusty klingt jetzt, also bei sachgerecht zentrierter Bespielung, auch wieder ganz hervorragend.
Nachtrag, Anfang Mai
Auf einmal war betretenes Schweigen, mitten im Alice-Cooper-Vinyl. Und die darob erforderliche (und erfolgreiche) Wiederbelebung des lebenswichtigen HifI Geraffels förderte sogar das gut versteckte Zentrienüppi zutage, dass irgendwo hinten zwischen die Komponenten geraten war, siehe Abbildung. Natürlich bin ich Firma MSP nach wie vor dankbar für die Überbrückungshilfe. Und damit das hier nicht doch noch als Quatschbewertung missverstanden wird, habe ich auch ganz brav noch einige Außenaufnahmen dieses kompetenten und freundlichen Fachgeschäftes nachgereicht.
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]