Leuchttürme sind an den Küsten von Nord- und Ostsee keine Seltenheit. Ob ihrer Größe und farblichen Gestaltung kaum zu übersehen ist jeder für sich ein Hingucker. Und zum "Gesehenwerden" sind sie schließlich in erster Linie auch da.
Ein besonderes Exemplar findet man in Campen. Nicht zu verwechseln mit Kampen auf Sylt, denn dieses Campen mit C liegt unweit der Mündung der Ems in die Nordsee, ungefähr 15 Kilometer über Land von Emden entfernt, auf dem Seeweg sind es etwa 8 Kilometer mehr.... weiterlesen Nicht weit vom Nordseestrand entfernt erhebt sich das Bauwerk runde 65 Meter hoch über den Boden und ist damit das höchste als Leuchtturm errichtete Bauwerk in Deutschland. Weltweit reicht diese Höhe unter den Leuchttürmen immerhin zu Platz 14 .
Zur Geschichte dieses Leuchtfeuers sollte man wissen, dass im 19. Jahrhundert das Befahren der Nordsee zwischen Borkum und Emden mit Schiffen schon bei Tage keine leichte Sache war.
Viele Untiefen, wechselnde Wasserstände durch die Gezeiten und der gewundene Verlauf der Ems stellten die Schiffsführer vor Probleme.
Leicht vorzustellen, dass bei Nacht die Fahrt geradezu unmöglich war, wollte man heil den Hafen in Emden erreichen.
Da die Region damals zu Preussen gehörte und die Niederlande gleich um die Ecke lagen, verbanden sich Seezeichenexperten beider Länder zu einem, man würde heute sagen, Joint Venture.
Es wurde ein Leitfeuersystem von 5 Leuchttürmen entwickelt, ab 1889 gebaut und bereits 1891 in Betrieb genommen.
Nun war die Seefahrt gefahrloser und vor allem auch bei schlechteren Sichtverhältnissen bzw. nachts möglich.
Der Campener Leuchtturm bekam 1906 ein elektrisches Leuchtfeuer mit der außerordentlichen Reichweite von bis zu 55 Kilometern. Bemerkenswert, da die Region damals gar keine Stromversorgung besaß. Möglich wurde der E-Betrieb am Leuchtturm durch den Einsatz eines extra für den Zweck von der Firma MAN gebauten Dieselmotor. Dieser kann heute noch am Leuchtturm als Museumsstück besichtigt werden und funktioniert sogar noch.
Der Leuchtturm wird gern als "Eiffelturm" bezeichnet, was an seiner Bauweise liegt. Eine relativ schmale weiße Röhre mit dem innenliegenden "Treppenhaus" wird von einer dreibeinigen, rot gestrichenen Gitterkonstruktion umspannt. Na ja, eine ganz entfernte Ähnlichkeit zum Pariser Bauwerk kann man sich schon einreden :-)
320 Stufen sind im Inneren des Turms zu erklettern, wenn man bis zum Leuchtfeuer hinauf will.
Möglich ist das von April bis Anfang November täglich zwischen 11 und 17 Uhr, so es die Wetterlage zulässt.
Aussicht grandios, wobei hier an der Nordsee der Blick bekanntlich weitestgehend unverstellt ist, sieht man mal von den inzwischen unvermeidlichen Windrädern ab.
Eintrittsgeld ist zu entrichten, Erwachsene zahlen 4, Kinder 3 Euro . Mit Nordseecard wird es je einen € billiger. Und wer einen Silberling drauf legt, kann als sogenannte Kombikarte gleich noch das Landwirtschaftsmuseum in Campen besuchen.
Eine besondere Ehre wird dem Bauwerk ab Juni 2019 zu teil, denn dann gibt das Finanzministerium zusammen mit der Deutschen Post eine Briefmarke mit dem Motiv des Campener Leuchtturms zum Nennwert von 70 Cent heraus.[verkleinern]