Schon von weitem sieht man das Kreuz auf dem Kapellenberg über dem Städtchen Landsberg (15 km östlich von Halle). Kommt man näher, sieht man am Kreuzquerbalken die Jahreszahlen 1914 und 1918. Damit wird dann auch klar, dass es sich weder um ein Gipfelkreuz noch um eine christliche Pilgerstätte , sondern um das Erinnerungskreuz für die Opfer des 1. Weltkriegs handelt, das ich in dieser Form eher über den Schlachtfeldern der damaligen West- oder Ostfront, aber nicht mitten in Sachsen-Anhalt... weiterlesen
erwartet hätte.
Der Aufstieg zum Gipfelplateau des Kapellenbergs mit der Doppelkapelle St. Crucis und dem Gedenkkreuz ist anstrengend, steil und schweißtreibend.
Wenige dutzend Meter westlich der Kapelle steht dann das 7,5m hohe Metallkreuz am Rand des Plateaus. Eine baumfreie Sichtsachse bietet einen schönen Blick auf Landsberg.
Das Kreuz ist Teil des Gedenkens an die 68 Gefallenen des 1. Weltkrieges aus Landsberg.
Nach Kriegsende suchte die Bürgerschaft von Landsberg nach einem Weg, den Weltkriegsopfer auf zu gedenken. Die Entscheidungsfindung dauerte bis 1925. Der Bildhauer Paul Horn (1876-1959) aus Halle wurde beauftragt, ein großes Kreuz und eine hölzerne Tafel mit den Namen, Truppenteilen und Todesdaten der Gefallenen zu schaffen.
Im Mai 1926 wurden Gedenktafel und Gedenkkreuz mit einer großen Stadtfeier festlich eingeweiht. Die Gedenktafel wurde im Vorraum der Stadtkirche St. Nicolai angebracht, wo sie bis heute zu sehen ist.
Das Kreuz wurde auf dem Kapellenberg aufgestellt dort wo einst die Burg Landsberg stand.
Allerdings war den Nazis dieses sehr christlich anmutende, weithin sichtbare Totengedenken wohl nicht völkisch, heroisch und heldisch genug, denn in einer Nacht- und Nebelaktion im Januar 1939 ließ die örtliche NSDAP-Stadtverwaltung das Kreuz auf dem Berg demontieren und auf dem örtlichen Friedhof aufstellen.
Hinzu kam, dass der Bildhauer Paul Horn wegen seiner demokratischen Gesinnung von den Nazis seit 1933 verfolgt wurde.
Das Kreuz blieb für die nächsten Jahrzehnte auf dem Friedhof, denn auch die DDR-Führung hatte kein Interesse an einem Kreuz über der nun sozialistischen Stadt Landsberg.
Erst nach der Wiedervereinigung wurde das Kreuz auf Initiative von Bürgern und der Stadtverwaltung umfassend restauriert und 2000 am alten Standort auf dem Kapellenberg wiedererrichtet.
Fazit: Interessante Version eines Kriegerdenkmals mit schönem Blick über die Altstadt. Scheinbar sind sich aber nicht alle Zeitgenossen der Würde des Ortes bewusst, wie Schmierereien und leere Bierflaschen am Erinnerungskreuz zeigen.
Hinweise und Erklärungen vor Ort findet man leider nicht.[verkleinern]