Die Dorfkirche von Kienitz (60 km östlich von Berlin, 40 km nördlich von Frankfurt/O) wird heutzutage etwas anders genutzt als ursprünglich geplant. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Nutzungskonzept der Kirche verändert.
Bis Anfang 1945 war die dörfliche Welt des kleinen Ortes an der Oder halbwegs in Ordnung. Damit war es in den Morgenstunden des 31.1.1945 vorbei. Die Rote Armee überwand den damals zugefrorenen Fluß und bildete den ersten Brückenkopf auf dem Westufer der Oder. In den... weiterlesen
nachfolgenden Kämpfen zwischen deutschen und sowjetischen Truppen wurde Kienitz zu 80% und die Kirche bis auf die Grundmauern zerstört. Es dauerte dann 67 Jahre bis die Sanierung der Kirche in der heutigen Form abgeschlossen werden konnte.
Eine erste hölzerne Kirche auf dem heute Kirchberg genannten einstigen slawischen Burgwall wurde vermutlich um 1550 errichtet.
Im 30jährigen Krieg wurden Dorf und Kirche 1640 durch schwedische Truppen verwüstet. Einem durch einen Blitzschlag ausgelösten Großbrand fielen 1707 das gesamte und die Kirche zum Opfer. Für die nächsten über 100 Jahre blieb Kienitz ohne Kirche.
Erst von 1829 bis 1832 wurde die heutige einschiffige Kirche mit verputztem Ziegelmauerwerk erbaut. Der 1. Weltkrieg kostete die Kienitzer Kirche 2 ihrer 3 Bronzeglocken und die Orgelpfeifen aus Zinn, die als Buntmetall abgeliefert werden mußten. Die fehlenden Glocken wurden 1924 durch Stahlglocken ersetzt.
Das Ende der alten Kirche kam nach dem 31.1.1945 bei den Kämpfen zwischen Roter Armee und Wehrmacht um den Kienitzer Brückenkopf. Im Kirchenkeller richtete die Rote Armee einen Befehlsstand ein. Der Kirchenturm wurde von der Wehrmacht zusammengeschossen, da er von der Roten Armee als Beobachtungspunkt genutzt wurde. Die Grabsteine alter Familiengrabstellen auf dem Kirchhof nutzte die Rote Armee zur Verstärkung von Schützengräben. Alles Inventar ging verloren.
Jahrzehntelang blieb die Kirche ungesicherte Ruine. Zögerlich, mit begrenzten finanziellen Mitteln und nur durch private Initiative des damaligen Pfarrers und seiner Frau wurden Sicherungsarbeiten durchgeführt. Erst 2004 übernahm die Kienitzer Kirchengemeinde den Kirchenbau und forcierte die Sanierungsarbeiten. Der Turm wurde in vereinfachter Bauweise wieder aufgebaut und der westliche Teil des Kirchenschiffs geschlossen. Es wurden ein Obergeschoß eingebaut, in dem sich heute der Gemeindesaal befindet, der ua. für Gottesdienste genutzt wird. Im Erdgeschoß befinden sich jetzt Wohnungen sowie die Räume des Cafés „Himmel und Erde“.
Der östliche Teil des Kirchenschiffs mit dem einstigen Altarraum blieb offen und ist heute als gesicherte Ruine erhalten. Dieser Kirchenteil wird für kulturelle Veranstaltungen, vom Café als Terrasse sowie zur Darstellung der Kirchengeschichte genutzt.
2012 wurde die Kienitzer Dorfkirche als erste offene Radwegekirche Brandenburgs eingeweiht.
Fazit: Offene, vielfältig und aktiv genutzte Dorfkirche.[verkleinern]