- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Die Kleinstadt Lichtenstein ( nicht zu verwechseln mit dem Fürstentum Liechtenstein ) in Sachsen, zu finden an der B 173 zwischen Zwickau und Chemnitz, wurde erstmals im Jahr 1212 urkundlich erwähnt.
Über der Stadt auf einem Felsen gibt es ein Schloss, dessen Geschichte nachgewiesen bis in das Jahr 1286 zurückreicht, erste nicht nachweisbare Erwähnungen gab es ebenfalls bereits im Jahr 1212.
Alte Urkunden vermerken als Besitzer ab 1286 das sächsisch-thüringische Adelsgeschlecht derer von... weiterlesen Schönburg . Diese Adelsfamilie ist weit verzweigt. Drei Linien sind bis heute noch "aktiv" und inzwischen wieder im Besitz zahlreicher Schlösser in Sachsen und Thüringen. Die beiden fürstlichen namens Schönburg-Waldenburg und Schönburg-Hartenstein, sowie die gräfliche Linie Schönburg-Glauchau.
Zunächst nur einstöckig erbaut und mit hölzernen Wehrgängen versehen, wurde später Rochlitzer Porphyr herangeschafft und das alte Holz ersetzt. Die Anlage wurde somit wehrhafter.
Das schützte letztlich nicht vor der Zerstörung, denn im Jahr 1632 geschah im Verlaufe des 30-jährigen Krieges genau dies durch die kaiserliche Armee.
Schon 16 Jahre später wurde das Schloss neu errichtet, diesmal mehrstöckig und der heutigen Form sehr ähnlich. Die Schönburger Herrschaft wurde fortgesetzt und blieb bis 1945 ( unter anderem ) in Lichtenstein beheimatet.
Die Anlage in Lichtenstein wurde neben dem Schloss Waldenburg, welches nur rund 15 Kilometer entfernt an der Zwickauer Mulde liegt, ab 1800 zum Hauptsitz der Schönburg-Waldenburger Linie. "Chef" war damals Fürst Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg, die Jahre bis 1806 noch unter Vormundschaft, da er zum Amtsantritt erst 15 Jahre alt war.
Es würde zu weit führen, hier die durchaus interessante, aber eben auch weit ausschweifende und umfangreiche Geschichte der Schönburger auszuführen, daher beschränke ich mich - und darum geht es schließlich auch - auf die Geschichte von Schloss Lichtenstein.
Wie schon festgestellt, endete mit dem 2. Weltkrieg die Herrschaft der Schönburg-Waldenburger. In der sowjetischen Besatzungszone und dem späteren DDR-Gebiet liegend, wurden die Fürsten verjagt und enteignet.
Die Gebäude wurden dem katholischen Caritasverband zugesprochen, der ließ vieles in den Gebäuden umbauen, damit es für die Nutzung als Altersheim geeignet war. Das Altersheim "St. Elisabeth" blieb bis in das Jahr 2000 in Betrieb.
Am Schloss selbst wurde nicht viel getan, nur notwendigste Erhaltungsarbeiten.
Die Schlossanlage verfügt über ein unterirdisches Gängesystem, eine Folterkammer, ein Verlies sowie eine Gruft der schönburgischen Familie.
Diese Anlagen waren bis 1945 nur den fürstlichen Bewohnern und Gästen des Schlosses bekannt und zugänglich, wurden ab 1950 von Lichtensteiner Mitgliedern des Kulturbundes freigelegt und für öffentliche Führungen aufbereitet. Dies war zu DDR-Zeiten nach Voranmeldung möglich und auch nach der Wende ab 1990 konnten Besichtigungen erfolgen.
Eine weitere Wende , man könnte auch sagen Rolle rückwärts, gab es im Jahr 2000, als Alexander Prinz von Schönburg-Hartenstein das Schloss kaufte.
Das Altersheim zog aus, der Prinz ein. So war es zumindest angedacht.
Die Pläne für den Aus- und Umbau waren letztlich das Papier nicht wert, auf denen sie entstanden.
Der Prinz wurde kaum einmal gesehen, ein Bauzaun versperrte den Zugang zum Schlosshof, die unterirdischen Anlagen blieben ebenfalls für die Öffentlichkeit unzugänglich.
Da es (nicht näher bekannte) Verträge mit der Stadt Lichtenstein gab, denen der Prinz offenbar nicht nachkam, erfolgte 2014 eine Zwangsversteigerung der gesamten Schlossanlage.
Den Zuschlag erhielt der einzige Bieter für gerade einmal 78.400 Euro. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, wieviel Grundstück und Gebäude für diese geringe Summe den Besitzer wechselten.
Der Käufer ist Inhaber einer Baufirma aus der Nachbargemeinde St. Egidien. Die Firma ist neben "normaler" Bautätigkeit sehr versiert in Sachen Restaurierung alter Gebäude und kann auf zahlreiche Referenzen in dieser Richtung verweisen.
Geplant ist der Umbau des Schlosses zu einem Hotel mit großem Wellnessbereich. Leider ist in den knapp 4 Jahren seit dem Kauf noch nicht allzu viel passiert. Die Gebäude wurden gegen Witterungseinflüsse baulich geschützt. Und in der gesamten Anlage wird , überspitzt gesagt, faktisch kein Stein auf dem anderen gelassen, da das Landesamt für Archäologie Sachsen seit Jahren mit Ausgrabungen auf dem Grundstück beschäftigt ist.
Immerhin wurden durch das Amt, eine lokale Tageszeitung und den neuen Besitzer selbst wieder öffentliche Führungen organisiert, die sehr großen Zuspruch in der Bevölkerung auslösten.
Fördermittelbescheide und Kreditzusagen für den geplanten Umbau zum Hotel sind mittlerweile ergangen, der größte Teil der Finanzierung steht. Nach eigenen Angaben des Bauherrn gibt es momentan noch eine Lücke von 700tausend Euro an Eigenmitteln, wie er in einem Interview der regionalen Presse mitteilte.
Allein zu Terminen für Baubeginn- und Eröffnung gibt es noch keine konkreten Aussagen.[verkleinern]
Der Beitrag wurde zuletzt geändert