- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Von den 9 Orten mit dem Namen „Sachsendorf“ in Deutschland ist hier das 1365 erstmals erwähnte Dorf im Oderbruch (Landkreis Märkisch-Oderland, Land Brandenburg / ca. 55 km östlich von Berlin und 15 km nördlich von Frankfurt/O) gemeint.
Erbaut wurde die spätgotische Saalkirche aus roten Backsteinen auf einem Feldsteinsockel in den Jahren 1514 bis 1519 als katholische Dorfkirche. Den Kirchturm schmückte ursprünglich ein Aufsatz mit Haube.
Spätestens 1539 wurde im Zuge der Reformation im... weiterlesen Kurfürstentum Brandenburg aus der katholischen eine evangelische Dorfkirche.
In den nächsten 400 Jahren änderte sich kaum was am Aussehen der Kirche, sieht man mal von der barocken Umgestaltung des Innenraums ab.
Das änderte sich dramatisch im April 1945, als der 2. Weltkrieg mit voller und brutaler Wucht das Oderbruch traf.
In der Schlacht um die Seelower Höhen vom 16. bis 19.4.1945 zwischen deutschen Truppen und der Roten Armee wurde Sachsendorf zu 90% zerstört. Die Bewohner hatten die NS-Behörden zuvor zwangsevakuiert.
Da Kirchtürme dem Feind als Landmarken dienten, sprengte die Wehrmacht den Sachsendorfer Kirchturm bereits Anfang April 1945, die Kirche brannte komplett aus. Die schweren Kämpfe gaben der Ruine den Rest. Nach Kriegsende standen nur noch Teile der Außenmauern und der Stumpf des Kirchturms.
Zunächst war ein Wiederaufbau der Kirche nicht geplant. Zur kirchlichen Versorgung sollte das wiederaufgebaute Pfarrhaus genügen.
Allerdings wollte der damalige Pfarrer auch wieder eine Kirche für Sachsendorf. 1949 rief er die Gemeinde zum enttrümmern der Ruine auf und organisierte ab 1950 den Wiederaufbau der Kirche nach historischem Vorbild. Da Baumaterial für einen Kirchenbau nicht zur Verfügung stand, wurden die aus der Ruine geborgenen Ziegel- und Backsteine wiederverwendet.
Für die originale Wiederherstellung des Kirchturms reichten aber Steine und sonstiges Material nicht. Nur widerstrebend genehmigte das Institut für Denkmalpflege der DDR ein Provisorium: aus dem niedrigen Turmstumpf wurde der neue, mit einem sogenannten Zeltdach abgedeckte Kirchturm. Das Provisorium besteht nun seit fast 70 Jahren und ist zugleich Mahnung an die Tage und Wochen im April 1945.
Dank Spenden aus der DDR und West-Berlin konnte der Wiederaufbau der Kirche realisiert werden. 1953 war Richtfest und am 1. Advent 1954 konnte die Kirche feierlich eingeweiht werden – allerdings ohne Glockengeläut, denn die 3 Kirchenglocken konnten erst 1957 aufgehängt werden.
Orgelmusik gabs auch nicht – für ein solches Instrument als Ersatz für die 1945 verbrannte Orgel, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, fehlt bis heute das Geld.
Zwar wurde recht erfolgreich versucht, dass Äußere der Kirche wiederherzustellen. Im Innern präsentiert sie sich völlig anders als vor 1945. Ein altes Foto zeigt das Kirchenschiff mit interessanten Deckenbalken, der Orgelempore, einer scheinbar umlaufenden Besucherempore mit kunstvoll bemalten Geländern und ebenfalls bemaltes Kirchengestühl – alles ein Opfer der Flammen.
Heute ist das Kirchenschiff schlicht weiß getüncht, die Orgelempore fehlt oder ist wegen einer Zwischendecke nicht sichtbar. Nicht wieder eingebaut wurde die Besucherempore.
Der Altartisch ist aus schmalen dunklen Ziegeln gemauert, dahinter steht ein großes Kreuz.
Ebenfalls gemauert und etwas eigenwillig in der Form ist die Kanzel.
Sonstigen Schmuck oder Kunst gibt es nicht, denn der Kunstdienst der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg legte bei der Neuausstattung 1954 Wert auf äußerste Sparsamkeit – angesichts der damaligen Verhältnisse ist das auch nicht verwunderlich.
Schön das man vor über 70 Jahren in schwierigster Zeit die Mittel gefunden hatte, um die Sachsendorfer Kirche buchstäblich wie den Phönix aus der Asche wiedererstehen zu lassen.
Die Dorfkirche Sachsendorf gehört von Mai bis September zu den „Offenen Kirchen“.[verkleinern]