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Ausgezeichnete Bewertung
Zuerst die Kurzversion für alle, die nicht wissen wollen wie´s mir geht:
* Tante Anna ist die Größte *
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Tante Anna ist ein Prachtweib.
Wenn ich nicht verheiratet wäre, ich würde schwach werden, ihr einfach erliegen.
Sie ist ja auch schon etwas in die Jahre gekommen, aber achtet doch sehr auf ihr Äußeres. Sie hat permanent einige junge Männer um sich herumgeschart, die sich aufopfernd um sie... weiterlesen
kümmern, jeden Wusch erfüllen. Jederzeit ist sie perfekt gestylt. Nicht jede Mode macht Sie mit, sie trägt eher das nostalgische Outfit. Aber drall und prall, wo es sein muss. Ringsum toll gebaut und anzusehen, ein echter Augenschmaus, wenn man es etwas reifer mag. Sie ist recht gutmütig aber auch sehr stark.
Agil und mobil ist die Anna immer noch. Fast ständig in Bewegung. Und das scheint ihr auch hervorragend zu bekommen. Da ächzt und stöhnt auch mal gelegentlich was, aber das ist eher lustvoll. Besonders das Stöhnen. Und wenn die Tante mal in Fahrt ist, oha, da geht ganz schön die Post ab. Sie kommt irre schnell zur Sache, wenn es darauf ankommt. Sie hebt schon nach kurzer Zeit völlig ab. So eine Tante kann man sich nur wünschen. Wenn Sie mit 9 oder 10 Freunden um die Häuser zieht, ist sie in ihrem Element. Luftig und lustig geht´s zu, bei ihren Ausflügen.
Tante Anna heißt mit bürgerlichem Namen Antonow. Ihr Papa war Oleg Antonow. Ein Russe, aus der Nähe von Moskau. Seine Kinder zeugte er allerdings an vielen unterschiedlichen Orten. Anna selbst ist gebürtige Ukrainerin. Sie hat mehr als 18.000 Geschwister, die zum Teil schon 1947 das Licht der Welt erblickten.
Wir (die ganze Mischpoke] hatten eine Verabredung mit Anna.. In Egelsbach sollten wir sie treffen. Ich wollte ihr meine ganze Familie gerne vorstellen. Mit tatkräftiger Unterstützung von www.classicwings-rheinmain.de kam es zu dem lang ersehnten Date. Ach, vielleicht hätte ich noch erwähnen sollen, dass es sich bei Tante Anna um ein Flugzeug handelt? Einen Oldi! Einen Doppeldecker aus der Rubrik „größter der Welt“. Nämlich größter EINMOTORIGER Doppeldecker der Welt. AN-2, so ihr wenig schmeichelhafte technischer Name.
Mit großem Gefolge waren wir erschienen um unsere Aufwartung zu machen. Da wir zufällig 9 Tickets dabei hatten, lud uns Anna zu einem Rundflug über Frankfurt ein. Was mir, als PPL-Piloten niemals gelungen ist, hier sind die Connections offenbar direkter und besser. Der Pilotör begrüßte uns und erläuterte das Wissenswerte über den Flieger. Nach dem Spritverbrauch meines Autos wurde gefragt, aber nur um festzustellen, dass der wuchtige Sternmotor gerne einige Schlückchen Motoröl zu sich nimmt. Bauartbedingt verbraucht der Motor rund 5 Literchen feinstes Motorenöl. Man kann durchaus sehen, wo die Stellen sind, an denen es dann ausgeschieden wird. Das ist normal. Das muss so!
Roter Teppich und ein Gläschen Brause oder O-Saft zur Einstimmung? Ja gerne. Enkel 1 durfte schon an das Prickelzeug, die Nummern 2 bis 4 mußten sich mit Juice zufrieden geben. Dann ging es über einen Hocker und einem großen Schritt in die Maschine. Eine Sitzreihe links und das gleiche rechts.
Die Ausstattung, was soll ich sagen, ….. russisch halt. Auch die Beschriftungen. Im Cockpit zum Teil noch alte Instrumente. Allerdings ergänzt um neuestes Equipment. Sicherheit zuerst. Selbst satellitengestützte Navigation war vorhanden. Aber das war für unseren Flug nicht von Belang. Sichtflug war bei diesem schönen Wetter angesagt. Apropos schönes Wetter, die Antonovs der AN-2 sind von Geburt an spartanisch erzogen. Eine Klimaanlage ist nur etwas für Weicheier. Nicht einmal ICE-Fahrgäste brauchen so etwas.
Letzte Warnung, wer raus will, jetzt konnte er noch – niemand wollte. Motor orgelte einige Runden vom Anlasser qualvoll in Gang gesetzt. Dann endlich sprang der Funke über. Anna rüttelte und schüttelte sich. Auch das Ächzen war schon zu vernehmen. Der Weg zur Runway ist lang. Mit dumpfen Rumpeln quittierte die Tante jede Fuge im Beton, als wir zum Rollhalteort der 27 hüpften. Alle Mann angeschnallt? Es ging auf die Bahn und schon im letzten Teil der Kurve schob der Mann ganz vorne links den Hebel langsam nach vorne. Anna grunzte zufrieden und nahm willig die Leistugsanforderung an. Schneller und schneller, den Gashebel nun ganz vorne hob die Tante flux ihn Hinterteil in die Höhe. Das Hauptfahrwerk hatte auch nicht lange zu schaffen, denn der stählerne Vogel war schon nach wenigen Metern in der Luft. Ein kurzes Zischen – und die Räder kamen zum Stillstand. Wir brauchten sie erst bei der Landung wieder. Souverän langsam, völlig überlegen, aber kernig laut brüllte der Sternmotor und zog bereitwillig die rund 5.000 Kilogramm ( einschl. Uffnik) auf 1500 Fuß. Beeindruckend! Mit 1000 PS über den Rhein-Main-Flughafen und über Frankfurt ist aber auch nicht schlecht.
Tante Anne ist kein Renner. Niemals gewesen. Kein Porsche-Turbo, der Lüfte. Schwere Lasten (siehe Uffnik) und starten und landen auf extrem kurzen Pisten, dafür wurde sie gebaut. So war das eigentlich auch die ideale Konstellation, um Frankfurt aus der Luft zu beäugen. Aber zunächst war der Airport Frankfurt angesagt. Ein Überflug in aller Gemütsruhe. Na ja, Ruhe ist nicht so ganz der gesuchte Begriff. Vieles, was dem Besucher, dem Fluggast oder dem Spotter verborgen bleibt, wird dabei offenbart. ( Die Fotos erklären sicher mehr als 1000 Worte ) Abflug über den „Ozeanriesen“ über dem ICE-Bahnhof am Frankfurter Flughafen und dann Kurs auf die City. Viele Sehenswürdigkeiten in Frankfurt erhalten aus der luftigen Perspektive völlig neue Dimensionen. Ob es die Prunkbauten der Banken sind, die endlich einmal „unter dem Betrachter“ winzig wirken, der Messeturm, der Ginnheimer Spargel ( Fernsehturm ), die beide ihre schlanke Figur der Anna entgegenrecken, oder natürlich last but not least, Frankfurt´s „gut Stubb“, der Römerberg mit dem wohl bekanntesten Bauwerk, dem Römer selbst, die wunderschön restaurierten und wiederaufgebauten Fachwerkhäuser, der Dom, die Paulskirche………
Viel zu schnell ist dann doch der Weiterflug angesagt und so geht es über den „Eisernen Steg“ den Main aufwärts nach Offenbach und weiter Richtung Hanau. Irgendwo auf der Strecke senkt sich die rechte Tragfläche und die Tante schwenkt ein in Richtung Dietzenbach, damit der Pflichtmeldepunkt für den Einflug in die Egelsbacher Kontrollzone erreicht wird. Vorbei an einem Dreieicher Stadtteil (Werner war übrigens nicht zu Hause,wie wir sehen konnten. Sonst hätte es bestimmt eine Ehrenrunde gegeben) und weiter im Direktanflug auf die „27“. , unsere Landebahn.
Unser Chefpilot setzte den Flieger fast unmerklich auf den Asphalt und ließ, unter leichtem Bremsen die Tante Richtung Tower rollen, wie wir dann auch unsere Parkposition wieder erreichten. Mit einem Abschiedrütteln kam der dicke Sternmotor zum stehen. Ruhe!
Tür auf, Hocker davor und dann alle Mann von Bord. Einige Fotos rund um die Tante Anna und wir wurden zurück in den Tower geleitet, wo wir uns recht herzlich von unserem Piloten verabschiedeten. Das hat er gut gemacht. Vielen Dank, Herr Kollege, und du natürlich auch, TANTE ANNA.[verkleinern]
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