Als es 1897 galt, den 100. Geburtstag des ersten Deutschen Kaisers des II. Deutschen Reichs, König Wilhelm I. v. Preußen, zu würdigen, wurden landauf landab im Reich Gedenksteine unter neugepflanzten Kaiser- oder Gedenkeichen aufgestellt.
So auch im märkischen Dorf Groß Schulzendorf (ca. 15 km südlich von Berlin) südöstlich von Ludwigsfelde.
Allerdings überstand der Stein die sozialistische Umgestaltung des Dorfs nach 1945 nicht. Er wurde von der örtlichen Dorf- und Parteiverwaltung... weiterlesen
abgeräumt und vermutlich entsorgt.
Auch der dazugehörigen Eiche waren kein jahrhundertlanges Leben gegönnt. Irgendwann in den folgenden Jahrzehnten musste sie aus Gründen der Standsicherheit gefällt werden, wurde aber durch einen neuen Baum ersetzt.
Nach der Wiedervereinigung war ja vieles wieder möglich und Kaiser Wilhelm I. hat schließlich jedes Jahr Geburtstag. Und so entschloss sich die Gemeinde, das alte Ensemble von deutschem Kriegerdenkmal und Kaiserstein wieder herzustellen. Zum 200. Geburtstag des Monarchen war es soweit – ein neuer kleiner Gedenkstein mit der Widmungsinschrift des 100. Geburtstags „Zum Andenken an d. 100. Geburtstag Kaiser Wilhelms I.
22.3.1897“ wurde aufgestellt.
Größe und Inschrift des Steins werden wohl dem verlorengegangenen ursprünglichen Stein entsprechen.
Noch breitet die Eiche ihr schattenspendendes Blätterdach über dem Kaiserstein aus – vielleicht wird sie in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten ein Opfer des Klimawandels und wird dann durch eine Palme ersetzt!
Der Geehrte
Wilhelm I. aus dem Hause Hohenzollern – geboren am 22.3.1797 in Berlin, gestorben 9.3.1888 in Berlin, seit 1858 preußischer Regent und seit 1861 König v. Preußen, seit 1871 Deutscher Kaiser.
Er war der letzte im 18. Jahrhundert geborene preußische Monarch. Eigentlich war er als 2. Sohn von König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840 / König seit 1797) und der legendären Königin Luise (v. Mecklenburg-Strelitz / 1776-1810) gar nicht als König vorgesehen. Da die Ehe seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861 / König seit 1840) aber kinderlos blieb, wurde Wilhelm ab 1840 preußischer Thronfolger.
Bereits 1807 trat er in die Armee ein und kämpfte gegen die Truppen Napoleons. 1829 heiratete Wilhelm die Prinzessin Augusta v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1811-1890).
1848 mußte Wilhelm, nachdem er sich für eine militärische Niederschlagung der Märzrevolution stark gemacht hatte, nach London fliehen.
Im folgenden Jahr schlug er als Kommandeur der Armee des Deutschen Bundes die Revolution in Baden und in der Pfalz nieder und erhielt den Beinamen „Kartätschenprinz“.
1858 übernahm er wegen der Erkrankung des Königs die Regentschaft und bestieg als Wilhelm I. nach dem Tod seines Bruders 1861 den preußischen Thron.
Im Deutschen Krieg von 1866 übernahm er den Oberbefehl über die preußischen Truppen und führte sie zum Missfallen der kommandierenden Generäle um Moltke in die Schlacht bei Königgrätz.
Auch im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 übernahm der König den Oberbefehl und führte die Truppen persönlich in den Schlachten bei Gravelotte und Sedan. Es war das letzte Mal, das ein europäischer Monarch seine Truppen persönlich in eine Schlacht führte.
Nach der französischen Niederlage erfolgte am 18.1.1871 im Spiegelsaal des Schlosses Versailles die Ausrufung des II. Deutschen Reiches und die Proklamation des preußischen Königs zum Deutschen Kaiser. Allerdings wollte Wilhelm lieber „Kaiser v. Deutschland“ werden, was aber an den auf ihre Unabhängigkeit bedachten deutschen Bundesfürsten scheiterte.
Wilhelm überlebte im Laufe seines Lebens mehrere Attentate z.T. schwer verletzt.
Nach seinem Tod am 9.3.1888 wurde Wilhelm I. im Mausoleum von Schloss Charlottenburg (heute in Berlin) beigesetzt.
Den Namenszusatz „der Große“ für seinen Großvater versuchte Kaiser Wilhelm II. wenig erfolgreich einzuführen. Wilhelm I. war der letzte europäische Monarch, der mit solchem Zusatz geehrt wurde.[verkleinern]