Halt, was ist das denn da? Schon tausendmal dran vorbeigekommen, nie beachtet. Ein Wegekreuz! Es steht da zwischen der vielbefahrenen Roeckstraße und dem Gehweg, ein Graffiti-tag ziert seine Rückseite... Was für ein Frevel eines Kulturbanausen!
Zu Hause angekommen, lese ich mich in aller Ruhe schlau:
Der Lübecker Bürger Johann von der Heyde ließ 1463 das Radkreuz aus Gotländer Sandstein aufstellen, damit es Pilgern den Weg zur Blutwunderkirche in Bad Wilsnack in Brandenburg wies.
Die... weiterlesen Inschrift auf dem Stein ist völlig verwittert, lautet lt. Wikipedia: „"biddet got for den ghever des wisers na der wilsnak", was so viel bedeutet wie „Bittet Gott für den Stifter des Wegweisers nach Wilsnack“.
Nach der Reformation verlor der Stein seine Bedeutung, da die Bluthostien im Wallfahrtsort Wilsnack durch den ersten lutherischen Geistlichen der Stadt, Joachim Ellefeld, 1552 verbrannt wurden.
Ein Kreuz in dieser Form ist in Deutschland ausgesprochen selten, denn es gibt nur noch ein weiteres in Ratzeburg. Sonst sind sie nur in keltischen Gegenden und auf Gotland zu finden.
Das Kleverschusskreuz wurde bei einem Autounfall 1963 schwer beschädigt. Nach der Restaurierung wurde es einige Meter weiter im Schutz eines großen Baums wieder aufgestellt.
Lt. „suehnekreuz.de“ rankt sich um das Kreuz eine Sage.
_„Im linken Arm des Kreuzes stecken drei Kugeln. Darüber erzählt Deeke in seinen Lübeckschen Geschichten und Sagen:
Um 1479 sind zwei Kaufgesellen, die gute Freunde waren, mit ihren Wagen aus der Mark nach Lübeck zurückgekehrt. Als sie nun auf der Straße nach der Stadt sind, will der eine, Hans Klever, der ein guter Schütz gewesen, die Röhre abschießen, weil man nicht mit geladener Wehre in die Stadt kommen dürfen. Wie er sich aber nicht vorsieht, als gerade sein Gesell aus dem Schlafe aufgefahren, schießt er den tot. Die Herren des Gerichts setzen ihn danach in den Absalonsturm am Hüxtertor; und des Erschossenen Freunde lassen an der Stelle, wo das Unglück geschehen, ein steinernes Kreuz aufrichten. Das hat der Gefangene von dem Turm aus sehen können und häufig Tränen vergossen und sich erboten, einen wunderbaren Schuß zu tun, seine Unschuld zu beweisen, dafern man ihn seiner Banden entfreien wollte. - Endlich ist es ihm mit Zulassung eines Rats bewilligt; da hat er mit seinem Rohr beim Hüxtertor dann nach dem linken Arm des Kreuzes geziehlt, und dreimal hineingeschossen, dergestalt, daß die Kugeln ein Kleverblatt (Kleeblatt) machten; zum Zeichen, daß er's getan. -
Soweit die Sage. Man sieht, dass sie geeignet gewesen wäre, über die Entstehungsgeschichte des Steins zu täuschen, wenn nicht eine einwandfreie geschichtliche Urkunde vorläge. (Buddin 1906)“_
Auch wenn das Kleverschusskreuz auf den ersten Blick reichlich mitgenommen aussieht, so vergebe ich doch 5 Sterne für das Überstehen der letzten 551 Jahre, die auch für ein Wegekreuz nicht immer leicht waren…[verkleinern]