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Neueste Bewertungen für Lützen im Bereich Hobby & Freizeit

  1. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Der die Dorfkirche von Großgörschen (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) umgebende alte Kirchhof befindet sich in der Ortsmitte des 1277 erstmals urkundlich erwähnten Dorfs.

    Gegründet wurde Großgörschen als slawische Siedlung allerdings bereits um 600.
    Der Name „Großgörschen“ geht auf die Adelsfamilie der Edelfreien v. Görschen zurück, die um 1150 mit der Görschenburg vermutlich durch Conradus de Gorsene (Görschen) ihren ersten Stammsitz im Ort errichtete.
    Von der Burg auf einer leichten Anhöhe existiert seit dem 15. Jahrhundert nur noch der massive und wuchtige 17 m hohe Wehrturm. Mit dem Bau der Dorfkirche wurde der Wehrturm zum Kirchturm umfunktioniert und aus dem Burggelände wurde der Kirchhof.

    Wie damals üblich war der Kirchhof der Friedhof des Dorfs. Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts wurde westlich von Großgörschen an der Straße nach Rahna ein neuer Friedhof angelegt.
    Als Friedhof entwidmet wurde der Kirchhof scheinbar nicht, Aber die meisten Gräber wurden im Laufe der Jahrzehnte eingeebnet und die Grabmäler/Grabsteine entfernt.

    Es befinden sich nur noch einige wenige Gräber und Grabmale auf dem alten Kirchhof. Ein Grabstein in Form einer Fiale ohne lesbare Inschrift könnte aus dem frühen 19. Jahrhundert (oder sogar früher) stammen. Die anderen wenigen Gräber bzw. Grabmäler stammen aus dem 20 Jahrhundert.
    Erhalten ist auch das Doppelgrab von Paul Rudolf Credner (1873-1910), seines Zeichen Besitzer des Ritterguts Großgörschen, und seines Sohnes Paul Carl Edmund Credner (1901-1920).
    Die bisher letzte Beisetzung, vermutlich mit Sondergenehmigung, fand 2001 statt. Wolfgang Keil, Pfarrer in Großgörschen von 1953 bis 1986, wurde im Grab von Otto Neumann, Pastor zu Groß- und Kleingörschen von 1911 bis 1921, beigesetzt.
    2019 war auf dem gemeinsamen Grabstein noch der Platz für Wolfgang Keil’s Ehefrau Ilse reserviert.

    Ansonsten ist der ziemlich weitläufige Kirchhof rund um die Dorfkirche heute eher parkartig gestaltet. Der Zugang ist auf der Ostseite vom Platz der Deutschen Einheit gegenüber vom „Leopold v. Hessen-Homburg – Denkmal“.

    geschrieben für:

    Friedhof / Freizeitanlagen in Lützen Großgörschen

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    Sedina Ich gratuliere auch zu dieser interessanten Geschichte von Umnutzungen.

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    1.
  2. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Obwohl das heute zur Stadt Lützen gehörende Dorf Kaja (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig / frühere Schreibweise Caja) nur ca. 100 Seelen zählt und es vor über 100 Jahren vermutlich nicht viel mehr waren, findet man auch hier ein Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkriegs.

    Allerdings ist das Denkmal auf der Südseite der Lindenstraße das Denkmal von den vielen Kriegerdenkmälern, die ich besucht habe, mit den wenigstens aufgeführten Opfern des 1. Weltkriegs.
    Nur 2 Namen werden auf der Westseite unter der orthografisch falschen Widmung
    „Den Heldentot starben fürs Vaterland“ genannt:
    Hugo Eichentopff und Bruno Dietrich.
    Allerdings – auch 2 Männer, die in einem Krieg ihr Leben verloren haben, sind 2 Männer zu viel!

    Auf der der Straße zugewandten Nordseite des von einem schön bepflanzten kleinen Beets umgebenen Denkmals ist die Hauptwidmung:
    „Unseren im Weltkrieg 1914-1918 Gefallenen“.
    Einziger Bildschmuck ist ein steinerner Trauerkranz unter dieser Inschrift.

    geschrieben für:

    Kultur / Freizeitanlagen in Lützen Kaja

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    konniebritz Schön beschrieben. Wenn es nur wenige Einwohner gab, sind es entsprechend wenige Gefallene. Auch wenn diese zwei Männer zu viel sind.
    Ich rechne es dem Dorf an, dass trotzdem ein Kriegerdenkmal zu Ehren der Beiden errichtet wurde.

    2.
  3. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Obwohl das heute zur Stadt Lützen gehörende Dorf Kaja (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig / frühere Schreibweise Caja) nur ca. 100 Seelen zählt, findet man hier gleich 3 Denkmale: das „Marschall Ney-Haus“ (zur Erinnerung an den französischen Marschall Michel Ney, der am 2.5.1813 während der Schlacht bei Großgörschen von Franzosen gegen Preußen und Russen hier sein Quartier hatte), das Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkriegs und eben das „Alfred Görner-Denkmal“.

    Das Denkmal aus schwarzem poliertem Granit steht am Ende der Lindenstraße, die hier im Ortskern eine Sackgasse ist. Von der Form her könnte das Denkmal auch ein Grabmal auf einem Friedhof sein.
    Die vergoldete Inschrift gibt Auskunft, wem hier gedacht wird:
    „Ihrem Wohltäter Alfred Görner gewidmet von der dankbaren Gemeinde Caja.“

    Wer war denn aber nun jener Alfred Görner und was war seine Wohltat?
    Es dauerte lange, bis ich im Internet eine Spur fand … und auch die war alles andere als ergiebig. Nicht mal die genauen Lebensdaten konnte ich ermitteln.
    Görner war ein erfolgreicher Landwirt aus Kaja, der hier Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auf seinem Hof lebte.
    Ob er verheiratet oder Junggeselle war konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
    Görner verstarb jedenfalls kinderlos viel zu früh im Alter von nur 39 Jahren.
    Da er ohne Erben war, vermachte er sein gesamtes Vermögen seinem Heimatdorf Kaja.

    Dieses Vermögen war so beträchtlich, dass es ua. für den Bau der Dorfschule reichte. Noch zu Lebzeiten stiftete er 22 Lindenbäume, die 1910 gepflanzt wurden und der kurzen Dorfstraße den heutigen Namen gaben: „Lindenstraße“.
    Nach 1990 wurde außerdem ein Teil der um den Dorfkern führenden Straße in „Alfred-Görner-Straße“ umbenannt.

    Es müssen also nicht immer Fürsten, Feldherren und berühmte Personen sein, denen mit einem Denkmal gedacht wird. Manchmal reicht auch einfach bloß eine gute Tat!

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Lützen Kaja

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    Sedina Das ist eine nette menschliche Geschichte und es ist schön, dass das Denkmal so gepflegt und erhalten wird.
    Glückwunsch zum Grünen Daumen!

    bestätigt durch Community

    3.
  4. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    Das klotzige Kriegerdenkmal des Dorfs Rahna (Sachsen-Anhalt / heute ein Ortsteil von Großgörschen / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) steht auf dem kleinen Platz einer Straßenkreuzung.
    Die ca. 3 m hohe rechteckige Säule wurde aus Steinquadern errichtet.
    Würde auf dem Denkmal nicht ein überdimensionaler deutscher Stahlhelm ruhen, würde man nicht unbedingt auf die Idee kommen, dass es sich um das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs aus dem Dorf handelt.

    Mit den im oberen Teil an den Seiten verwitterten/beschädigten steinernen Trauerkränzen könnte es genauso gut an die Schlacht bei Großgörschen erinnern, die hier in der Gegend zwischen französischen auf der einen und preußisch-russischen Truppen auf der anderen Seite am 2.5.1813 geschlagen wurde.

    Da die DDR ja kaum ein Denkmal mit einem deutschen Stahlhelm für die Opfer des 1. und 2. Weltkriegs errichtet haben dürfte, bleibt nur ein Kriegerdenkmal aus den 1920er Jahren für die Kriegstoten des 1. Weltkriegs.

    Mag sein, dass es früher Inschriften oder Namenstafeln am Denkmal gab. In 40 Jahren DDR sind diese wohl allerdings verloren gegangen und wurden bisher auch nicht ersetzt.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Lützen Großgörschen

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    4.
  5. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    Zwar dominiert in Großgörschen (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) das in Stein gehauene und in Metall gegossene Gedenken an die Schlacht des Befreiungskriegs von 1813, aber auch ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs gibt es.
    Es steht auf einer parkähnlichen Fläche auf dem Gelände der Scharnhorst-Schule am Rand vom Platz der Deutschen Einheit und ist erst auf den zweiten, genaueren Blick als Kriegerdenkmal zu erkennen.

    Es sieht aus als sie ihm in der Vergangenheit übel mitgespielt worden. Die Steinplatten der Verkleidung machen einen beschädigten Eindruck, Inschriften mit den Namen der Gefallenen sind, falls je vorhanden, wohl verloren gegangen. Ohne es zu wissen, liegt der Verdacht nahe, dass das Denkmal in der DDR abgetragen und irgendwo eingelagert bzw. vergraben und nach der Wiedervereinigung wiedererrichtet wurde.

    Im oberen Teil sind die verwitterten Jahreszahlen 1914 und 1918 sowie ein Eisernes Kreuz zu erkennen.
    Darunter sind Fragmente des floralen Schmuckbandes (Pflanzengirlande, vielleicht auch Eichenlaub – so genau war das nicht mehr zu erkennen) erhalten, dass auf der Front unter dem Eisernen Kreuz vom Relief eines deutschen Stahlhelms unterbrochen wird.

    Fazit: eines der schlechter erhaltenen Denkmäler dieser Art und vielleicht Sinnbild für den Umgang mit solchen Denkmälern im sozialistischen deutschen Staat.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Lützen Großgörschen

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    Konzentrat Auch nicht so gut gepflegte Denkmäler können gut beschrieben werden, danke dafür.
    Glückwunsch zum Daumen.
    grubmard @ opavati®: Ich weiß ... und ich bin von aller Denkmalstürmerei kein Fan. bearbeitet

    bestätigt durch Community

    5.
  6. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Das Denkmal für Prinz Leopold v. Hessen-Homburg (Hessen-Homburg-Denkmal) steht auf dem zentralen „Platz der Deutschen Einheit“ in Großgörschen (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig).

    Warum steht nun gerade hier ein Denkmal für einen hessisch-homburgischen Prinzen?
    Ganz einfach – ihm wurde hier vor über 200 Jahren das Lebenslicht ausgeblasen!

    In und um Großgörschen fand am 2.5.1813 die erste Schlacht des Befreiungskriegs statt.
    145.000 Mann französische Truppen unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) standen 88.000 Preußen und Russen unter General v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) gegenüber. Die Schlacht bei Großgörschen, in Frankreich „Schlacht bei Lützen“ genannt, gewann Napoleon.

    Am Ende des Großkampftags waren 33.500 Soldaten tot oder verwundet.
    Zu den 8.500 gefallenen oder verwundeten Preußen gehörte auch Prinz Leopold v. Hessen-Homburg, der als Offizier im preußischen Korps des Generalmajors Hans Karl Ernst v. Zieten (1770-1848) an der Schlacht teilnahm.

    Da der 1787 als jüngstes von 11 Kindern des Landgrafen Friedrich V. v. Hessen-Homburg (1748-1820 / reg. ab 1751) und dessen Frau, Prinzessin Karoline v. Hessen-Darmstadt (1746-1821) geborene Leopold kaum Aussicht auf die Thronfolge hatte, schlug der junge Prinz einen Weg ein, den viele seiner Standesgenossen gingen: er wurde Offizier.

    Prinz Leopold trat in die preußische Armee ein. Er nahm als Hauptmann an der Schlacht bei Jena und Auerstedt (14.10.1806) gegen Napoleon teil und geriet bei Prenzlau in französische Gefangenschaft.
    Auf Ehrenwort wieder freigelassen, nahm er 1812 aus Protest gegen den französisch-preußischen Beistandspakt seinen Abschied aus der preußischen Armee.
    1813 trat Leopold im Vorfeld des Befreiungskriegs wieder in die Armee ein und wurde im Rang eines Majors dem Stab des preußischen Korps Zieten zugeteilt.

    An der Seite von General v. Zieten nahm der Prinz als Kavallerist am ersten preußischen Sturm auf Großgörschen teil. Die Aufforderung Zieten‘s, sich aus der ersten Kampflinie zurückzuziehen, ignorierte Leopold. Die Angst Zieten‘s um seinen prinzlichen Offizier war nicht unbegründet, wie sich kurz darauf zeigte.
    Leopold wurde durch einen Schuss in den Hals schwer verwundet. Auf Befehl Zieten‘s brachten preußische Husaren Leopold aus dem Dorf, zu retten war er aber nicht mehr.

    Kurze Zeit später verstarb er an der tödlichen Verwundung und wurde zunächst am sogenannten Monarchenhügel südlich von Großgörschen begraben.
    Napoleon, der ihn irrtümlich für den preußischen Generalmajor Herzog Karl zu Mecklenburg (1785-1837) hielt, ließ ihn exhumieren und mit militärischen Ehren auf dem Kirchhof von Pegau (7 km südöstlich von Großgörschen) beisetzen.

    Während des Waffenstillstands von Pläswitz (ab 4.6.1813) ließ die landgräfliche Familie den Leichnam heimlich ausgraben und nach Schloss Homburg vor der Höhe bringen. Hier hat Leopold dann in der Gruft der Landgrafen von Hessen-Homburg seine letzte Ruhe gefunden.

    1815 beauftragte Leopold‘s Schwester, Prinzessin Maria Anna v. Hessen-Homburg (1785-1846 / seit 1804 verheiratet mit Prinz Wilhelm v. Preußen (1783-1851)) den preußischen Baumeister und Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) mit dem Entwurf eines Denkmals für ihren Bruder.

    Das gusseiserne Denkmal ist ein typisches neogotisches Schinkelwerk und erinnert an ein Grabmal: auf einem mehrstufigem Sockel steht der mehrere Meter hohe gusseiserne Baldachin. In der Mitte ist dann das ebenfalls gusseieserne Gedenkkreuz mit der Inschrift:
    „Hier starb den Tod der Ehre für Gott und Vaterland in der Schlacht den 2. Mai 1813, Leopold Victor Friedrich Prinz zu Hessen-Homburg, geboren den 10. Februar 1787".
    Das am 12.10.1817 eingeweihte Denkmal steht ungefähr an der Stelle, an der der Prinz tödlich verwundet wurde.

    Leider haben gusseiserne Denkmäler einen entscheidenden Nachteil: sie rosten, vor allem, wenn man sie nicht hegt und pflegt.
    Das Großgörschener Hessen-Homburg-Denkmal ereilte auch dieses Schicksal. Da von der DDR nichts zum Erhalt des Denkmal unternommen wurde, rostete es von innen durch. 1973 war die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet und die DDR-Behörden ließen es 1973/74 ersatzlos abreißen.

    Erst 1996 fasste der Gemeinderat den Beschluss, dass Denkmal wiederzuerrichten. Da die Originalpläne Schinkels noch existieren, konnte ein Neuguss des Denkmals angefertigt werden.
    Die Einweihung fand am 2.5.1999 aus Anlass des 186. Todestags des Prinzen und Jahrestags der Schlacht bei Großgörschen statt.

    Zwar ein Prinz … aber doch nur ein junger Mann von 26 Jahren , der in einem sinnlosen Krieg viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde!

    Fazit: Imposantes Denkmal in der an der an Denkmälern zur Schlacht von Großgörschen nicht gerade armen Gegend.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Lützen Großgörschen

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    Schroeder Napoléon hätte die ganze Chose gewinnen sollen, dann wäre 200 Jahre Ruhe im europäischen Karton gewesen.... bearbeitet
    Ausgeblendete 19 Kommentare anzeigen
    Ein golocal Nutzer Eine schöne Führung durch die Vergangenheit. Mit bitteren Ende, so wie alle Kriegshandlungen . Zusatz -mit 26 Jahren sterben müssen, für mich ist das nicht normal . Alles andere steht zum Nachlesen in der Bewertung! bearbeitet
    Konzentrat Danke für den Historienbericht.
    Fragt sich nun, darf das Denkmal stehen bleiben oder wird es dem neuartigen "Fällt die Statue"-Virus geopfert ?
    bearbeitet
    Jolly Roger Es gibt Menschen, die können mit der Deutschen Geschichte nicht umgehen.

    Lasst sie doch stehen die Bismarcks, Marcks, Engels, Kersten Miles, Till Eulenspiegel, Hummel Hummel, Zitronenjette und alle, die ich hier nicht aufgeführt habe.
    bearbeitet
    Papa Uhu + Theo so lange es Menschen gibt, die mit der Deutschen Gegenwart nicht umgehen können, sollten wir uns darüber keine Gedanken machen....
    Jo...
    Jolly...
    grubmard Ich verstehe den Verweis auf 1870/71 im Zusammenhang mit dieser Bewertung nicht ...
    grubmard PS: Von Bilderstürmerei halte ich im Prinzip überhaupt nichts - egal ob hier oder anderswo.
    Die NS-Zeit und NS-Persönlichkeiten verherrlichende Denkmäler sind davon allerdings ausgenommen.
    FalkdS Jolly, die von grubmard genannten Einschränkungen bezüglich des Erhaltungsausschlusses von eisernen oder steinernen oder was auch immer für personifizierten Denkmalen aus der NS-Zeit halte ich für wichtig. bearbeitet
    Jolly Roger Herr Grubmard, 1870/71 bezog sich auf: Zitat

    Mit bitteren Ende, so wie alle Kriegshandlungen.

    Soll deine Rezension, wo hast du die her, nicht schmälern.
    grubmard Habe ich mit unsichtbarer Tinte geschrieben?
    Das angebliche Zitat kann ich nirgends entdecken.
    Und wo ich die Rezension her habe?
    Alles selbst ausgedacht, außer die Denkmalwidmung - die habe ich ganz allein vom Denkmalkreuz abgeschrieben!
    grubmard Als wenn ich jetzt anfange, Kommentare danach zu filtern, wo sie was zitieren.
    Da weiß ich mit meiner Zeit wirklich besseres anzufangen.

    Bei dem Kommentar von Exempel habe ich mir einmalig die Mühe gemacht. Google kann kein entsprechendes Zitat finden.
    Ein golocal Nutzer Habe das gerade gefunden- Ist wohl irgendwie - naja. Bei mir sind alle Kriegshandlungen bitter. Da brauche ich keine Zitate suchen. Und nur das habe ich geschrieben - das ist alles.
    Und deutsche Geschichte und Zukunft erlebe ich noch immer. (Ohne Zitate-wenn ich diese anwende, kennzeichne ich sie " ". Ein langes Leben vermittelt viele Erfahrungen. Es ist nun einmal so!)
    bearbeitet

    6.
  7. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    Der historische Gasthof „Zum weißen Schwan“ gehört zu den ältesten Profangebäuden in Rippach (Sachsen-Anhalt / ca. 20 km südwestlich von Leipzig).

    Einen Gasthof gab es an dieser Stelle bereits seit 1541. Auch dieser Gasthof hatte schon illustre Gäste:
    1632 weilten hier im 30jährigen Krieg (1618-1648) vor der Schlacht bei Lützen (16.11.1632) der kaiserliche Feldherr Albrecht v. Wallenstein (1583-1634 ermordet) und sein General Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (1594-1632 tödlich verwundet).
    Auch der preußische König Friedrich II. legte im 7jährigen Krieg (1756-1763) vor der Schlacht bei Roßbach (5.11.1757) im alten Gasthof eine Pause ein.

    Der heutige Gasthof wurde 1733 als Post- und Ausspannstation mit Gastwirtschaft an der alten Poststraße Weißenfels-Leipzig im damals noch kursächsischen Amt Pegau erbaut.
    Tausende Reisende und Gäste hat der Gasthof in den über 280 Jahren seiner Existenz erlebt. Einer von ihnen war 1793 der Dichter Heinrich v. Kleist (1777-1811). Und Johann Wolfgang v. Goethe (1749-1832), der hier mehrmals verweilte, widmete dem Gasthof einige Worte in seiner Tragödie „Faust I“:
    „Ihr seid wohl spät von Rippach aufgebrochen? Habt ihr mit Herrn Hans noch erst zur Nacht gespeist?“
    Dieses Zitat ist auf einer Tafel an einer Wand des Gasthofs nachzulesen.
    Außerdem ist hier noch ein alter kursächsischer Grenzstein mit den Jahreszahlen 1625 und 1733 eingemauert.

    Auch ein Hauch Weltgeschichte umweht den Gasthof. Am 1.5.1813, dem Tag vor der Schlacht bei Großgörschen zwischen Franzosen und ihren Verbündeten auf der einen und einer preußisch-russischen Armee auf der anderen Seite, übernachtete der französische Kaiser Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen von 1804-1814 sowie 1815) im „Weißen Schwan“.

    Ob der am selben Tag ca. 300m nordöstlich vom Gasthof bei einem Erkundungsritt tödlich verwundete französische Marschall Jean-Baptiste Bessières (1768-1813) auch in den Gasthof gebracht wurde, konnte ich nicht ermitteln, aber die Vermutung liegt nahe, denn am Gasthof ist auch eine Gedenktafel in französischer Sprache angebracht.
    Auf ihr sind die Lebensdaten, Titel und einige hohe Auszeichnungen des Marschalls vermerkt.
    Die Gedenkworte Napoleons auf der Tafel „Er lebte wie Bayard“ und „Er starb wie Turenne“ beziehen sich auf 2 Personen der französischen Militärgeschichte:

    Pierre de Terrail, Chevalier (Ritter) de Bayard (1476-1524) diente unter 3 Königen von Frankreich: Charles VIII. (1470-1498 tödlicher Unfall / König ab 1483), Louis XII. (1462-1515 / König ab 1498) und Francois I. (1494-1547 / König ab 1515).
    Er zeichnete sich als Kämpfer und Feldherr aus. Für seine Verdienste wurde er von König Francois I. noch auf dem Schlachtfeld in der Schlacht bei Marignano (heute Melegnano / Italien-Lombardei) am 13. und 14.9.1515 zum Ritter geschlagen. Er wurde bei der Verteidigung des Sesia-Übergangs bei Gattinara (Italien – Piemont) von einer Arkebusenkugel tödlich verwundet. Terrail galt als letzter Ritter Frankreichs und als „Ritter ohne Furcht und Tadel“ – einen Titel, den der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes (1547-1616) später für seinen Romanhelden „Don Quijote“ übernahm.

    Henri de La Tour d’Auvergne, Vicomte (Vizegraf) de Turenne (1611-1676) gilt als einer der hervorragendsten Feldherren Frankreichs. Er brachte es bis zum Marschall von Frankreich und zum Maréchal général des camps et armées du roi (Generalmarschall der Feldlager und Armeen des Königs), dem höchsten militärischen Titel, der im königlichen Frankreich insgesamt nur 7x verliehen wurde.
    Wie Bessières wurde auch Turenne bei einem Erkundungsritt getötet. Am 27.7.1675 wurde er vor der Schlacht bei Sasbach (Baden-Württemberg) von einer Kanonenkugel in die Brust getroffen und tödlich verwundet.

    Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege verlor Sachsen das Gebiet und Rippach wurde 1815 auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugesprochen.
    Mit dem Ende des Postkutschendienstes im 19. Jahrhundert wurde aus der Post- und Ausspannstation im Laufe der Zeit ein reiner Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit.
    In der DDR gehörte Rippach zum Bezirk Halle/Saale und seit der Wiedervereinigung zu Sachsen-Anhalt.

    Die Kriege Napoleons, 2 Weltkriege und 40 Jahre DDR überstand der alte Gasthof mit laufendem Betrieb. Nach 1990 kam langsam das Aus. Über 200 Jahre waren nicht spurlos an den Gebäuden vorbei gegangen, zumal in der DDR vermutlich nicht viel oder nicht genug zum Erhalt beigetragen wurde.

    Bis etwa 2015 oder 2016 war der „Weiße Schwan“ eine beliebte Gaststätte. Fortschreitender Verfall der Bausubstanz führte dann aber zur Schließung.
    Schon von der Straße sieht man dem Gebäude den maroden Zustand an. Laut Internet sind Teile des Gasthofs mittlerweile eingestürzt oder abgerissen.

    Der komplette Abriss wird wohl nur durch den gleich zweifachen Eintrag in der Landesdenkmalliste von Sachsen-Anhalt verhindert: Einmal als einzelnes Baudenkmal und einmal als Bestandteil des Denkmalbereichs Leipziger Straße.

    Auf den Gasthof bin ich nur durch Zufall auf der Suche nach dem Bessières-Denkmal aufmerksam geworden. Die Gedenktafeln und ein ziemlich dilettantisches Wandbild, dass wohl Napoleon darstellen soll, weckten meine Neugier. Der Schlussstein des alten Eingangsportals trägt die Jahreszahl 1676 und den Buchstaben „K“. Darüber ist ein Relief mit dem namensgebenden Vogel angebracht.
    Eine Info zum Haus vor Ort gibt es nicht.

    Fazit: wenn man in Rippach ist, kann mal mal kurz anhalten, schauen und sich vom Hauch der Geschichte umwehen lassen.
    Schade dass das alte Gebäude scheinbar dem Verfall preisgegeben ist.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Lützen Rippach

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    grubmard @Schroeder: manches fahre ich gezielt an, vieles sind allerdings "Zufallsfunde" während der Touren. So auch der Gasthof. Hätte ich mich auf der Suche nach dem Bessieres-Denkmal nicht in Rippach verfahren (ja man kann sich dort verfahren!), wäre mir der Gasthof durch die Lappen gegangen.
    grubmard Bezieht sich auf den Erblandmarschall, der in der gestrigen Bewertung vorkam.
    Kleine Veräppelung.
    Schroeder Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug...und malt ihr Grau in Grau...
    grubmard Rosa Uhu und weißer Theo - da pfeifen Euch alle Spatzen der Homezone hinterher!
    Konzentrat Danke für den umfassenden Historienbericht.
    Schade, dass hier kein adäquates Gasthaus mehr existiert.

    bestätigt durch Community

    7.
  8. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    Der Monarchenhügel liegt ca. 2400 m südlich von Großgörschen (ca. 15 km südwestlich von Leipzig in Sachsen-Anhalt) am westlichen Rand der verlängerten Scharnhorststraße, an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Sachsen.
    Einen Hinweis an der Straße gibt es nicht – man muss eben nach einem Hügel am Straßenrand schauen. Parken kann man auf einem unbefestigten Fahrweg neben dem Hügel.

    Den Namen „Monarchenhügel“ trägt die Erhebung seit 1813. Eigentlich handelt es sich um ein ca. 7000 Jahre altes jungsteinzeitliches Hügelgrab.
    Am 2.5.1813 fand hier und in der weiteren Umgebung die erste Schlacht des Befreiungskriegs, die Schlacht bei Großgörschen (von den Franzosen „Schlacht bei Lützen“ genannt) zwischen 145.000 Mann französischer Truppen unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) und 88.000 Preußen und Russen unter General v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) statt.

    Auch die Monarchen Preußens und Russlands verfolgten aus der Ferne das Gemetzel, das 33.500 Tote und Verwundete forderte.
    Aus Mangel an einem wirklichen Feldherrenhügel wählten König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen (1770-1840 / König ab 1797) und Zar Alexander I. v. Russland (1777-1825 / Zar ab 1801) das Hügelgrab als Aussichtspunkt.

    Die ursprünglich zum Königreich Sachsen gehörende Gegend wurde im Wiener Kongress von 1815 Preußen zugesprochen. Die Bevölkerung beeilte sich, dem neuen Landesherren zu huldigen und errichtete noch im selben Jahr den heute noch erhaltenen Huldigungsstein.
    Als Standort wählte man den Monarchenhügel – wenn der neue Landesherr doch an dieser Stelle schon mal im Lande gewesen war:
    „Unserem guten König Friedrich Wilhelm III. welcher sich am 2. May 1813 am Tage der Schlacht hier anwesend befand gewidmet am Huldigungstage dem 5. August 1815 von der Gemeinde Großgörschen“.

    1817 ließ Friedrich Wilhelm III. auf Schlachtfeldern des Befreiungskriegs Denkmäler für die preußischen Gefallenen nach Entwürfen des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) errichten. Diese sogenannten „Schinkel-Pyramiden“ aus Eisenguss stehen ua. auch in Großbeeren bei Berlin und Niedergörsdorf (Schlacht bei Dennewitz).

    Die Großgörschener Pyramide wurde auf dem Monarchenhügel errichtet. Neben dem Hügel ließ der König ein Haus errichten, in dem ein preußischer Armeeveteran wohnte, der sich um die Pflege der Denkmalanlage kümmerte. Auf alten Postkarten ist das Haus noch zu sehen. Irgendwann im 20. Jahrhundert wurde es abgerissen
    Nach über 160 Jahren war das eiserne Denkmal dann so schwer geschädigt, dass es 1985 schließlich abgebaut werden musste. Außerdem war der Monarchenhügel von der Abbaggerung durch den Braunkohlentagebau Profen akut bedroht.
    Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Braunkohleabbau in Profen-Nord 1991 eingestellt – keine 400 m vom Monarchenhügel entfernt.

    Die Schinkel-Pyramide wurde vom DDR-Denkmalschutz restauriert und dann neben dem Scharnhorst-Denkmal in Großgörschen aufgestellt, da der Monarchenhügel zu dieser Zeit ja noch vom Tagebau bedroht war.

    Auf dem Monarchenhügel blieb lediglich der Denkmalsockel stehen, auf dem eine Steinplatte Auskunft über das Schicksal des Denkmals gibt.

    Fazit: ein wirkliches touristisches Highlight ist der Monarchenhügel nicht. Man kann den Huldigungsstein anschauen und den Hügel erklimmen, wie einst schon König und Zar.
    Mehr was für eingefleischte Historienfans der napoleonischen Kriege.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Lützen Großgörschen

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    vinzenztheis GlzgrD, so so die feigen Säcke, genannt Könige haben sich die Gemetzel aus sicherer Entfernung angesehen.
    Sedina 33.000 Tote und kein Hinweis an der Straße....
    Danke für den Bericht und Glückwunsch zum Grünen Daumen!
    opavati® »Huldigungsstein« gefällt mir ... Danke, mein Guide, für die Heimatkunde.
    grubmard Wie auch auf dem einstigen Schlachtfeld bei Jena und Auerstedt gibt es in und um Großgörschen zahlreiche Gedenkorte.
    Soldatenfriedhöfe wie wir sie seit dem 1. Weltkrieg kennen, waren wohl Anfang des 19. Jahrhunderts unüblich.
    Man hat die oft tausenden Tote der Schlachten in heute meist nicht mehr bekannten Massengräbern auf dem Schlachtfeld verscharrt.
    Für die Schlacht bei Großgörschen sind mir bloß 2 Einzelgräber und ein kleines Massengrab für 8 Tote bekannt - also 10 bekannte Grabstellen.
    Die Zahl 33.500 bezieht sich auf Tote UND Verwundete.
    bearbeitet
    ubier Ein “Huldigungsstein” wäre doch noch eine tolle Golocal-Trophäe. Für die 1000. Polster-Aktuell-Bewertung oder so...
    grubmard Ich leg noch einen nach, verehrter Schwabe: geschmack-und pietätlos! bearbeitet
    Sedina Sag mal Schroeder, kann es sein, dass Du heute an andere schärfere Maßstäbe anlegst, als an Dich selbst? Lies Dir mal morgen Deine heutigen Kommentare nicht nur zu dieser Location in Ruhe durch.
    grubmard Tut mir leid, wenn Tote zu Briketts verartikuliert werden ist meine Goldwaage überlastet, da ändert dann auch der Papst nichts dran.

    Gerade mit Blick auf den gestrigen Tag ….
    Sedina Wer schreibt denn jetzt mal einen Bericht über die Knochenmühle von Verdun, damit wir über die mehr als 300.000 Toten wieder einen so "lustigen" Kommentarstrang bekommen....
    Ich empfinde es als beklemmend, was hier abgeht.
    bearbeitet
    LUT Die Geschichtsstunde finde ich klasse, lieber grubmard.

    Beim Kommentarstrang bin ich auf halber Strecke ausgestiegen...
    spreesurfer Wenigstens weiß ich jetzt eines: Die Bewertungen und Kommentare von grubmard kann ich bedenkenlos liken, die manch anderer nicht!!!!
    Papa Uhu + Theo Logik zu folgen, ist sicherlich nicht verkehrt...
    und egal, wer, wann und wie verheizt wurde - eine Frage, die nur in der Zukunft Bedeutung bekäme... wenn, ja wenn man daraus lernen würde...

    und Schmalz Spreesurfer, iss dem nun wahrlich nicht gut getan!

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    8.
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    Die große Anlage des Scharnhorst-Denkmals in Großgörschen (ca. 15 km südwestlich von Leipzig in Sachsen-Anhalt) befindet sich am nördlichen Ortsrand an der Einmündung der L184 in die Scharnhorststraße.

    Warum ein so monumentales Denkmal für den preußischen General ausgerechnet in Großgörschen?
    In und um Großgörschen fand am 2.5.1813 die erste Schlacht des Befreiungskriegs statt.
    145.000 Mann französische Truppen unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) standen 88.000 Preußen und Russen unter General v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) gegenüber. Die Schlacht bei Großgörschen, in Frankreich „Schlacht bei Lützen“ genannt, gewann Napoleon.

    Am Ende des Großkampftags waren 33.500 Soldaten tot oder verwundet.
    Zu den 8.500 gefallenen oder verwundeten Preußen gehörte auch Generalleutnant v. Scharnhorst, der als Generalstabschef der preußischen Schlesischen Armee Blücher‘s maßgeblichen Einfluss auf die Truppenführung von Preußen und Russen in der Schlacht hatte. Da damals Heerführer und Generäle noch unmittelbar am Kampfgeschehen teilnahmen, blieben Verluste und Blessuren nicht aus. Scharnhorst wurde durch einen Schuss ins linke Knie verwundet.

    Anfang des 19. Jahrhunderts waren die medizinischen Möglichkeiten noch sehr beschränkt. Außerdem zeigte sich Scharnhorst eigenermaßen unvernünftig und trat trotz Verwundung eine Reise zu Verhandlungen mit den Österreichern in Wien an. Dort kam er aber nie an. Am 28.6.1813 starb er an Wundbrand in Prag.

    Das Denkmal wurde zum 100. Jahrestag der Schlacht am 2.5.1913 eingeweiht. Initiatoren waren weder das preußische Militär noch das preußische Königshaus, sondern die auf dem Schlachtfeld liegenden Gemeinden Großgörschen, Kleingörschen, Rahna und Kaja, die in Vorbereitung der 100-Jahr-Feier zu einer reichsweiten Spendenaktion für ein Denkmal aufriefen.

    Entworfen und errichtet wurde das 10 m hohe Denkmal zu Ehren des in der Schlacht verwundeten Scharnhorst vom Bildhauer Paul Juckoff (1874-1936).
    Im Zentrum steht ein Steinsockel, auf dem ein riesiger steinerner preußischer Adler mit leicht angelegten Flügeln hockt, der in Richtung Völkerschlacht-Denkmal Leipzig schaut. Die Vorderseite des Sockels schmückt ein Bronzemedaillon mit dem Bildnis von Gerhard v. Scharnhorst, darunter der Name „Scharnhorst“ in großen vergoldeten Buchstaben.

    Auf der Rückseite sind auf einer Kupfertafel unter der Widmung:
    „Bei Grossgörschen kämpften tapfer“ die beteiligten preußischen Regimenter aufgelistet sind.
    Darunter befindet sich der Schriftzug: „Errichtet am 2. Mai 1913“.
    An den Seiten des Sockels zeigen helle, rechteckige Stellen, dass dort weitere Tafeln angebracht waren. Bei der Umgestaltung des Denkmals 1975 durch die DDR brachte man hier Gedenktafeln für die in der Schlacht beteiligten russischen Truppen an. Im Zuge der Restaurierung nach 1990 wurden diese Tafeln entfernt und der Originalzustand des Denkmals wiederhergestellt.

    Vor dem Denkmal befinden sich rechts und links des Wegs je eine steinerne Bank, die Scharnhorst’s Wahlspruch „Ziel erkannt – Kräfte gespannt“ tragen. An jeder Bank befinden sich je 6 Kupfertafeln, die jeweils eine wichtige Lebensstation von Scharnhorst verzeichnen.

    Seit 1972 ist die Denkmalanlage auch Friedhof. Trotz der tausenden Toten, die die Schlacht forderte, finden sich keine Soldatenfriedhöfe. Damals wurden die Gefallenen in meist nicht gekennzeichneten Massengräbern auf den Schlachtfeldern begraben bzw. verscharrt. So wird es auch in und um Großgörschen sein. Vermutlich pflanzen die Bauern heute wieder Getreide und Gemüse auf den Feldern über den Gräbern an oder die Kühe weiden darauf.
    Bei Bauarbeiten fand man 1972 in Großgörschen die sterblichen Überreste von 8 unbekannten Soldaten, die man auf dem Rasenrand hinter dem Denkmal beisetzte. Das Grab ist mit einer rötlichen Steinplatte mit der Inschrift: „Hier wurden sterblichen Überreste von Soldaten des 2. Mai 1813 beigesetzt“ markiert.

    Da Scharnhorst in der DDR als fortschrittlicher Militärreformer und „Erfinder“ eines „Volksheeres“ gut gelitten war und damit in die Traditionslinie des Arbeiter- und Bauern-Staates passte (es gab z.B. einen Scharnhorst-Orden), überdauerte das Denkmal die DDR Zeit – trotz Preußen-Adler.

    Gerhard v. Scharnhorst:
    Er wurde 1755 als Sohn einer kleinbäuerlichen Familie in Bordenau bei Hannover geboren. Seine militärischen Laufbahn begann er 1773 als Schüler der Kriegsschule des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe (1724-1777 / Regent seit 1748) auf der Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer. Scharnhorst trat 1778 als Fähnrich in die kurhannoversche Armee ein. 1782 zum Leutnant befördert brachte er es bis zum Oberstleutnant (1796). Neben einem Kommando als Batteriechef im 1. Koalitionskrieg (1792-1797) in Holland und Flandern war er hauptsächlich als Lehrer an der Kriegsschule Hannover tätig und war ein begabter Militärtheoretiker. Da er seine Bemühungen und Vorschläge zur Reformierung der kurhannoverschen Armee nicht durchsetzen und realisieren konnte, verließ er 1801 das Kurfürstentum Hannover und trat als Oberstleutnant in preußische Dienste, wo er zum Direktor der „Lehranstalt für junge Infanterie- und Kavallerieoffiziere“ (später Preußische Kriegsakademie) ernannt wurde.
    1802 erhob ihn König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen (1770-1840 / König seit 1797) in den Adelsstand und beförderte ihn 1804 zum Oberst.

    Mit Beginn des französischen Feldzugs gegen Preußen (4. Koalitionskrieg) wurde Scharnhorst als Generalquartiermeister (Stabschef) der preußischen Hauptarmee unter dem Kommando von Generalfeldmarschall Herzog Karl Wilhelm Ferdinand v. Braunschweig-Wolfenbüttel (1735-1806 / seit 1780 Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und Fürst v. Braunschweig-Wolfenbüttel) eingesetzt, und in der Schlacht bei (Jena und) Auerstedt am 14.10.1806, die mit einer vernichtenden Niederlage Preußens endete, verwundet.
    Nach dem Frieden von Tilsit (heute Sowetsk /Russland) vom Juli 1807 wurde Scharnhorst zum Generalmajor sowie zum Chef des Kriegsdepartements (Kriegsministerium), zum Chef des Generalstabes und zum Vorsitzenden der Militär-Reorganisationskommission Preußens ernannt.
    Zusammen mit den anderen preußischen Reformern schaffte er das Adelsprivileg des Offizierscorps, das Werbesystem für Soldaten und die Prügelstrafe beim Militär (Spießrutenlauf) ab.

    Da Preußen seit 1809 nur noch ein stehendes Heer mit 42.000 Mann unterhalten durfte, führte Scharnhorst das „Krümpersystem“ ein: Rekruten wurden nach einer kurzen und intensiven Grundausbildung wieder entlassen und bildeten so eine militärisch ausgebildete Reserve.
    Zwar wurde Scharnhorst 1810 auf Druck Napoleons als Chef des Kriegsdepartements entlassen, behielt aber seine anderen Funktionen und konnte so mit den anderen Reformern die Arbeit fortsetzen. Mit Beginn des Befreiungskriegs im März 1813 wurde Scharnhorst zum Generalleutnant befördert und Generalstabschef in der Schlesischen Armee Blüchers.

    Nach seinem Tod in Prag wurde Gerhard v. Scharnhorst nach Berlin überführt und auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt. Grab und Grabmal sind bis heute erhalten.

    Scharnhorst war seit 1785 mit Klara Schmalz (1762-1803) verheiratet. Das Paar hatte 2 Söhne und 3 Töchter.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Denkmalbehörde in Lützen Großgörschen

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    opavati® Glückwunsch zum Daumen und Danke für die Heimatkunde. Der »Scharnhorst-Orden« was die höchste Auszeichnung unserer Arbeiter- und Bauernarme, der Nationalen Volksarmee ...
    ubier Kann man konstatieren, dass Scharnhorst alle seine Schlachten auf dem Felde verloren hat?
    grubmard @ubier: Darf man nicht, da Scharnhorst nie selbstständig als Kommandeur eine Schlacht geführt hat. Er war immer "nur" Stabsoffizier.
    Meines Wissens hat er auch nur an 3 großen Schlachten aktiv teilgenommen: Jena-Auerstedt und Großgörschen gingen für Preußen verloren, Preußisch-Eylau endete unentschieden.
    Schroeder Meine Lieblingsscharnhorstordensträger sind ja Wojciech Jaruzelski und Erich "ich liebe doch alle Menschen" Mielke.
    Sedina Mit dem Marschallsstab im Tornister wird der Bauernsohn zum gefeierten Kriegshelden - was für ein Glück, dass sich diese Zeiten jedenfalls in Mitteleuropa geändert haben, wenn es auch nicht gerade beruhigend ist, dass stattdessen Technokraten Drohnen oder noch Schlimmeres steuern.

    Danke für den nachdenklich stimmenden Bericht, lieber grubmard, und Glückwunsch zum Grünen Daumen!

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    9.
  10. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Trafotürme findet man überall im Land. Die ab der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts errichteten Zweckbauten dienten und dienen der Verteilung von Mittelspannung (bis 36 kV) und deren Transformierung in die Niederspannung (220 / 400 V) bei Freilandnetzen. Trafotürme sind daher oft im ländlichen Raum anzutreffen.

    Auch der Turm in Kleingöhren (ca. 25 km südwestlich von Leipzig) in Sachsen-Anhalt diente der Versorgung des Ortes mit elektrischer Energie.
    Der etwa 10m Meter hohe, mehretagige, heute gelb verputzte Turm trägt ein mit Dachziegeln gedecktes Spitzdach.
    Da ja im Turm auch Wartungsarbeiten durchgeführt werden mussten, gibt es eine Stahltür, in den Zugang zum Turm bildet.

    Als nach 1990 die Stromversorgung modernisiert und eine neue Trafostation gebaut wurde, verlor der Trafoturm Kleingöhren seine Bestimmung. Die technischen Anlagen wurden abgebaut und der Turm stand zunächst leer.
    Schließlich rief die Untere Naturschutzbehörde des sachsen-anhaltinischen Burgenlandkreises ein Natur- und Artenschutzprojekt ins Leben, das auf leerstehenden Trafotürmen basiert. Zusammen mit den Gemeinden baute die Naturschutzbehörde mehrere Trafotürme zu „Tierhotels“ vor allem für Fledermäuse und Vögel um.
    Ein- bzw. Ausflugöffnungen wurden geschaffen und im Turm z.B. Nisthilfen bzw. Nisthöhlen für verschiedene Vogelarten geschaffen.

    Der Trafoturm soll helfen, bedrohten Tierarten neue Schlaf- und Nistplätze anzubieten. Im Falle des Kleingöhrener Turms sind das z.B.:
    Mauersegler, Schleiereule, Mehlschwalbe, Turmfalke, Haussperling, Kohlmeise, Breitflügelfledermaus, Braunes Langohr und und und ….
    Nicht zu vergessen, die vielen Insekten, die dann hier sicher auch zuhause sind.

    Fazit: Interessantes und lobenswertes Projekt für den Naturschutz verbunden mit dem Erhalt eines technischen Denkmals.

    geschrieben für:

    Umweltschutz / Freizeitanlagen in Lützen Kleingöhren

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    grubmard Der Kleingöhrener Turm ist einer von mehreren im Burgenlandkreis.
    Und wie ich bei der Recherche herausgefunden habe, gibt es solche Projekte auch in anderen Kreisen und Bundesländern.
    opavati® In Sachsen-Anhalt könnte man ganze Landstriche umwidmen und den Wölfen überlassen ...
    Ein golocal Nutzer Die vielen Arten von Tieren, da gehört wirklich ein "Wachmeesta" dazu. Da gibt es bestimmt manchmal "ramba - Zamba". Wir wohnen am Waldrand, die Tier Reibereien sind manchmal sehr spannend. Der Stärkere sigt, wie bei den Menschen!

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    10.