Neueste Bewertungen für Lützen im Bereich Kunst & Unterhaltung
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von grubmard
Das Dorf Starsiedel (Sachsen-Anhalt / ca. 20 km südwestlich von Leipzig) gehört zu den Orten, wo am 2.5.1813 mit der Schlacht bei Großgörschen die erste Schlacht des Befreiungskriegs von 1813 tobte, die in Frankreich „Schlacht bei Lützen“ genannt wird.
145.000 Mann französische Truppen und ihrer Verbündeten unter dem Kommando von Kaiser Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) und den Marschällen Michel Ney (1769-1815 hingerichtet) und A.-F.-L. Viesse de Marmont (1774-1852) standen 88.000 Preußen und Russen unter General Gebhard Leberecht v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Ludwig Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) gegenüber.
Die Schlacht endete mit einem Sieg der Franzosen und ihrer Verbündeten.
Die Verluste der napoleonischen Truppen betrugen 22.000 Tote und Verwundete, die der Preußen 8.500 und die der Russen 3.000 Tote und Verwundete.
Zu den schwer umkämpften Orten gehörte auch das Dorf Starsiedel im damaligen Königreich Sachsen. Später wurden zum Gedenken an die blutige Schlacht etliche Denkmäler und Gedenksteine errichtet, die an die Ereignisse erinnern.
So auch in Starsiedel.
1913 zur 100-Jahr-Feier der Schlacht bei Großgörschen wurde am östlichen Ortsrand an der Straße nach Großgörschen der „Jahrhundertstein 1813 – 1913 zu Starsiedel“ errichtet und feierlich eingeweiht.
Ob das heutige Denkmal vollständig dem von 1913 entspricht, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, denn die Inschrift verrät, dass das heutige Denkmal 1969 erneuert wurde. Vermutlich wurde das ursprüngliche Denkmal in den Jahren nach 1945 zerstört oder es war wegen mangelnder Pflege verfallen.
Der Jahrhundertstein am südlichen Straßenrand befindet sich auf einer kleinen, von einem niedrigen Zaun umgebenen Fläche
Der Gedenkstein aus einem Findling steht auf einem kleinen Feldsteinsockel. Auf dem Gedenkstein ist ein großes Eisernes Kreuz ohne Inschrift angebracht. Am Fuß des Kreuzes sind Jahreszahlen „1813“ und „1913“ eingemeißelt.
Vor dem Stein steht die Gedenktafel mit der Widmung:
„In dankbarer Erinnerung an die gefallenen Helden der verbündeten preußisch-russischen Armee in der Schlacht bei Großgörschen am 1. u. 2. Mai 1813
Erneuert 1969“
An der linken Seite des Gedenksteins liegt eine mehrpfündige Kanonenkugel – vielleicht ist sie sogar ein Fundstück vom Schlachtfeld.
Innerhalb des Zauns ist der Jahrhundertstein von einem Kiesbett und einem Beet umgeben.
Die Anlage war bei einem Besuch in einem sehr gepflegten Zustand.
Fazit: die preußisch-russische Waffenbrüderschaft endete mit dem Sieg über Napoleon und kann auch nicht wiederbelebt werden, denn sowohl Preußen als auch das russische Zarenreich existieren nicht mehr.
Auch die sogenannte Waffenbrüderschaft von DDR-NVA und Sowjetarmee ist Geschichte, weil die DDR und die Sowjetunion Geschichte sind.
Und eine neue deutsch-russische Waffenbrüderschaft oder Freundschaft kann ich mir angesichts des russischen Angriffs- und Vernichtungskriegs gegen die Ukraine für die nächsten Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, beim besten Willen nicht vorstellen.
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von grubmard
Gemessen an den Kriegerdenkmälern in anderen Orten kommt dass im Dorf Kleingörschen (Sachsen-Anhalt / heute ein Ortsteil von Großgörschen / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) eher unscheinbar daher.
Fast hätte ich den Gedenkstein auf dem Kirchhof an der Südmauer der Dorfkirche übersehen.
Das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs erinnert an einen großen Grabstein. Er wurde vermutlich in den 1920er Jahren aufgestellt und die vergangenen 100 Jahre haben deutliche Spuren hinterlassen. Die Inschriften sind zum größten Teil bis zur Unleserlichkeit verwittert.
Den obersten Teil schmückt ein Kreuz, umgeben von einem Lorbeer- oder Eichenkranz – so genau ist das nicht mehr zu erkennen.
Die Inschriftentafel ist umrandet von Blattwerk, es ist wohl Eichenlaub.
Oben auf der Inschriftentafel kann man ein Eisernes Kreuz erkennen.
Darunter folgt die Widmung:
„Zum Andenken der im Weltkriege gebliebenen (?) Helden 1914 -1918“
Es folgen die Namen und Lebensdaten der 8 Gefallenen aus Kleingörschen. Namen und Daten sind nur noch bruchstückhaft erkennbar. Eigentlich sind nur 3 Namen zumindest teilweise erhalten.
Stellt sich die Frage, ob man das Denkmal nicht soweit hätte restaurieren sollen, damit die Toten wenigstens ihre Identität zurück erhalten. Bei 8 Toten sollte es mit Kirchenbuch- oder Standesamtsakten wohl möglich sein.
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von grubmard
Obwohl das heute zur Stadt Lützen gehörende Dorf Kaja (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig / frühere Schreibweise Caja) nur ca. 100 Seelen zählt und es vor über 100 Jahren vermutlich nicht viel mehr waren, findet man auch hier ein Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkriegs.
Allerdings ist das Denkmal auf der Südseite der Lindenstraße das Denkmal von den vielen Kriegerdenkmälern, die ich besucht habe, mit den wenigstens aufgeführten Opfern des 1. Weltkriegs.
Nur 2 Namen werden auf der Westseite unter der orthografisch falschen Widmung
„Den Heldentot starben fürs Vaterland“ genannt:
Hugo Eichentopff und Bruno Dietrich.
Allerdings – auch 2 Männer, die in einem Krieg ihr Leben verloren haben, sind 2 Männer zu viel!
Auf der der Straße zugewandten Nordseite des von einem schön bepflanzten kleinen Beets umgebenen Denkmals ist die Hauptwidmung:
„Unseren im Weltkrieg 1914-1918 Gefallenen“.
Einziger Bildschmuck ist ein steinerner Trauerkranz unter dieser Inschrift.
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von grubmard
Obwohl das heute zur Stadt Lützen gehörende Dorf Kaja (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig / frühere Schreibweise Caja) nur ca. 100 Seelen zählt, findet man hier gleich 3 Denkmale: das „Marschall Ney-Haus“ (zur Erinnerung an den französischen Marschall Michel Ney, der am 2.5.1813 während der Schlacht bei Großgörschen von Franzosen gegen Preußen und Russen hier sein Quartier hatte), das Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkriegs und eben das „Alfred Görner-Denkmal“.
Das Denkmal aus schwarzem poliertem Granit steht am Ende der Lindenstraße, die hier im Ortskern eine Sackgasse ist. Von der Form her könnte das Denkmal auch ein Grabmal auf einem Friedhof sein.
Die vergoldete Inschrift gibt Auskunft, wem hier gedacht wird:
„Ihrem Wohltäter Alfred Görner gewidmet von der dankbaren Gemeinde Caja.“
Wer war denn aber nun jener Alfred Görner und was war seine Wohltat?
Es dauerte lange, bis ich im Internet eine Spur fand … und auch die war alles andere als ergiebig. Nicht mal die genauen Lebensdaten konnte ich ermitteln.
Görner war ein erfolgreicher Landwirt aus Kaja, der hier Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auf seinem Hof lebte.
Ob er verheiratet oder Junggeselle war konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Görner verstarb jedenfalls kinderlos viel zu früh im Alter von nur 39 Jahren.
Da er ohne Erben war, vermachte er sein gesamtes Vermögen seinem Heimatdorf Kaja.
Dieses Vermögen war so beträchtlich, dass es ua. für den Bau der Dorfschule reichte. Noch zu Lebzeiten stiftete er 22 Lindenbäume, die 1910 gepflanzt wurden und der kurzen Dorfstraße den heutigen Namen gaben: „Lindenstraße“.
Nach 1990 wurde außerdem ein Teil der um den Dorfkern führenden Straße in „Alfred-Görner-Straße“ umbenannt.
Es müssen also nicht immer Fürsten, Feldherren und berühmte Personen sein, denen mit einem Denkmal gedacht wird. Manchmal reicht auch einfach bloß eine gute Tat!
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von grubmard
"Wir Heimatlosen, wir sind der Rasse und Abkunft nach zu vielfach und gemischt, als 'moderne Menschen', und folglich wenig versucht, an jener verlogenen Rassen-Selbstbewunderung und Unzucht teilzunehmen, welche sich heute in Deutschland als Zeichen deutscher Gesinnung zur Schau trägt [...] Wir sind mit einem Wort - und es soll unser Ehrenwort sein! -gute Europäer." - (Friedrich Nietzsche aus „Die fröhliche Wissenschaft“)
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Auf die Nietzsche-Gedenkstätte im Dorf Röcken (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) bin ich bei einer Tour in der Gegend eher zufällig gestoßen.
Sie liegt mitten im Ort neben der Dorfkirche und umfasst eigentlich mehrere Stationen:
die eigentliche Gedenkstätte, den alten Kirchhof mit Dorfkirche (Nietzsches Taufkirche), seinem Grab und Bacchanal sowie Nietzsches Geburtshaus.
Die Gedenkstätte ist ein kleiner Pavillon im Garten des ehemaligen Pfarrhauses – dem Geburtshaus von Nietzsche.
In 3 Räumen werden einige Exponate und viel Text / Informationen zum leben, wirken und sterben Nietzsches präsentiert – darunter seine Totenmaske und einige wenige persönliche Gegenstände.
Das Geburts-/Pfarrhaus selbst kann nicht besichtigt werden.
Friedrich Nietzsche war ein bedeutender deutscher Philologe und Philosoph in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Geboren wurde er am 15.10.1844 als Sohn des Pfarrers in Röcken. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Familie 1849 nach Naumburg. Nietzsche machte sein Abitur und studierte anschließend an verschiedenen Universitäten ua. Philosophie und Theologie.
Bereits 1869 wurde er Professor an der Universität Basel (Schweiz). Auf eigenen Wunsch wurde er im gleichen Jahr aus der preußischen Staatsbürgerschaft entlassen und lebte fortan als Staatenloser unter anderem in der Schweiz, Italien und Frankreich.
Er muss ein schwieriger und widersprüchlicher Zeitgenosse gewesen sein, der sich zunehmend mit einstigen Freunden und Bekannten überwarf.
Dazu kamen noch verschiedene Erkrankungen, die ihn stark einschränkten und quälten.
Anfang 1889 erlitt Nietzsche einen psychischen Zusammenbruch und landete in einer Baseler Irrenanstalt.
Vollständig geistig umnachtet brachte ihn seine Mutter im selben Jahr in die Universitätsklinik Jena. Anschließend lebte er bis zum Tod der Mutter 1897 in deren Haus in Naumburg, danach bei seiner Schwester in Weimar, wo Nietzsche, mittlerweile erblindet und nach mehreren Schlaganfällen teilweise gelähmt, am 15.8.1900 an einer Lungenentzündung und einem erneuten Schlaganfall starb.
Friedrich Nietzsche wurde in Röcken im Familiengrab an der Dorfkirche beigesetzt.
Wer die Biografie Nietzsches ausführlicher nachlesen will, kann dies z.B. auf der entsprechend umfangreichen Wikipedia-Seite tun.
Von November bis März ist die Gedenkstätte geschlossen.
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von grubmard
Manche Orte schlagen Profit aus ihren berühmten Töchtern und Söhnen, andere tun das nicht.
Zu letzteren gehört Poserna (Sachsen-Anhalt / 20 km südwestlich von Leipzig). Das Dorf ist der Geburtsort des deutschen Schriftstellers und Dichters Johann Gottfried Seume. Die Erinnerung an Seume erschöpft sich in ein paar Tafeln im Ort:
„Gemeinde Poserna
Johann Gottfried Seume
geb. am 29.1.1763 in Poserna
gest. am 13.6.1810 in Teplice/Böhmen“
Dazu eine undeutliche, mehr schematische als naturalistische Portraitzeichnung.
Kein Hinweis auf das Geburtshaus. Gefunden habe ich es oder genauer die Geburtsstätte rein zufällig. Bei der Fahrt durch den Ort fiel mir eine schmale Seitenstraße mit dem Namen „Seumestraße“ auf. Auf Verdacht fuhr ich in die Straße und siehe … nach ca. 170 m war da dann ein Haus mit zwei Gedenktafeln. Diese Tafeln verkünden – dies ist der Geburtsort von Seume.
Allerdings handelt es sich nicht um das Original-Geburtshaus. Das wurde während der Kämpfe in der Schlacht bei Großgörschen (2.5.1813) zerstört.
Das heutige zweigeschossige Haus/Gehöft aus roten Ziegeln wurde im 19. Jahrhundert erbaut. An Johann Gottfreid Seume erinnert ein großes Medaillon mit dem Bildnis des Dichters und eine Gedenktafel aus dem 19. Jahrhundert mit den Lebensdaten und der Widmung:
„Natur.Menschen.Vaterlandsfreund
Harte Schale edler Kern“
auf Höhe des Obergeschosses.
Eine weitere, etwas schwer lesbare Tafel aus der Gegenwart befindet sich auf Augenhöhe.
Bei meinem Besuch im August 2019 war das Haus zwar in gutem Zustand, stand aber scheinbar leer bzw. war ungenutzt.
Das wars dann mit Seume in Poserna. Eine Ausstellung zu ihm gibts im 7 km entfernten Schlossmuseum Lützen.
Das Leben von Johann Gottfried Seume war abenteuerlich und für seine Zeit ist er weit herumgekommen, weiter als manch ein Gegenwartsmensch.
1763 als Sohn eines Landwirts in Poserna (damals Kurfürstentum Sachsen) geboren, lebte er bis 1771 in Poserna, bevor die Familie ins 30 km südöstlich gelegene Borna umzog, wo er die Grundschule besuchte. Es schlossen sich in Leipzig 1776 zwei Jahre an der traditionsreichen Nikolaischule und ab 1780 ein Theologiestudium an der Universität an. Im folgenden Jahr unternahm Seume eine Studienreise nach Paris.
Fernreisen waren damals gefährlicher als heute. So lauerten in den verschiedenen deutschen Landen, die man durchqueren musste, unter anderem Soldatenwerber.
Eine allgemeine Wehrpflicht gabs noch nicht, Berufssoldat sprich Söldner war auch nicht der Traum eines jeden Mannes und die Fürsten brauchten für ihre zahlreichen Kriege ständig Menschenmaterial. Außerdem desertierten ständig Soldaten – Ersatz musste her. Ein beliebtes Rekrutierungsmittel waren damals die Soldatenwerber, die sich gerne in Gasthäusern ihre Opfer suchten. Teils mit finanziellen Versprechen, teils mit Gewalt, teils mit Alkohol wurden Männer zur Unterschrift unter die Kontrakte genötigt. Wer dann z.B. besoffen unterschrieben hatte, fand sich ausgenüchtert am nächsten Tag im Heer eines Fürsten wieder.
So erging es auch Seume auf dem Weg nach Paris. Er fiel den besonders emsigen Werbern des Landgrafen Friedrich II. v. Hessen-Kassel (Haus Hessen / 1720-1785 / Regent seit 1760) in die Hände. Dieser Landgraf und davor sein Vater Wilhelm VIII. (Haus Hessen / 1682-1760 / Regent seit 1751), hatten Soldaten als lohnende Handelsobjekte ua. zur Finanzierung ihres barocken Herrscherstils nach französischen Vorbild entdeckt.
Da Großbritannien für den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) mehr Soldaten brauchte als es selbst hatte, mietete bzw. kaufte das Königreich im Laufe der Jahre bei den Landgrafen v. Hessen-Kassel und anderen deutschen Landesherren Truppen, insgesamt ca. 20.000 Mann.
Seume fand sich 1782 als hessen-kasselischer Soldat in britischen Diensten im kanadischen Halifax wieder. Zum Einsatz kam Seume allerdings nicht und er wurde 1783 zurück nach Bremen transportiert. Auf deutschem Boden desertierte Seume aus der Armee des Landgrafen, kam aber nicht weit, da er nun preußischen Soldatenwerbern in die Hände fiel. Bis 1787 diente Seume als preußischer Musketier in Emden, dass als Teil der Grafschaft Ostfriesland ab 1744 zum Königreich Preußen gehörte.
Wegen zweimaligem Desertionsversuch wurde er vom preußischen Militärgericht zum Spießrutenlauf verurteilt, was nicht selten einem Todesurteil gleichkam. Der damalige preußische Kommandeur in Emden, Oberst Guillaume René e l’Homme de Courbière (1733-1811 / seit 1807 preußischer Generalfeldmarschall) wandelte den Spießrutenlauf in eine Haftstrafe um.
Im auf Kaution gewährtem Hafturlaub floh Seume 1789 in seine Heimat Sachsen. Er ging wieder nach Leipzig, wo er sein Studium, diesmal in Jura, Geschichte und Philosophie, fortsetzte und mit einer Habilitation 1792 abschloss. Er war bereits in der Studienzeit Hofmeister und Lehrer im Dienst des russisch-baltischen Barons Gustav Otto Andreas v. Igelström (1777-1801).
1793 wechselte Seume als Sekretär mit Offiziersrang in den Dienst von dessen Bruder, dem russischen Generalleutnant Reichsgraf Otto Heinrich v. Igelström (1737-1823) und nahm an dessen Seite an der Niederschlagung des Polnischen Aufstands von 1794 teil. Nachdem Igelström wegen Unfähigkeit seines militärischen Postens enthoben worden war, wurde auch Seume 1796 aus der russischen Armee entlassen.
Er kehrte nach Sachsen zurück, betätigte sich schriftstellerisch- und dichterisch und arbeitete im Verlagshaus von Georg Joachim Göschen (1752-1828) in Grimma.
Ab 1801 unternahm Seume ausgedehnte Reisen durch Europa, die ihn ua. nach Italien, Russland, Finnland und Schweden führten.
Seine Erlebnisse und Eindrücke schilderte er in zahlreichen Werken und er gilt damit als kulturhistorischer Reiseschriftsteller.
Ab 1808 erkrankte Seume schwer. Er begab sich zunächst nach Weimar (damals Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach) und 1810 zur Behandlung nach Teplitz (heute Teplice (Tschechien) / damals Königreich Böhmen – österreichisches Kronland) wo er kurz nach seiner Ankunft am 13.6.1810 verstarb und auf dem dortigen Friedhof bestattet wurde. Sein Grab ist erhalten.
Zu seinen Werken gehören neben den Reiseschilderungen u.a. die Autobiografie „Mein Leben“, der „Spaziergang nach Syrakus“ und gemeinsam mit dem Schriftsteller Karl Freiherr v. Münchhausen (1759-1836), mit dem er seit seiner Militärzeit in Kanada befreundet war, der Gedichtband „Rückerinnerungen“.
Fazit: wegen dem Geburtshaus Seumes lohnt der Weg nach Poserna eigentlich nicht, zumal es nicht das Originalhaus ist.
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von grubmard
Das klotzige Kriegerdenkmal des Dorfs Rahna (Sachsen-Anhalt / heute ein Ortsteil von Großgörschen / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) steht auf dem kleinen Platz einer Straßenkreuzung.
Die ca. 3 m hohe rechteckige Säule wurde aus Steinquadern errichtet.
Würde auf dem Denkmal nicht ein überdimensionaler deutscher Stahlhelm ruhen, würde man nicht unbedingt auf die Idee kommen, dass es sich um das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs aus dem Dorf handelt.
Mit den im oberen Teil an den Seiten verwitterten/beschädigten steinernen Trauerkränzen könnte es genauso gut an die Schlacht bei Großgörschen erinnern, die hier in der Gegend zwischen französischen auf der einen und preußisch-russischen Truppen auf der anderen Seite am 2.5.1813 geschlagen wurde.
Da die DDR ja kaum ein Denkmal mit einem deutschen Stahlhelm für die Opfer des 1. und 2. Weltkriegs errichtet haben dürfte, bleibt nur ein Kriegerdenkmal aus den 1920er Jahren für die Kriegstoten des 1. Weltkriegs.
Mag sein, dass es früher Inschriften oder Namenstafeln am Denkmal gab. In 40 Jahren DDR sind diese wohl allerdings verloren gegangen und wurden bisher auch nicht ersetzt.
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von grubmard
Zwar dominiert in Großgörschen (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) das in Stein gehauene und in Metall gegossene Gedenken an die Schlacht des Befreiungskriegs von 1813, aber auch ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs gibt es.
Es steht auf einer parkähnlichen Fläche auf dem Gelände der Scharnhorst-Schule am Rand vom Platz der Deutschen Einheit und ist erst auf den zweiten, genaueren Blick als Kriegerdenkmal zu erkennen.
Es sieht aus als sie ihm in der Vergangenheit übel mitgespielt worden. Die Steinplatten der Verkleidung machen einen beschädigten Eindruck, Inschriften mit den Namen der Gefallenen sind, falls je vorhanden, wohl verloren gegangen. Ohne es zu wissen, liegt der Verdacht nahe, dass das Denkmal in der DDR abgetragen und irgendwo eingelagert bzw. vergraben und nach der Wiedervereinigung wiedererrichtet wurde.
Im oberen Teil sind die verwitterten Jahreszahlen 1914 und 1918 sowie ein Eisernes Kreuz zu erkennen.
Darunter sind Fragmente des floralen Schmuckbandes (Pflanzengirlande, vielleicht auch Eichenlaub – so genau war das nicht mehr zu erkennen) erhalten, dass auf der Front unter dem Eisernen Kreuz vom Relief eines deutschen Stahlhelms unterbrochen wird.
Fazit: eines der schlechter erhaltenen Denkmäler dieser Art und vielleicht Sinnbild für den Umgang mit solchen Denkmälern im sozialistischen deutschen Staat.
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von grubmard
Das Denkmal für Prinz Leopold v. Hessen-Homburg (Hessen-Homburg-Denkmal) steht auf dem zentralen „Platz der Deutschen Einheit“ in Großgörschen (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig).
Warum steht nun gerade hier ein Denkmal für einen hessisch-homburgischen Prinzen?
Ganz einfach – ihm wurde hier vor über 200 Jahren das Lebenslicht ausgeblasen!
In und um Großgörschen fand am 2.5.1813 die erste Schlacht des Befreiungskriegs statt.
145.000 Mann französische Truppen unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) standen 88.000 Preußen und Russen unter General v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) gegenüber. Die Schlacht bei Großgörschen, in Frankreich „Schlacht bei Lützen“ genannt, gewann Napoleon.
Am Ende des Großkampftags waren 33.500 Soldaten tot oder verwundet.
Zu den 8.500 gefallenen oder verwundeten Preußen gehörte auch Prinz Leopold v. Hessen-Homburg, der als Offizier im preußischen Korps des Generalmajors Hans Karl Ernst v. Zieten (1770-1848) an der Schlacht teilnahm.
Da der 1787 als jüngstes von 11 Kindern des Landgrafen Friedrich V. v. Hessen-Homburg (1748-1820 / reg. ab 1751) und dessen Frau, Prinzessin Karoline v. Hessen-Darmstadt (1746-1821) geborene Leopold kaum Aussicht auf die Thronfolge hatte, schlug der junge Prinz einen Weg ein, den viele seiner Standesgenossen gingen: er wurde Offizier.
Prinz Leopold trat in die preußische Armee ein. Er nahm als Hauptmann an der Schlacht bei Jena und Auerstedt (14.10.1806) gegen Napoleon teil und geriet bei Prenzlau in französische Gefangenschaft.
Auf Ehrenwort wieder freigelassen, nahm er 1812 aus Protest gegen den französisch-preußischen Beistandspakt seinen Abschied aus der preußischen Armee.
1813 trat Leopold im Vorfeld des Befreiungskriegs wieder in die Armee ein und wurde im Rang eines Majors dem Stab des preußischen Korps Zieten zugeteilt.
An der Seite von General v. Zieten nahm der Prinz als Kavallerist am ersten preußischen Sturm auf Großgörschen teil. Die Aufforderung Zieten‘s, sich aus der ersten Kampflinie zurückzuziehen, ignorierte Leopold. Die Angst Zieten‘s um seinen prinzlichen Offizier war nicht unbegründet, wie sich kurz darauf zeigte.
Leopold wurde durch einen Schuss in den Hals schwer verwundet. Auf Befehl Zieten‘s brachten preußische Husaren Leopold aus dem Dorf, zu retten war er aber nicht mehr.
Kurze Zeit später verstarb er an der tödlichen Verwundung und wurde zunächst am sogenannten Monarchenhügel südlich von Großgörschen begraben.
Napoleon, der ihn irrtümlich für den preußischen Generalmajor Herzog Karl zu Mecklenburg (1785-1837) hielt, ließ ihn exhumieren und mit militärischen Ehren auf dem Kirchhof von Pegau (7 km südöstlich von Großgörschen) beisetzen.
Während des Waffenstillstands von Pläswitz (ab 4.6.1813) ließ die landgräfliche Familie den Leichnam heimlich ausgraben und nach Schloss Homburg vor der Höhe bringen. Hier hat Leopold dann in der Gruft der Landgrafen von Hessen-Homburg seine letzte Ruhe gefunden.
1815 beauftragte Leopold‘s Schwester, Prinzessin Maria Anna v. Hessen-Homburg (1785-1846 / seit 1804 verheiratet mit Prinz Wilhelm v. Preußen (1783-1851)) den preußischen Baumeister und Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) mit dem Entwurf eines Denkmals für ihren Bruder.
Das gusseiserne Denkmal ist ein typisches neogotisches Schinkelwerk und erinnert an ein Grabmal: auf einem mehrstufigem Sockel steht der mehrere Meter hohe gusseiserne Baldachin. In der Mitte ist dann das ebenfalls gusseieserne Gedenkkreuz mit der Inschrift:
„Hier starb den Tod der Ehre für Gott und Vaterland in der Schlacht den 2. Mai 1813, Leopold Victor Friedrich Prinz zu Hessen-Homburg, geboren den 10. Februar 1787".
Das am 12.10.1817 eingeweihte Denkmal steht ungefähr an der Stelle, an der der Prinz tödlich verwundet wurde.
Leider haben gusseiserne Denkmäler einen entscheidenden Nachteil: sie rosten, vor allem, wenn man sie nicht hegt und pflegt.
Das Großgörschener Hessen-Homburg-Denkmal ereilte auch dieses Schicksal. Da von der DDR nichts zum Erhalt des Denkmal unternommen wurde, rostete es von innen durch. 1973 war die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet und die DDR-Behörden ließen es 1973/74 ersatzlos abreißen.
Erst 1996 fasste der Gemeinderat den Beschluss, dass Denkmal wiederzuerrichten. Da die Originalpläne Schinkels noch existieren, konnte ein Neuguss des Denkmals angefertigt werden.
Die Einweihung fand am 2.5.1999 aus Anlass des 186. Todestags des Prinzen und Jahrestags der Schlacht bei Großgörschen statt.
Zwar ein Prinz … aber doch nur ein junger Mann von 26 Jahren , der in einem sinnlosen Krieg viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde!
Fazit: Imposantes Denkmal in der an der an Denkmälern zur Schlacht von Großgörschen nicht gerade armen Gegend.
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von grubmard
Der Monarchenhügel liegt ca. 2400 m südlich von Großgörschen (ca. 15 km südwestlich von Leipzig in Sachsen-Anhalt) am westlichen Rand der verlängerten Scharnhorststraße, an der Grenze von Sachsen-Anhalt zu Sachsen.
Einen Hinweis an der Straße gibt es nicht – man muss eben nach einem Hügel am Straßenrand schauen. Parken kann man auf einem unbefestigten Fahrweg neben dem Hügel.
Den Namen „Monarchenhügel“ trägt die Erhebung seit 1813. Eigentlich handelt es sich um ein ca. 7000 Jahre altes jungsteinzeitliches Hügelgrab.
Am 2.5.1813 fand hier und in der weiteren Umgebung die erste Schlacht des Befreiungskriegs, die Schlacht bei Großgörschen (von den Franzosen „Schlacht bei Lützen“ genannt) zwischen 145.000 Mann französischer Truppen unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) und 88.000 Preußen und Russen unter General v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) statt.
Auch die Monarchen Preußens und Russlands verfolgten aus der Ferne das Gemetzel, das 33.500 Tote und Verwundete forderte.
Aus Mangel an einem wirklichen Feldherrenhügel wählten König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen (1770-1840 / König ab 1797) und Zar Alexander I. v. Russland (1777-1825 / Zar ab 1801) das Hügelgrab als Aussichtspunkt.
Die ursprünglich zum Königreich Sachsen gehörende Gegend wurde im Wiener Kongress von 1815 Preußen zugesprochen. Die Bevölkerung beeilte sich, dem neuen Landesherren zu huldigen und errichtete noch im selben Jahr den heute noch erhaltenen Huldigungsstein.
Als Standort wählte man den Monarchenhügel – wenn der neue Landesherr doch an dieser Stelle schon mal im Lande gewesen war:
„Unserem guten König Friedrich Wilhelm III. welcher sich am 2. May 1813 am Tage der Schlacht hier anwesend befand gewidmet am Huldigungstage dem 5. August 1815 von der Gemeinde Großgörschen“.
1817 ließ Friedrich Wilhelm III. auf Schlachtfeldern des Befreiungskriegs Denkmäler für die preußischen Gefallenen nach Entwürfen des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) errichten. Diese sogenannten „Schinkel-Pyramiden“ aus Eisenguss stehen ua. auch in Großbeeren bei Berlin und Niedergörsdorf (Schlacht bei Dennewitz).
Die Großgörschener Pyramide wurde auf dem Monarchenhügel errichtet. Neben dem Hügel ließ der König ein Haus errichten, in dem ein preußischer Armeeveteran wohnte, der sich um die Pflege der Denkmalanlage kümmerte. Auf alten Postkarten ist das Haus noch zu sehen. Irgendwann im 20. Jahrhundert wurde es abgerissen
Nach über 160 Jahren war das eiserne Denkmal dann so schwer geschädigt, dass es 1985 schließlich abgebaut werden musste. Außerdem war der Monarchenhügel von der Abbaggerung durch den Braunkohlentagebau Profen akut bedroht.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Braunkohleabbau in Profen-Nord 1991 eingestellt – keine 400 m vom Monarchenhügel entfernt.
Die Schinkel-Pyramide wurde vom DDR-Denkmalschutz restauriert und dann neben dem Scharnhorst-Denkmal in Großgörschen aufgestellt, da der Monarchenhügel zu dieser Zeit ja noch vom Tagebau bedroht war.
Auf dem Monarchenhügel blieb lediglich der Denkmalsockel stehen, auf dem eine Steinplatte Auskunft über das Schicksal des Denkmals gibt.
Fazit: ein wirkliches touristisches Highlight ist der Monarchenhügel nicht. Man kann den Huldigungsstein anschauen und den Hügel erklimmen, wie einst schon König und Zar.
Mehr was für eingefleischte Historienfans der napoleonischen Kriege.
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