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Das Dorf Remplin (bei Malchin / 130 km nördlich von Berlin / 90 km östlich von Schwerin) hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Seit 1405 gehörte das Dorf mit Schloss, Gut und Schlosspark der mächtigen mecklenburgischen Gutsbesitzerfamilie Hahn, später verschiedenen Blaublütern – zuletzt den Herzögen zu Mecklenburg.
Das Schloss brannte 1940 ab und wurde später abgerissen, das Gut wurde nach 1945 aufgelöst. Geblieben ist ua. der Schlosspark und an dessen südlichem Rand der Rest der Sternwarte... weiterlesen Remplin.
Eingerichtet wurde die Sternwarte 1793 vom damaligen Gutsbesitzer und mecklenburgischen Erblandmarschall, dem studierten Mathematiker und Astronomen Friedrich II. Hahn (seit 1802 Graf Friedrich II. v. Hahn / 1742-1805) im Gartenhaus des Schlosses. Sie ist damit die älteste erhaltene Sternwarte Mecklenburgs. Der heute noch stehende Turm wurde 1801 erbaut und verfügte ursprünglich über eine drehbare Kuppel mit 3,4m Durchmesser für die 4 Teleskope.
Friedrich II. Hahn‘s astronomische Beobachtungen und Entdeckungen wurden in den „Berliner Astronomischen Jahrbüchern“ des Direktors des Berliner Observatoriums, Johann Elert Bode (1747-1826) veröffentlicht.
Carl Friedrich Graf v. Hahn (1782-1857) teilte die wissenschaftliche Leidenschaft seines Vaters nicht und war mehr dem Theater zugeneigt. Nach dem Tod von Friedrich II. v. Hahn im Jahr 1805 wurde die Sternwarte stillgelegt, die astronomischen Geräte verkauft und das Observatoriumsgebäude als Feierhalle genutzt.
Kunst muss man sich auch leisten können. Der auch als „Theatergraf“ bekannte Carl Friedrich v. Hahn war bereits 1816 pleite und verkaufte Remplin an Fürst Georg-Wilhelm zu Schaumburg-Lippe (1784-1860 / von 1787-1807 Graf und ab 1807 Fürst von Schaumburg-Lippe). Der ließ 1842 die drehbare Kuppel des Sternwarteturms durch eine feststehende Kuppel ersetzen.
1848 verkaufte Fürst Georg-Wilhelm Remplin mit allem drum und dran an den Leiter des Landgestüts Redefin, Karl Freiherr v. Maltzahn (1797-1868).
Bereits 1852 veräußerte der Freiherr seinen Rempliner Besitz wieder. Neuer Eigentümer wurde mit Herzog Georg zu Mecklenburg-Strelitz (1824-1876 / russischer General) ein Mitglied des mecklenburgischen Herrscherhauses.
Der Herzog ließ 1857 die Sternwarte mit Ausnahme des 14m hohen Turms abreißen und ab 1860 den Schlosspark nach Plänen des preußischen General-Gartendirektors Peter Joseph Lenné (1789-1866) umgestalten.
Der Turm erhielt eine gusseiserne Außentreppe und wurde als Aussichtsplattform genutzt.
Bei den Kämpfen am Ende des 2. Weltkriegs wurde der Turm am 30.4.1945 durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt.
Nach Kriegsende wurde die herzogliche Familie in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet, obwohl der letzte Herr auf Remplin, Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg(-Strelitz) (1921-1996) als Verfolgter des Naziregimes eingestuft wurde.
Die DDR zeigte in den 40 Jahren ihres Bestehens zunächst kein Interesse an dem nun volkseigenen Baudenkmal, dass durch Verfall und Vandalismus weiter geschädigt wurde.
Erst ab 1980 wurde der Turm durch die „Arbeitsgemeinschaft Astronomiegeschichte“ der (Ost-)Berliner Archenhold-Sternwarte gesichert und renoviert.
Nach 1990 gründete sich der Förderverein Sternwarte Remplin e.V., der die Wiederaufbauarbeiten weiterführte, die bis 2020 nicht abgeschlossen waren.
Heute ist der Turm innen und außen wieder restauriert, rekonstruiert und saniert.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt jetzt bei der Vervollständigung der astronomischen Ausstattung der Sternwarte, um wieder Himmelsbeobachtungen durchführen zu können.
2017 wurde ein erstes Fernrohr mit bis zu 300facher Vergrößerung montiert.
Zu im Internet einsehbaren Terminen (so z.B. Tag des offenen Denkmals) kann der Sternwarteturm besichtigt werden. Außerdem werden astronomische Beobachtungen des Nachthimmels sowie am Tage der Sonne angeboten.
Bei meinem Besuch in Remplin im Juli 2019 war eine Besichtigung nicht möglich.
Ob die für 2021 geplanten Veranstaltungen auf Grund der Corona-Pandemie durchgeführt werden können, ist derzeit ungewiss.[verkleinern]
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