Interessant
Zwischen Malente und Neversfelde in der wunderschönen holsteinischen Schweiz befindet sich, relativ unscheinbar, das Labyrinth der Männer. Warum das Labyrinth diesen Namen trägt, werde ich etwas später erzählen. Soviel nur vorab: Es hat mit Männern zu tun.
Wir kommen aus Malente, fahren in Richtung Neversfelde und parken am Parkplatz vom Aussichtsturm auf dem Holzberg, denn auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes führt ein Weg in den Wald, der mit Labyrinth und... weiterlesen
Margarethenhof gekennzeichnet ist.
Auf dem nicht asphaltierten Weg gehen wir etwas bergab. Manche Leser fragen sich bestimmt: ,,Berge in Schleswig-Holstein? Da isses doch platt wie 'ne Flunder!" Das muss ich dementieren, denn in der holsteinischen Schweiz ist die Landschaft hügelig, aber natürlich nicht so wie im Harz oder in den Alpen. Aber jetzt schweife ich ab.
Wo waren wir? Ach ja - der Weg. Auf ungefähr halber Strecke hat man eine Bank aufgestellt, wo man sich ausruhen kann, sofern man dies möchte. Ich ging aber weiter, den Schildern mit der Aufschrift LABYRINTH folgend.
Eine allerletzte Weggabelung: rechts der Margarethenhof mit Parkmöglichkeiten, geradeaus der Weg zum Labyrinth und links der Weg in den Wald hinein. Geradeaus ging es, direkt an ein sehr windschiefes Tor, dass ich öffnete und so auf das Gelände gelangte.
Zu meiner Linken sah ich nicht wenige aneinandergereihte Steine, ergo das Labyrinth. Viele stellen sich unter einem Labyrinth vor, dass man nicht über die Wände sehen kann und es diverse Wege gibt, auf denen man sich verlaufen kann. Neben dem Eingang, auf einer Hinweistafel, steht jedoch, dass ein Labyrinth kein Irrgarten ist. Man soll entspannt durch das Steinlabyrinth schreiten. An jeder Wende um 90 Grad, die es im Labyrinth geht, soll man sich Gedanken über Wendungen im eigenen Leben machen. Und da gibt es bestimmt in jedem Leben einige.
Labyrinthe werden in anderen Kulturen nicht als Spaß und Zeitvertreib betrachtet, sondern als kulturelles Objekt, an dem Zeremonien und Rituale vollführt werden. Ob solches auch am Labyrinth der Männer vollzogen wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Da war es wieder, das Wort ,,Männer". Aber warum heißt es so? Nicht etwa, weil Frauen der Zutritt nicht gestattet ist, sondern, weil das Labyrinth an Himmelfahrt 2005 von einigen Männern angelegt worden ist. Näheres dazu kann man auf der Infotafel nachlesen.
Jetzt geht es aber ins Labyrinth. Ich betrete es durch den vorgesehenen Eingang und der Weg führt mittenrein ins Steinlabyrinth. Neben mir gibt es auf beiden Seiten noch Wege, denn wie erwähnt, geht der Weg nicht schneckenförmig auf den Mittelpunkt zu, sondern mit einigen Wendungen. Ich gehe weiter und gelange irgendwann auf den ganz äußeren Weg. An jeder Wende denke ich kurz an eine Wendung in meinem Leben, sei sie nun traurig, wunderschön oder keins von beiden.
Plötzlich werde ich jäh aus meinen Gedanken gerissen, als ein herunterhängender Ast an meinen Kopf klatscht. Aber das konnte mir nur ein kleines Lächeln abringen, denn die spirituelle Energie des Labyrinthes löst bei mir innere Ruhe und Tiefenentspannung aus, ich entfliehe für kurze Zeit den Problemen des Alltags und kann mich ganz auf meine Gefühle konzentrieren.
Weiter geht's, über gefühlt 1000 Wenden, bis ich im kleinen Mittelpunkt des Labyrinthes stehe. Hier denke ich über mein aktuelles Leben nach und blicke in die Zukunft. Manche Pläne sind konkret, andere eher weniger.
Ich sehe mich um und bemerke, dass sich das Zentrum direkt neben dem Eingang befindet, natürlich ist dazwischen eine Steinwand. Und ich schaue auf die Wege. Sollte ich die Mauern übertreten? Bezogen auf das Leben würde das eher bedeuten, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Aber man muss sich oft fügen und so füge ich mich und gehe den vorgesehenen Weg zurück. Und an jeder Wende, die da so kommt, denke ich an Wendungen in... das hab ich ja schon geschrieben. Unter dem Ast bückte ich mich diesmal und es gelang mir, eine Kollision mit dem Baum zu vermeiden. Einmal reicht ja auch.
Ich gehe hinaus aus dem Labyrinth, weil der Ausgang erreicht ist. Und wie ich da entspannt gehe, meinen Blick nochmals über die Steine schweifen lasse, sehe ich ein kleines Kind, welches inmitten des Labyrinthes hingefallen ist, und das an einer Stelle, an der ich schon wegen Unwegsamkeiten umgeknickt bin.
Ich gehe, noch ganz von meditativer Energie umwoben, weiter über das Gelände und lese erneut die Infotafel. Aber über deren Inhalt habe ich bereits alles erzählt.
Dann lasse ich meinen Blick über die restliche Anlage schweifen und sehe einen Hügel, der natürlich von mir gleich erklommen wird. Und dann liegt es mir zu Füßen, das mystische und magische Labyrinth der Männer.
Und hier bewahrheitet sich das Sprichwort ,,Wahre Größe kommt von innen", denn von meiner jetzigen Position wirkt das Labyrinth alles andere als groß. Aber das tat es ja auch beim Betreten des Geländes schon. Steht man jedoch im Inneren des Steinlabyrinthes, wirkt es plötzlich alles andere als klein.
Ich drehe mich auf dem Hügel um und betrachte die hügelige Landschaft. Hinter meinem kleinen Hügel erscheinen größere Hügel. Links schmiegt sich die Straße in die Landschaft. Obwohl ein paar Autos fahren, hört man auf dem Gelände keinen Lärm der Motoren. Ich atmete ein paar Mal kräftig durch, genoss die Ruhe und wünschte mir eine Picknickdecke mit einem gefüllten Picknickkorb, aber dann weiß ich jetzt schon, was ich beim nächsten Besuch dort machen werde.
Aber auch der schönste Ausflug endet mal und so ging ich ein letztes Mal am Labyrinth vorbei und verließ das Gelände.
Die Anlage an sich ist relativ gepflegt. Aber zwischen den Steinen veranstaltet das Gras Wildwuchs, während es an anderer Stelle noch verdorrt ist. Das Gelände ist nicht rollstuhlfreundlich und auch der Weg dorthin ist es nicht. Allerdings ist der Eintritt frei.
Fazit: Ich bin beeindruckt und begeistert. Aber die Anlage könnte etwas Pflege gebrauchen, weshalb ich einen Stern abziehe. Aber das Herz gibt's trotzdem.[verkleinern]