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Mannheim ist eine Stadt, bei der man nicht immer auf Anhieb erkennt, wie alt sie tatsächlich ist! Sie wurde während ihrer Geschichte mehrmals zerstört, damit sie hinterher aufzubauen. Nur an wenigen Beispielen lässt sich aber aufzeigen, dass es sich anders verhält. Zu diesen Orten gehört unter anderen der hiesige Marktplatz mit dem Brunnen und der Kirche, zusammen mit dem historischen Rathaus, die man nicht auf Anhieb als solche erkennt. Zwischen der Gründung Mannheims 1613 und dem Aufstellen... weiterlesen
des Brunnens sollten über 150 Jahre vergehen in denen aus einem unbedeutenden Bauerndorf eine „Musterstadt“ im barocken Sinne des Wortes entstehen konnte. Die „große Geschichte“ hat dazu beigetragen, dass das notwendig gewesen ist. Dieser Brunnen soll als ein Fingerzeit verstanden werden. Wie in der Zeit üblich gewesen ist, handelt es sich um Personifikationen, die hier im Mittelpunkt stehen. Zu diesen komme ich etwas später zurück, denn nicht alles was man für alt hält, muss es tatsächlich auch sein! Das musste ich selbst feststellen, als ich nach Hintergrundinfos dazu gelesen habe.
Die Monarchen vergangener Zeitalter haben meistens dann ein „Machtwort“ gesprochen, wenn es im eigenen Interesse war. Bei minderjährigen ggf. durch den jeweiligen Vormund, wie es hierbei der Fall gewesen ist. Mit dem erteilten Marktrecht konnte sich demensprechend auch der Ort als solcher entwickeln. Die große Bedeutung als Residenzstadt sollte aber erst im ersten drittel des 18. Jahrhunderts erfolgen. Noch bis heute gibt es eine gewisse „Rivalität“ zu der vorherigen – Heidelberg. Es war nicht mehr „Zeitgemäß“ sich in ein „altes Gemäuer“ zurück zu ziehen, dass nur noch als „Gerippe“ vorhanden ist. Der Aufwand, um das bewohnbar zu machen, wäre (laut der Einschätzung einiger Fachleute) deutlich höher gewesen, als eine „Bleibe“ nach der neuesten Mode errichten zu lassen. Dennoch ist anzumerken, dass es schon Überlegungen gegeben hatte, das „Alte“ irgendwie zu beleben. Es heißt, dass es eine weitere Skulpturengruppe in einem allegorischen Kontext von einem Schüler des Düsseldorfer Bildhauers Grupello in Heidelberg gegeben hatte. Die andere Darstellung war aber im Gegensatz zu diesem kein Verweis auf den Wandel, der sichtbar gemacht werden soll, sondern auf die vier Elemente. Ob es diese Skulpturengruppe weiterhin gibt, kann ich nicht beantworten. Mir ist sie jedenfalls völlig unbekannt!
Hier begegnen wir erneut dem kunstliebendem Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz Sulzbach, der Mannheim zeitlebens als seine „Lieblingsresidenz“ bezeichnet hatte, wieder. Dennoch galt auch seine Leidenschaft seine eigenen Ideen in Schwetzingen verwirklichen zu wollen. Da wären wir erneut bei diesem Objekt, das hier im Mittelpunkt steht. Man könnte meinen, dass der Brunnen anlässlich der 150. Jubiläums der Gründung Mannheims in Auftrag gegeben wurde. Das Jahr stimmt zwar schon aber es war für sein „Rückzugsort- Schwetzingen“ gedacht! Dort stand es auch vor dem Schloss. Erst 1767, vier Jahre danach, ist das passiert! Es muss aber gesagt werden, dass es dabei einige Änderungen gegeben hatte. Statt der Verehrung der zum Regierungsbereich gehörenden Flüsse Rhein, Neckar, Mosel und Donau, wurde die Personifikation der Stadt – Mannheimia und der Götterbote Merkur von dem Bildhauer von Johann Matthäus van den Branden, Sohn von Peter van den Branden, der das vorherige Werk schuf, für Mannheim angepasst und nach den Wünschen des Kurfürsten verändert.
Wir sehen eine barbusige Frau, bei der nur der Unterleib mit einem Tuch bedeckt wird, das eine eigentümliche Krone auf ihrem Haupt trägt. In der rechten Hand hebt sie (demonstrativ) den Stadtplan. Unter ihren Füssen liegt ein Füllhorn mit Früchten, den ein Putto hält. Weit über ihr scheint Merkur zu schweben, mit seinem Äskulapstab in der einen und die goldene, strahlende Sonne in der anderen Hand
Auf der Rückseite gibt es eine weitere Figur: einen bärtigen Mann, der scheinbar von der Mannheimia in „Schutz“ genommen wird. Es ist kein geringerer als der Vater Rhein. Wenn ich ehrlich sein soll, „Vater Rhein“ sieht hierbei reichlich ausgemergelt aus! Was vor allem dabei ins Auge fällt, sind seine dürren Beine. Im Gegensatz zu den beiden Personifikationen sitzt er zu den Füssen der Stadt. Auf der anderen Seite gibt es eine weitere Darstellung. An einigen Stellen wird die Vermutung aufgestellt, dass es sich um die Mosel handeln könnte. Das halte ich für sehr abwegig, denn es ist ein weiterer Mann, der in der gleichen Position sich befindet, wie gerade beschrieben. Es ist durch die Lage der Stadt am Neckar naheliegender, dass es dieser Fluss in die Gruppe einbezogen wurde.
Das Erscheinungsbild der Städte ist durch den Wandel und Handel bestimmt. Das soll hierbei versinnbildlicht werden. Die Hauptfiguren stehen stellvertretend dafür, dass alles „wächst und gedeiht“. In Verbindung mit dem Füllhorn ist es ein Wunsch des Auftraggebers gewesen, dass das in Erfüllung geht. Man kennt gleichzeitig auch, dass die Fürsten der Barockzeit gerne mit Wasserspielen ihre eigene „Stellung“ demonstrieren wollten. Hierbei wäre das auch theoretisch möglich gewesen. Es ist gleichzeitig interessant zu wissen, dass dessen Betrieb erst Jahrzehnte später tatsächlich überhaupt möglich war! Mehr als ein Jahrhundert lang gab es ausschließlich Handbetrieb, bevor dieser 1887 an die städtische Wasserversorgung angeschlossen wurde. Leider habe ich den Marktbrunnen zu keinem Zeitpunkt bei meinen Besuchen der Stadt in Betrieb gesehen. Höchstwahrscheinlich lag es an den jeweiligen Jahreszeiten.
Auch, wenn im Mittelpunkt des ganzen die bisher beschriebenen Figuren stehen, kommt so eine Komposition nicht ohne einen Sockel aus. Dieser kam aber erst 1771 hinzu. Als Zier wurden erneut weitere Putten hinzugefügt. An allen vier Seiten gibt es lateinische Inschriften, die auf die zeit und den Kurfürst Carl Theodor verweisen. Was mir weniger gut gefällt, dass trotz das man auf den ersten Blick dem Eindruck hat, dass man es mit einem „original“ der besagten Zeit zu tun hat, handelt es sich um eine Kopie aus Epoxidharz, die anstelle der sehr stark verwitterten Sandsteinfiguren bei der Restaurierung von 1978 – 1981 ersetzt worden sind. Davon habe ich erst nach einer sehr langen Recherche erfahren und keineswegs vor Ort. Was mich sehr erstaunt hatte, dass seitdem 3 weitere male notwendig gewesen war. Was mich dennoch stört, dass aus meiner Sicht wenigstens eine Reinigung bei der durch die Vögel verursachen Verschmutzungen erneut sinnvoll wäre. Das ist auch gleichzeitig der Grund für die Abwertung.
Was ich aber nicht herausfinden konnte, seit wann der Brunnen als solcher eingezäunt ist. Auf den Fotos, die ich im Netz gefunden habe, die vor 2008 aufgenommen wurden, ist das noch gar nicht vorhanden. Es liegt daher nahe, dass es bei der damaligen Restaurierung an diesen Schutz gleichwohl gedacht wurde. Auch, wenn ich nun den Kontext kenne, dass dessen Erscheinung inzwischen keine Historische mehr ist, gefällt mir der Marktbrunnen ausgesprochen gut. Gleichzeitig gehört er zu meinen Favoriten, auch wenn mich dessen verschmutzung stört. Wenn man selbst in den Quadraten unterwegs sein sollte, unbedingt sich ihn anschauen, wie ich es getan habe! Meine Empfehlung ist an dieser Stelle gewiss![verkleinern]