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Die Stadt Meißen wird von vielen mit Superlativen überhäuft. Es ist die Wiege Sachsens und mit der Albrechtsburg besitzt sie die älteste seiner Art in Deutschland. Bei uns hat es (nicht nur im übertragenen Sinn“ geheißen, dass aller guten Dinge drei sind! Erst bei einem Tagesausflug, das wir auf eigene Faust unternommen haben, konnten wir das Gemäuer von innen uns ansehen. Aus unserer Sicht macht es einen Riesenunterschied, ob man außen vor bleibt oder eine eigene Eintrittskarte löst, um sich... weiterlesen auch die Räume anzuschauen! Da es das erste Mal überhaupt gewesen ist, entschieden wir uns für die Kombi mit dem evangelischen Dom. Dass die Preise „zu hoch“ wären, kann ich nicht zustimmen. Für beide liegen diese bei 16,50 €. Drin enthalten ist auch Audioguide, den ich für nicht so gelungen hielt. Das kann sich aber inzwischen geändert haben. Durch die sehr langsame und monotone Sprechweise habe ich schnell mein Interesse daran verloren. Das galt aber nicht, als ich erneut (zwischendurch) den Eingangsbereich aufsuchte und gegen das für Kinder umtauschte, konnte eine besondere Reise in die Vergangenheit beginnen! Was ich erwähnenswert finde, dass auch wenn es sich um ein historisches Gebäude das in einigen Bereichen noch aus dem 15-16. Jahrhundert stammt, handelt, kann man diesen auch als weniger mobiler Mensch sich im einzelnen Anschauen! Das ist in der Tatsache begründet, dass ein kleiner Aufzug (in einer Nische) eingebaut werden konnte! Man könnte meinen, dass es der erste „Eingriff“ in die Bausubstanz wäre. Da wird der Besucher aber eines Besseren belehrt! Keine Ahnung wie oft innerhalb der Burg darauf verwiesen wurde, was für eine Bewandtnis die einzelnen „Spuren“ dort haben! Das interessante an seiner Geschichte ist, dass es NIE eine Residenz gewesen war und die meiste Zeit anderen Zwecken gedient hatte, als das offensichtliche! Aber wie man es von mir kennt, alles der Reihe nach!
Die Albrechtsburg hatte diese Bezeichnung nicht von Anfang an gehabt. Es soll an deren Erbauer Herzog Albrecht (den beherzten) erinnern. Er und sein Bruder der Kurfürst Ernst haben den führenden Architekten der Zeit Arnold von Westfalen mit einem Umbau beauftragt. Das gestaltete sich alles andere als einfach. Wie man es sich vorstellen kann, durch den felsigen Untergrund war dieser alles andere als stabil. Das führte mehrmals dazu, dass bereits fertiggestellte Bauabschnitte in sich zusammengestürzt sind. Gleichzeitig war der „Architekt“ mit zahlreichen anderen „Projekten“ in einem sehr weiten Radius betraut, sodass er nur sporadisch nach dem Rechten schauen konnte. 1470 konnte damit begonnen werden, leider es entwickelte sich anders, als erhofft: bei einem Arbeitsunfall verunglückte Arnold 1482 tödlich. Um 1500 soll wurden dann als letztes die Dächer fertiggestellt. Dennoch bereits ab 1485 wird das gotische Schloss nur noch sporadisch besucht, weil andere Aufenthaltsorte „bevorzugt“ wurden, die im Gebiet der heutigen Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt lagen.
Die nicht mehr benötigte Burg diente zuerst, weil Leipzig 1547 belagert wurde, zeitweise als eine „Notunterkunft“ der dortigen Uni. Wenn es dabei bliebe… Im Dreißig Jährigem Krieg wurde die Burg von den schwedischen Truppen besetzt, die sich auf beim Inventar „vergriffen“ haben. Es heißt aufgrund dessen die Inneneinrichtung zerstört wurde. Machen wir einen Sprung ins frühe 18. Jahrhundert: unter Kurfürst August dem Starken und seinen Nachfolgern ab 1710 über 150 Jahre dienten alle Räume vom Keller bis zum Dachboden der Porzellanherstellung! Noch heute sind die Spuren deutlich sichtbar, weil die Wagen mit ihren Rädern diese während ihrer Benutzung hinterlassen haben. Zusätzlich mit Pferdekraft betriebene Mühlen ebenso. Um die Lasten besser von A nach B transportieren zu können, wurden zum Teil (bis heute erhaltene) Hacken in den Wänden und Decken eingelassen. Es soll aber so belassen werden, weil es ein Zeitzeugnis für diese Phase der Nutzung der Albrechtsburg dienen soll. Meißner Porzellan ist bis heute ein Synonym für Qualität aber sicherlich ist diese Tatsache weniger bekannt innerhalb ihrer Geschichte! In dem Zusammenhang finde ich es erwähnenswert, dass auch in diese frühe Phase der Einbau des ersten (Lasten)Aufzugs 1732 erfolgte.
Mitten in Betrieb der Porzellanmanufaktur brach auch noch 1773 ein Brand aus, der erhebliche Schäden nach sich führte: dadurch, dass ein Turm ins innere bis in die 1. Etage stürzte, konnten weite Bereiche nicht mehr in der bisherigen Form genutzt werden. Das war der Beginn vom langsamen Verfall, der im Endeffekt dazu führte, dass auf Betreiben des Altertumsvereins, der die Burg mit ihrer historischen Bedeutung für die Nachwelt sichern wollte, sich dafür stark machte, dass die Porzellanherstellung in eigenen Räumen außerhalb dieser Mauern verrichtet werden soll. Das wurde dann auch 1852 umgesetzt.
Ab 1855 begann dann die Sanierung: im Gegensatz zu heute, hat man sich dazu entschlossen „eigene Ideen“ zur Geltung bringen zu lassen. Das fängt beim zusätzlichem (4. Geschoss) an, über die Neugestaltung der Innenräume im neogotischen Stil unter der Gesamtleitung von Wilhelm Rossmann und 11 weiteren Handwerkern. Es wird insbesondere an die Geschichte des Hauses Wettin gedacht mit Darstellungen der Mitglieder des Hauses mit ihren Gattinnen als auch als Monumentalgemälde mit wichtigen Ereignissen aus der Chronik Sachsens. In Verbindung mit „passenden“ Möbel sollte es dann als eine „Gedenkstätte“ dienen. Wer die mittelalterlichen Burgen kennt, wird mir sicherlich Recht geben, dass diese in der Gestaltung alles andere waren, als „quitschbunt“! Vielleicht sehe ich es zu kritisch aber für meinen Geschmack fand ich es einfach nur kitschig! In der Entstehungszeit galt das darüber hinaus als „Wegweisend“… Ab 1864 gilt das ganze als „Denkmalwürdig“. Die Ausgestaltung folgte dann in den Jahren 1874-85.
Was für mich ganz neu gewesen ist, dass während des 2. Weltkriegs die Albrechtsburg der Unterbringung der historisch wertvollen Kunstwerke (unter anderen aus Dresden, Aachen und das hiesige Porzellan) eingelagert wurden. In der neueren Geschichte ist interessant zu wissen, dass seit 2003 diese und weitere Burgen und Schlösser einheitlich unter eine gemeinsame Verwaltung gekommen sind. Das ist für jene wichtig, die die von ihnen angebotene Kombikarte (für eine bestimmte Dauer geltend) kaufen möchten. Das kann sich bei jenen lohnen, die beabsichtigen nicht nur eins zu besuchen. Eine weitere Neuerung war 2011, dass im Untergeschoss eine eigene Fläche für die regelmäßig stattfindenden Sonderausstellungen geschaffen wurde.
Die Meissener Albrechtsburg liegt weit sichtbar über dem Ort auf einer Anhöhe. Für weniger Mobile Menschen bedeutet das der Weg dahin für sie nicht geeignet ist! Das weiß ich aus eigener Erfahrung! Die anderen beiden Optionen sind kostenpflichtig (innerhalb einer Stadtrundfahrt bzw. der Aufzug). Auch das muss im Vorfeld bedacht werden!
Wir schauen uns gerne historische Geldmittel an. Was und aber sehr enttäuscht hatte, dass diese durchgehend als Kopien ausgewiesen wurden. Eine weitere für mich als es hieß, dass ein bestimmter Raum von einem (sehr berühmten) böhmischen Baumeister entworfen wurde, war meine Vorfreude um so mehr. Da hat man sich an den (noch vorhandenen) Unterlagen orientiert aber irgendwie ist das aus unserer Sicht nicht wirklich das was wir uns erhofft haben. Durch die durchwachsene Wahrnehmung der örtlichen Gegebenheiten möchte ich nach rückspreche sehr wohlwollende 3 Sterne für die Albrechtsburg geben. Wie immer gilt: am besten selbst testen![verkleinern]