Die Mindener Altstadt setzt sich aus der Unter- und Oberstadt zusammen. Jede von ihnen hat seine "Originale", wie sie in vielen Orten bekannt sind. Dieser freche Kerlchen, das man auf dem Weg zum Wochenmarkt bzw. der St. Martinikirche neben dem obersten Treppenabsatz zu finden ist, ist einer von ihnen. Es handelt sich um das "Mindener Butjer".
Damit versteht man zum einen den hiesigen Dialekt, der ausschließlich von jenen Familien verstanden und beherrscht wird, die seit Generationen in der... weiterlesen
Oberstadt beheimatet sind. Ihre Meinung, wie man sich denken kann, über die anderen Bewohner und erst recht die Fremden ist dementsprechend deftig. Das öffentlich kund zu tun, ist ein "Privileg", das dem Butjer zugebilligt wird. Bei jemandem, der als sehr gewitzt und clever daher kommt, läßt man solche Neckereien eher durch... auch wenn es nur noch eine Erinnerung an die Gegebenheiten vor über 150 Jahren darstellt.
Auch hier handelt es sich um eine Auftragsarbeit eines Schützenbataillons, der diese Sprache (Mindener Rotwelsch), sowie die Menschen, die damit verbunden waren, hochhalten. Es handelte sich um ein Kerlchen, der gerne Unsinn macht, doch wenn es unangenehm für ihn werden sollte, macht er sich lieber aus dem "Staub".
Die markantesten Eigenschaften sind schon eine gewisse Skepsis, die erwähnte Gewitztheit, sowie eine ausgesprochene Gelassenheit. Diese Eigenschaften sind an seiner Körperhaltung erkennbar. Das war bei der Auftragsvergabe im Jahr 1986 eine Voraussetzung gewesen, die umgesetzt werden sollte.
Der Mindener Butjer steht etwas erhöht auf dem St. St. Martinikirchhof. Unter seinen Füßen wurde ein Sockel angebracht, auf dem er steht. An der Figur selbst sind nur wenige Details erkennbar. Als erstes fallen die nackten Füße auf, die aus den Hosenbeinen hervorlugen. Schaut man sich die Bronzeplatte darunter, kann man auch lesen, mit wem man es herbei zu tun hat. In großen Lettern für immer verankert: Mindener Butjer
Die Kleidungsstücke scheinen reichlich zu groß bemessen zu sein, wie es lange üblich war, wenn man in der "Weinstadt" gelebt hatte und zu einer der weniger begüterten Familien angehört hatte. Das Alter läßt sich, aus meiner Sicht, irgendwie kaum bestimmen. Es ist eine Mischung aus Trotz und Selbstbewusstsein, die sich darin ablesen läßt, dass der Butjer seine Hände lässig in die Hosentaschen vergraben hatte. Dadurch erscheint es, dass der Pulli (oder etwas vergleichbares) eine weitere Tasche vorne gehabt hätte, wie es in den letzten Jahren so modisch gewesen wäre. Dagegen spricht aber, dass er eine Mütze auf dem Kopf trägt, wie sie um 1900 modern gewesen sind.
Ein besonderes Werk ist das, was wir auf unserem Streifzug durch Minden entdeckt haben. Was mir am besten gefallen hatte, ist der verschmitzte Gesichtsausdruck, der eine gewisse Verschlagenheit erkennen läßt. Es ist ein toller Einfall, wie es von dem Bildhauer und Maler Paul Wedepohl umgesetzt worden ist.
Die Skulpur als solche misst insgesamt 1,70 CM, die einem, wenn man direkt davor steht, einem geradewegs keck in die Augen blickt. Das macht den Mindener Butjer sehr sympathisch. Das es kein weißer Fleck bleiben darf, ist doch mein besonderes Anliegen und hoffe, dass es trotz der Länge, ebenfalls eine tolle Entdeckung gewesen ist! Uns gefällt es jedenfalls![verkleinern]